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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0155
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Die niederländische Landschaftsmalerei von l'atinir bis Bruegcl.

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Flucht nach Ägvpten noch ein religiöses Thema vortäuscht, ist die Staffage des Dresdener Bildes
mit dem später auch von Bruegel behandelten niederländischen Sprichwort vom Krämer und den
Affen eine rein sittenbildliche. Wohl die originellste Komposition des Meisters ist die Darstellung
des Schiffbruches einer Flottille in der Neapeler Galerie (Fig. 26). Den Vordergrund nimmt fast ganz
die in Aufsicht dargestellte See mit ihren stilisierten Wellenkämmen ein. Wilde, ganz in Patinirs
Manier gebildete Felsen schließen die Komposition ab und lassen nur am rechten Bildrande
einer weiten Horizontlandschaft Raum zur Entfaltung. Die Art, wie hier die See von der Bild-

Fig. 29. Cornelis Massys, Ankunft in Bethlehem.
Berlin, Kaiser-FrieJrich-Museum.

ebene bis an den fernen Horizont entwickelt wird, ist noch ganz Patinirsche Übung. Dagegen
verläuft das Felsengestadc diagonal in die Tiefe hinein. '

Direkt von Joachim Patinirs späten Gemälden leitet sich der Landschaftsstil des Cornelis
Massys ab. Da dieser Sohn des berühmten Meisters Quentin 1511 geboren und 1531 in die
Antwerpener Lucasgilde aufgenommen wurde, kann er in keinem direkten Schulverhältnis zu Patinir
gestanden haben. Kein Künstler seiner Generation malte so fein detaillierte Hintergründe, wählte
ein so Patinirsches Blau für die Berge der Ferne, war so maßvoll in der Wiedergabe der Felsen-
gebirge wie er. Dennoch geht er weit über die bloßen Nachahmer Patinirs hinaus. In seinen
größeren Gemälden übernimmt er zwar im allgemeinen die erzählende Weltlandschaft, sucht sie aber
von einem möglichst einheitlichen Augpunkt aus als weiten Naturausschnitt zu gestalten. So stellt
er auf seiner Rückkehr des verlorenen Sohnes von 1538 im Amsterdamer Rijkmuseum (Fig. 27) die
Landschaft als Ausblick von einer Berghöhe dar. Die Ferne läßt er nicht sich ins Uferlose verlieren
sondern schließt sie wieder durch Berghöhen ab. Er führt auch nicht wie Herri met de Bles die
Entwicklung der Tiefe aus dem Bilde heraus sondern in das Bild hinein, parallel zu der diagonalen

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