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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0156
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Ludwig von Baldass.

Terrainwelle, die den Vordergrund abschließt. Eine ähnliche Fernlandschaft erkennen wir auf
einem kleinen Bildchen der Wiener kaiserlichen Gemäldegalerie (Fig. 28), in dem ich gleichfalls die
Hand des Cornelis Massys erkennen zu können glaube. In dieser Landschaft, wie bei den Bildern mit
dem heiligen Hieronymus im Antwerpener Museum 1 und mit dem Gang Mariens über das Gebirge im
Wiener Kunsthandel, ist im Aufbau der Patinirsche Einfluß besonders offensichtlich. Entwicklungs-
geschichtlich wichtiger ist ein kleines Gemälde des Meisters, das fast als reiner Naturausschnitt be-
zeichnet werden kann. Die Landschaft des Kaiser-Friedrich-Museums in Berlin von 1543 mit der

Fig. 3o. Kupferstich nach Matthijs Cock, Hero und I.eander.

Ankunft Marias und Josefs in Bethlehem (Fig. 29) ist durch einen einfachen Höhenzug abgeschlossen.
Die Aufsicht ist so gut wie überwunden. Die Naturbeobachtung ist freilich nicht so unmittelbar
wie bei dem Braunschweiger Monogrammisten. Während die Gebäude und Figuren des Berliner
Bildchens ganz dem vlämischen Dorfleben entnommen scheinen, haftet den Einzelheiten der eigent-
lichen Landschaft, den Gräsern, Sträuchern, Bäumen noch ein schematisierendes Element an, wel-
ches es verbietet, das Gemälde als eine nach unmittelbaren Naturstudien entstandene Schöpfung
aufzufassen.2 Auf derselben Stilstufe wie diese Ankunft in Bethlehem von Cornelis Massys steht
eine kleine noch unbestimmte Tafel, die aus der Sammlung von Kaufmann in die Sammlung

1 Abgebildet in Friedländers Meisterwerken in Brügge 1902, T. 07.

2 Ganz als Romanist zeigt sich hingegen Cornelis Massys auf einem Gemälde, das 1912 Kleinberger in Paris besaß.
Es ist dies das gemalte Urbild des bekannten Stiches mit der Allegorie der Tugend zwischen Fleiß und Trägheit. Nach
Nagler (Monogrammisten 11,432, S. 169 f.) soll der Komposition eine Zeichnung des Sicciolante da Sermonetta zugrunde
liegen. Er erwähnt ein Gemälde dieses Gegenstandes in der Eremitage zu Petersburg (nicht in Somoffs Katalog von 1899,
auch von Waagen nicht erwähnt), das nach der Beschreibung der Landschaft im Hintergrund mit dem Kleinbergerschen
Bilde identisch zu sein scheint.
 
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