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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Baldass, Ludwig: Die niederländische Landschaftsmalerei von Patinir bis Bruegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0162
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Ludwig von Baldass.

wie die Vordergrundkulisse mit dem Maler, wie das Floß, wie die Höhlen unten im Felsen, be-
gegnen uns hier wie dort. Dennoch wage ich es nicht, eine direkte Beeinflussung anzunehmen.
Das Landschaftsbild Bruegels ist reicher als das Mostaerts und nähert sich in seiner starken Auf-
sicht viel mehr wie dieses dem Typus der Patinirschen Weltlandschaft. Der die Starfagefigür-
chen hinzufügende Stecher suchte die Aufsicht dadurch zu motivieren, daß er jene nicht auf die
Erde sondern hoch in die Luft versetzte.

Im Jahre 1561 gab Hieronymus Cock den umfangreichsten Stich nach einer Bruegelschen
Komposition heraus. Es ist die Darstellung einer Seeschlacht in der Meerenge von Messina. Ofi'en-

Fig. 34. Kupferstich nach Peter Bruegel, Die Erhöhung der Psyche.

bar ist die topographische Aufnahme während Bruegels italienischer Reise entstanden. Die Original-
zeichnung befand sich 1617 im Besitze Georg Hoefnagels, der sie einem neuen Stiche ohne den
in der Cockschen Reproduktion hinzugefügten Flottenkampf zugrunde legte.1 Den Vordergrund
dieser vedutenhaften Ansicht nimmt allein die See ein, das landschaftliche Bild schließen die Küsten
halbkreisförmig ab. Derselben Kompositionsart begegnen wir auf einem Gemälde der Galleria Doria
in Rom mit einer Ansicht des Hafens von Neapel (Tafel XVII). Vieles spricht dafür, daß sich in
diesem Bilde ein frühes Gemälde Peter Bruegels erhalten hat.2 Entwicklungsgeschichtlich steht es

1 van Bastelaer, Kstampes, Nr. 97.

2 Ludwig Burchard (Amtliche Berichte aus den königl. Kunstsammlungen XXXIV, August K)l3, Sp. 234) machte auf
dieses Gemälde (h. 40, br. 6g cm) aufmerksam und warf die Frage auf, «ob uns in dieser Komposition nicht ein Frühwerk
des Pieter Bruegel aus der Zeit seiner Italienreise erhalten sein könne». Leider konnte ich die Bestimmung Burchards
nicht mehr vor dem Originale überprüfen. Friedländer (Von Kyck bis Bruegel) hat das Gemälde nicht in seine Liste auf-
genommen. Das Inventar Granvellas von 1G07 enthielt folgendes mit der Neapeler Vedute bei Doria möglicherweise iden-
tische Gemälde: «Navires en mer tranquille, avec pelites figures en icelle et paysage lointain, de Pierre Brueghel, tenant
d'haulteur un pied trois polces deux quarts, largeur un pied treize polces, moulure noire.» Das Gemälde kam vielleicht in
 
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