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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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I. Teil: Abhandlungen
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Oldenbourg, Rudolf: Die Nachwirkung Italiens auf Rubens und die Gründung seiner Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0185
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Die Nachwirkung Italiens auf Rubens und die Gründung seiner Werkstatt.

«Anbetung der Könige» in Madrid, in der Rubens plötzlich jede Gebundenheit an die klassischen
Normen abstreift (Fig. 2).1

Wir finden hier kaum mehr die verbindenden Fäden zum Vorausliegenden: so frei ist die
Szene aus einer persönlichen Vorstellung heraus geschaffen, so frisch und neu quillt jedes einzelne
Motiv aus der Erzählerlust des Künstlers, dem plötzlich die Zunge gelöst zu sein scheint. Woher
dieser Reichtum an individuellen Köpfen und Bewegungen, die Mannigfaltigkeit und spontane
Frische der Aktionen, die gewaltsame Füllung des Rahmens, in der sich das Handeln der Figuren

Fig. II. Rubens, Juno und Argus.
Köln, Wallraf-Richartz-Museum.

zu ungeheurer Energie verdichtet? Warum spielt die Szene bei Nacht und Fackelbeleuchtung?
Es ist kaum nötig, an die Lichteffekte und die gedrängte Bildfüllung Caravaggios zu erinnern.
Viel wichtiger als die Ubereinstimmung ist die Art der Abweichung oder vielmehr die Un-
befangenheit, in der Rubens hier frei von allen fremden (auch Caravaggios) Ausdrucksformen
seiner sprudelnden Laune die Zügel schießen läßt. Waren je einem seiner Vorgänger, ja ihm
selber so ansprechende Einzelzüge gelungen wie etwa die Pagen der drei Könige, von denen der
eine artig neben seinem Herrn kniet und die Fackel vorsichtig abkehrt, der andere eine lebhafte
Äußerung macht über das Kästchen, das er trägt, und der dritte, ein possierlicher kleiner Neger,

1 Unsere Abbildung zeigt das Gemälde in seiner ursprünglichen Form, ohne die Erweiterungen, die Rubens laut Pacecho
1628 an ihm vornahm.
 
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