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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 34.1918

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II. Teil: Quellen zur Geschichte der kaiserlichen Haussammlungen und der Kunstbestrebungen des Allerdurchlauchtigsten Erzhauses
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Loehr, August: Die Münzen- und Medaillensammlungen des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este
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https://doi.org/10.11588/diglit.6169#0261
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II

l>ie Münzen- und Medaillensammlungen des Erzherzogs Franz Ferdinand von Österreich-Este.

diese Neuerwerbungen sind in die erste Serie eingereiht
und bilden mit ihr einen selbständig als «Sammlung
des Er^her^ogs Franz Ferdinand» vom kaiserlichen
Münzkabinett verwalteten Bestand. Die erwähnte Sekun-
därsammlung, die wegen ihres Inhaltes im Rahmen
der Estensischen Sammlung ausgestellt ist, enthält der
Hauptsache nach weitere Exemplare von in der Haupt-
serie beschriebenen Austro-Estensischen Medaillen; die
wenigen anderen Stücke werden in dem eben zu ver-
öffentlichenden Katalog der Estensischen Sammlung
angeführt werden.

Als Kern der ganzen Sammlung kann in gewisser
Hinsicht die naturgemäß sehr reiche Folge der Austro-
Estensischen Medaillen (148, 160—184) mit den dazu-
gehörigen in Wien geschnittenen Stempeln (326—331)
angesehen werden. Da über diese Folge eine eigene
große Publikation x) erschienen ist, erübrigt sich wohl
ein näheres Eingehen. Nur auf die von Crespellani
und von Heyden nicht erwähnte, in allen drei Metallen
ausgeprägte kleine Modenesische Verdienstmedaille von
Radnit^ky (Nr. ijn.—180) sei hingewiesen; noch nö-
tige kleine Ergänzungen könnten nur in Modena vor-
genommen werden.

Diese Serie findet ihre Ergänzung durch gleich-
zeitige Medaillen auf Privatpersonen, die für Modena
interessant sind (Nr. 208, 20q, 212), und ältere mode-
nesische Münzen (Nr. 7—17), unter ihnen, als numis-
matische Besonderheiten hervorragenden Ranges, die
Goldabschläge des Ducatones und der Lira sowie
Doblonen und Doppien Francescos I. Hieran schließen
sich Medaillen auf die Stammeltern der Tertiogenitur
und auf Mitglieder der Primo- und Secundogenitur
des Kaiserhauses (122 —146, 14g, i5o), darunter wenig
oder gar nicht bekannte Porträte, dann solche auf
die sardinischen Verwandten (i85—188) und einige
andere italienische Fürsten, Private und Orte (i56 bis
i58, 197, igg, 211, 213) sowie italienische Münzen (r—6,
18—28).

Einige, wohl gelegentliche Erwerbungen Herzog
Franz V. und die 84 Stücke aus der Wermuthschen
Kaiserserie (2g—37, igß—igö, 201—202, 214 und
38—121) können hier übergangen werden. Der be-
rühmte Medagliere Estense ist ja in Modena geblie-
ben; immerhin sind ein paar wohl von Obi^zi her-
rührende recht bedeutende italienische Medaillen der
Renaissance und des Barock zu erwähnen. An erster
Stelle steht hier die als «Pastorino» bezeichnete Gruppe,
die durch die Medaillen auf den Kardinal Luigi d Este
(i5g), dann durch die zwei prachtvollen Güsse auf
Isabella Trotti Negrisoli (206) und Hieronyma Sacrata
(210) vertreten ist; diesen darf wohl ein sehr beachtens-
wertes Stück in ausgezeichneter Erhaltung, der so gut
wie unbekannte Ettore Podocataro (207), angereiht
werden. Von Padovano ist die ebenfalls sehr schöne
Medaille auf König Sigismund I. von Polen (ig2), von
einem unbekannten Künstler stammt der Alessandro de
Medicis (18g), von Paladino eine posthume Medaille
auf Papst Eugen IV. (i5y), unbekannten Papstsuiten
des XVI. Jahrhunderts gehören zwei Medaillen auf
Urban I. und Marcus I. (i5i, 152) an. Ein sehr merk-
würdiges Stück ist der rustikale, Anaximenes genannte
Guß 200.

') Arsenio Crespellani, Medaglie Estensi ed Austro-Est

Als schöne Barockstücke müssen Soldanos Mancini
(203), Molas und Dupre's Erzherzogin Maria Magda-
lena (iqo), dann der wohl Morone-Mola zuzuschreibende
Alexander VII. (i54) und Hameranis Innozenz XI. (l55)
genannt werden.

Französische Arbeiten sind außer der eben er-
wähnten Erzherzogin Maria Magdalena von Dupre
noch Dassiers Montesquieu (20s) und ein zweiter
Montesquieu von einem Unbekannten (204).

Als Künstler der schon erwähnten Medaillen des XVIII.
und XIX. Jahrhunderts seien noch erwähnt zunächst die
Italiener, vielfach Meister der sogenannten ^Schwarzen Me-
daillen^: Putinati (165, 188, 107, 2i3), Vassallo (i3j, 140),
Manfredini (i38, i3p, 140), Gossa (176, 182) in Mailand:
Ferraris (144), Carlo Lavy (185), Amadeo Lavy (186, 187)
in Turin; Pasinati (156) und Cerbara (157, 199) in Rom:
dann Segnani (212), Stiore (211), Tonelli (171), Zapparelli
(208, 20g) und schließlich Grottolini (172, 173), Mainoni (i~3.
174, 175) und Malava.si (164, 174, 17g), die in ganz eigen-
tümlicher, nicht ungefälliger Gußtechnik arbeiteten.

Von deutschen Künstlern sind außer Wermuth (38—1211
vertreten: Matthäus Donner (i23, 124, 125, 128, 12g), Werner
(122), Widemann (126, 149), Toda(i27, 128), Kaiserswerth
(149), J. N. Wirth (i3o), Detter (i3i), Heuberger (202), Har-
nisch (i32), Posch (mit den schönen Eisengüssen der drei
alliierten Monarchen 134, 147, 191), Schön (145), Roth (146).
Radnitzky (179,180,181) und besonders der von den Herzogen
Franz IV. und V. mit Aufträgen versehene Josef Lang (148.
160, 161, 167, 168, 169, 177, 178, und die Stempel 32Ö—331),
dann weiter Voigt (158), Schinkel und König (201), Ach-
leithner (194), Drentwett (193, 196), Kämmerer (196).

Dazu kommt der belgische Architekturmedailleur Jacques
Wiener (195) und der Engländer Halliday (i3§).

Die eingetauschten Neuerwerbungen stellen eine
ausgewählte lange Reihe von für die österreichische
Numismatik äußerst wichtigen Stücken dar (2i5—278);
darunter sind von ganz besonderem Interesse ein Kärnt-
ner Schautaler Maximilians I. (215), der erste datierte
Wiener Taler (217), mehrere Goldabschläge (23g, 247,
248, 25g), Doppeltaler (238, 24g, 254) und Klippen
(243, 246), der dreifache Taler der Münzstätte Neisse
1624 (241), der Brügger Patagon von 170g (25q), der
Dukat des Herrn Wilhelm von Rosenberg (275) und
eine vierfache Dukatenklippe des Salzburger Erzbischofs
Wolf Dietrich (274).

Bei der Auswahl der Medaillen wurde gleichfalls
auf die Intentionen des Erzherzogs Franz Ferdinand
und auf den Charakter des ursprünglichen Bestandes
Bedacht genommen.

So erscheint zunächst eine Anzahl auf das
Kaiserhaus sich beziehender Medaillen mit
mehreren wenig oder gar nicht bekannten Stücken, wie
ein posthumer Jeton Kaiser Friedrichs III. (27g), eine
Medaille auf die Kaiserkrönung Leopolds I. (282), auf
den Carlowitzer Frieden (281) und auf Leopolds Feld-
herrn Herzog Karl V. von Lothringen (ß05), eine in-
teressante Schraubmedaille auf den Hubertusburger
Frieden (28g) [ein anderes Schraubstück (273) noch mit
Einlage wurde aus einem braunschweigischen Taler an-
gefertigt] und mehrere selten gewordene Ausgaben von
Verdienst- und Ehrenmedaillen (2g2, 2gg, 2g5—2gg).

Diese Stücke stammen von Wermuth (280), P. H. Müller
(ein hübscher Jeton auf den Rastättcr Frieden, 284), M.Donner

•nsi, Modena 1893.
 
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