Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

DOI Artikel:
Glück, Gustav: Rubens' Liebesgarten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0072
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6o

Gustav Glück.

in Peter Pourbus' großem Liebesfest gipfeln sahen, mag ihm manche bekannt geworden sein.
Sicherlich hat er aber die holländische Gesellschaftsmalerei eines Buytewech, eines Esajas van de
Velde, eines Dirck Hals wohl gekannt, die aus denselben Präzedentien hervorgewachsen war und

in der Szenen aus dem Leben
der Soldaten und Dirnen mit
solchen aus der guten Gesell-
schaft abwechseln.

Zu diesen Anregungen kommt
noch etwas anderes hinzu. Es
scheint, daß Rubens durch seine
zweite Heirat mit der jungen
schönen Helene Fourment in
einen viel lebhafteren gesell-
schaftlichen Verkehr hineingera-
ten ist, als er ihn je vorher ge-
pflogen hatte. Von seiner ersten
Frau Isabella Brant hat man —
obwohl es an Beweisen dafür
fehlt — das Gefühl, daß sie
trotz ihrer Liebenswürdigkeit und
Güte, trotz ihrer von dem gro-
ßen Gatten gerühmten guten
Laune doch etwas zu hausbacken
gewesen sein dürfte, um sich
dem Schwünge eines erhöhten
gesellschaftlichen Daseins voll hin-
geben zu können. Selbst in den
schönen Worten, die Rubens dem
Andenken seiner ersten Frau in
dem bekannten Schreiben an
Peiresc gewidmet hat, glaubt
man etwas Ahnliches zwischen
den Zeilen lesen zu können; noch
stärker wird aber dieses Gefühl,
wenn man die Bildnisse Isabellens
betrachtet, die uns erhalten ge-
blieben sind. Einen leisen Zug
von Befangenheit, ja fast von
Schüchternheit glaubt man selbst
aus ihren Zügen und ihrer Hal-
tung auf dem berühmten Doppel-
bildnis der Münchner Pinako-
thek wahrzunehmen, das im Früh-
jahr oder Sommer 1610 gemalt
sein muß und die erst etwa ein
halbes Jahr verheiratete achtzehnjährige junge Frau zu Füßen ihres Mannes sitzend vorstellt.
Noch jung und reizvoll, kaum über fünfundzwanzig Jahre alt, erscheint sie in der Aufnahme des
Porträts mit dem Fächer im Kaiser - Friedrich - Museum zu Berlin; wir sagen: in der Aufnahme,
da die Züge offenbar einer weit früheren Zeit angehören als die Malweise des Bildes und da es

Fig. 10. Rubens, Vorstudie zum Liebesgarten.
Handzeichnung in Frankfurt a. M., Städelsches Institut.
 
Annotationen