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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Glück, Gustav: Rubens' Liebesgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0073
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Rubens' Liebesgarten.

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uns wahrscheinlich vorkommt, Rubens habe hier eine ältere Studie nach längerer Zeit, viel-
leicht sogar nach dem Tode der Dargestellten, wieder vorgenommen und durch Anstückung
und Ubermalung zu dem schönen Bildnisse gemacht, das wir heute vor uns sehen. Schon
voller und zugleich reizloser erkennen wir sie — etwa dreißigjährig, also um 1620 gemalt
~~ wieder auf einem Porträte, das uns in zwei nicht ganz hervorragenden und auch nicht
gleichwertigen Exemplaren im Haag und in der Wallaceschen Sammlung in London erhalten
geblieben ist.1 Wenige Jahre später und genau gleichzeitig sind zwei Aufnahmen anzu-
setzen, die die früh ge-
alterte und schon fast
behäbig aussehende
Frau in ganz ver-
schiedener Auffassung
wiedergeben: Rubens
Brustbild in der Samm-
ll'ng des Herrn Mar-
cus Kappel in Berlin,
das vor kurzem durch
Wilhelm von Bode
bekanntgemacht wor-
den ist2 und das wohl
nur in den Gesichts-
zügen völlig eigen-
händig zu sein scheint,
und Van Dycks Knie-
stück in der Ermitage
zu Petersburg, bei dem
die richtige Bestim-
mung des Malers auf
denselben Gelehrten
zurückgeht. Das noch
urn ein paar Jahre
später entstandene, im
Helldunkel besonders
vollkommene Bildnis
Isabellas von Rubens'
Hand in den Uffizien
zu Florenz ist das
Letzte in der Reihe;

hier hat er diese seine Frau in ihrem schlicht bescheidenen Wesen, nur mit einem Gebetbuch
in der Hand, kurz vor ihrem Tode (1626) wiedergegeben und in ihr Gesicht, das eher dicker und
schwammiger geworden ist, mischt sich ein leicht kränklicher Zug, der besonders auf der schönen
Vorzeichnung im Britischen Museum kaum zu verkennen ist.3

Fig. 11. Rubens, Vorstudie zum Liebesgarten.
Handzeichnung in Amsterdam, Museum Fodor.

1 Vgl. hiezu unsere Bemerkungen in Wickhoffs Kunstgeschichtlichen Anzeigen 1905, S. 55, Nr. 43. Das eigentliche
Original dürfte sich danach in der Sammlung Erzherzog Leopold Wilhelms befunden haben. Eine Kopie auch in Windsor.
3 Jahrbuch der königlich preußischen Kunstsammlungen XXXV, (1914), S. 221.

3 Das von Rooses (L'Oeuvre de Rubens IV, p. 135, Nr. 899) beschriebene Bild im Besitze des Herzogs von Norfolk
scheint eine Kopie nach diesem Porträt in Florenz zu sein. Die folgenden von Rooses (a. a. O.) verzeichneten Bildnisse
stellen nicht Isabella Brant vor: 895. Windsor, königliches Schloß, Porträt einer jungen Dame, von Adolf Rosenberg
(Rubens, S. 33/) ebenso irrig als Helene Fourment (?) bezeichnet, als Arbeit Rubens' durch die auf die Rückseite gemalte
Skizze zu einem Bilde der Enthaltsamkeit Scipios beglaubigt; 896. Florenz, Uffizien, Freie Kopie des vorerwähnten
 
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