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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Glück, Gustav: Rubens' Liebesgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0074
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Gustav Glück.

In allen diesen Bildnissen Isabellas von Rubens glauben wir die biedere, tüchtige Hausfrau
zu erkennen, die ihrem Manne und ihren Kindern lebte und in ihrer Häuslichkeit aufging.
Der Stil, in dem der große Meister sein Leben führte, hat sich ohne Zweifel mit der Zeit
gewaltig vergrößert; drei reizende Kinder: Clara Serena, die freilich schon früh (i623) starb,
Albert und Nicolas, hatte Isabella ihm geschenkt; das schöne Haus mit großem Garten, das
Rubens schon 1611 kaufte, zu einem prächtigen Palast ausgestaltete und endlich 1615 bezog, mag
der Hausfrau genug zu tun gegeben haben, ebenso wie die Verpflegung der stetig wachsenden
Schaar von Schülern und Gehilfen, die der Meister zu seinen großen Aufträgen brauchte. Bis zum
Tode Isabellas dürfte das Ehepaar für gesellige Vergnügungen kaum allzu viel Zeit gefunden

Fig. 12. Rubens, Vorstudie zum Liebesgarten.
Handzeichnung in Amsterdam, Museum Fodor.

haben, zumal da das Haus mit seinen Nebentrakten vielfach umgebaut wurde. Anders scheint es
geworden zu sein, als Rubens nach vierjährigem Witwerstande ernstlich daran dachte, sich wieder
zu verehelichen. Seine gesellschaftliche Stellung war damals so groß, daß man ihm allgemein riet,
eine adelige Hofdame zu wählen; ja es muß sich uni eine bestimmte Person gehandelt haben, da
er selbst sagt, er hätte sich nicht dazu entschließen können, seine Freiheit gegen die Umarmungen
einer alten Frau zu vertauschen. Er fürchtete bei der Gefährtin den Hochmut, «jene Geißel des
Adels», und wählte lieber ein bürgerliches Mädchen aus guter Familie, von der er glauben durfte,

Bildes; 902. Gegenwärtig: Philadelphia, Johnson G. Johnson, Bildnis einer jungen Frau mit der Jahreszahl 1622, von
\V. R. Valentiner (im Katalog der genannten Sammlung II, Nr. 67, und Zeitschrift für bildende Kunst, N. F. XXI (1910),
S. 228) Van Dyck zugeschrieben, unserer Ansicht nach eine schon an der Komposition und an der spießbürgerlichen Auf-
fassung leicht erkennbare, vortreffliche Arbeit Cornelis de Vos', der manchmal den Jugendwerken Van Dycks überraschend nahe
kommt (dieselbe Meinung vertritt jetzt auch R. Oldenbourg, Die flämische Malerei des XVII. Jahrhunderts, Berlin 1918. S. 78).
 
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