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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Glück, Gustav: Rubens' Liebesgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0083
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Rubens' Liebesgarten. J i

holungen auf Leinwand und Kupfer kommen auf Versteigerungen im Laufe des XVIII. Jahrhun-
derts vor.1

Alle die uns bekannten Exemplare stimmen mit dem Rothschildschen, wenn man von ganz
Unbeträchtlichen Einzelheiten absieht, in der Komposition völlig überein. Auffallend ist zunächst,
daß die Figuren im Verhältnis zur Bildfläche viel kleiner sind und daher auch viel weniger den
Raum füllen als auf dem Gemälde in Madrid, wo der Architektur und der Landschaft neben den
S1ch fast drängenden menschlichen Gestalten nur wenig Platz bleibt. Auf dem Rothschildschen
Bilde sind die Gruppen des Vordergrundes etwas lockerer angeordnet und um einige Personen
vermehrt, während die in der offenen Halle des Bildes in Madrid scherzenden vier Frauen und
zwei Männer gänzlich fehlen. Ziemlich genau stimmen die beiden ersten Paare überein, obwohl

Fig. 19. Kopie nach Rubens' Liebesgarten.
Wien, Gemäldegalerie.

Sle auf dem Rothschildschen Bilde ein wenig mehr auseinandergerückt erscheinen. Bei dem ersten
Paare fallen aber einige kleine Verschiedenheiten auf, die für unsere Untersuchung wichtig
smd, weil sie schon die Unterschiede des künstlerischen Wertes der beiden Exemplare erkennen
lassen. Der Kavalier des Madrider Gemäldes faßt seine Schöne viel zarter an als der des
Rothschildschen: dort verschwindet seine linke Hand hinter einer Masche des rechten Ärmels der
Dame, seine rechte ist leicht gebogen, beide greifen nicht eigentlich zu; hier aber sind die Finger
beider Hände ausgestreckt und liegen platt und plump auf dem Gewände der Frau. Der kleine
Amor des Madrider Bildes hat Vogelflügel, der des Rothschildschen Schmetterlingsflügel; auf
)enem stößt er mit der Rechten die Dame nach vorwärts, während er in der Linken den
Bogen hält, auf diesem stemmt er beide Händchen gegen die Schöne an. Gerade in den

1 Diese aufgezählt bei Rooses, L'Oeuvre de Rubens IV, p. 68 und 69. Derselbe, Rubens, sa vie et ses Oeuvres, p. 593,
erwähnt noch eine Kopie im königlichen Schlosse zu Neapel.
 
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