Ruhens' Liebesgarten.
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galerie.1 Es ist ein lebensgroßes Bild von einem besonders hohen und schmalen Format, das die
Figur enge umschließt und nur rechts ein wenig Luft läßt (die linke Seite zeigt eine wohl
aus dem XVIII. Jahrhundert herrührende, etwa 9 cm breite Anstückung, die bei unserer Ab-
bildung auf Tafel X weggelassen ist). Helene steht hier fast nackt auf einem roten Teppich,
das nicht sehr reiche blonde Haar ist mit Hilfe einiger weißer Bänder aufgebunden und mit ihren
beiden Händen sucht sie ihre Blößen durch ein paar aufgeraffte Gewandstücke, ein weißes Hemd
und einen schwarzsamtenen, mit dunkelm Pelz verbrämten Mantel zu bedecken. Die ganze
Fig. 27. Rubens, Das Urteil des Paris (Ausschnitt).
Madrid, Prado.
Haltung hat etwas ungezwungen Zufälliges: es hat fast den Anschein, als wollte sie mit den
Händen den Pelzmantel vor dem Herabgleiten bewahren. Gegen die übliche Annahme, dieses
Bild sei in der ersten Zeit der Ehe, ja in den Flitterwochen entstanden, sprechen zwar nicht die
keusch anmutige Erscheinung der jungen Frau, wohl aber die Formen des Körpers. Dieser ist
1 Die Bezeichnung cPelzchen, (het pelsken) geht wohl auf den Meister selbst zurück, da das Bild in der Abhandlung
von Rubens' Nachlaß so bezeichnet wird: «Aengaende de comrefeytsels van desselffs heer afflyvigens huysvrouwen ende
van hem selven daerop corresponderende, alsoo hy by synen voors. testamente begeert ende geordonneert heeft, dat die
sullen volgen aen hcnne respective kinderen, ende de schilderye genaemt het pelsken, aen syne als doen teegenwoor-
dige huysvrouwe, sonder iet daervon te geven oft intebrengen, dwelch hier oock dient p. memorio: Antwerpsch Archieven-
blad II, p. 93.
XXXV. 11
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galerie.1 Es ist ein lebensgroßes Bild von einem besonders hohen und schmalen Format, das die
Figur enge umschließt und nur rechts ein wenig Luft läßt (die linke Seite zeigt eine wohl
aus dem XVIII. Jahrhundert herrührende, etwa 9 cm breite Anstückung, die bei unserer Ab-
bildung auf Tafel X weggelassen ist). Helene steht hier fast nackt auf einem roten Teppich,
das nicht sehr reiche blonde Haar ist mit Hilfe einiger weißer Bänder aufgebunden und mit ihren
beiden Händen sucht sie ihre Blößen durch ein paar aufgeraffte Gewandstücke, ein weißes Hemd
und einen schwarzsamtenen, mit dunkelm Pelz verbrämten Mantel zu bedecken. Die ganze
Fig. 27. Rubens, Das Urteil des Paris (Ausschnitt).
Madrid, Prado.
Haltung hat etwas ungezwungen Zufälliges: es hat fast den Anschein, als wollte sie mit den
Händen den Pelzmantel vor dem Herabgleiten bewahren. Gegen die übliche Annahme, dieses
Bild sei in der ersten Zeit der Ehe, ja in den Flitterwochen entstanden, sprechen zwar nicht die
keusch anmutige Erscheinung der jungen Frau, wohl aber die Formen des Körpers. Dieser ist
1 Die Bezeichnung cPelzchen, (het pelsken) geht wohl auf den Meister selbst zurück, da das Bild in der Abhandlung
von Rubens' Nachlaß so bezeichnet wird: «Aengaende de comrefeytsels van desselffs heer afflyvigens huysvrouwen ende
van hem selven daerop corresponderende, alsoo hy by synen voors. testamente begeert ende geordonneert heeft, dat die
sullen volgen aen hcnne respective kinderen, ende de schilderye genaemt het pelsken, aen syne als doen teegenwoor-
dige huysvrouwe, sonder iet daervon te geven oft intebrengen, dwelch hier oock dient p. memorio: Antwerpsch Archieven-
blad II, p. 93.
XXXV. 11