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Gustav Glück.
hier schon ganz frauenhaft, das Fleisch ist an einigen Stellen, besonders an solchen, die durch
Mieder und Strumpfbänder häufig beengt werden, ein wenig schlaff geworden und auch die
Brüste werden von dem rechten Arm emporgehalten. Im ganzen erscheint hier Helene schlanker
als in den Bildnissen, die bald nach der Hochzeit entstanden sind; sie hat durch ihre Ge-
burten etwas von ihrer jugendlichen Fülle eingebüßt.
Fig. 28. Rubens, Die drei Grazien.
Madrid, Prado.
Wie ist aber Rubens dazu gekommen, seine junge Frau so darzustellen? Auf dem Wege
zum oder vom Bade, wie dies manchmal angenommen wird, ist sie sicherlich nicht. Pflegt man
sich dazu in einen Pelzmantel zu hüllen? Das Zufällige der Haltung macht eine andere Erklärung
wahrscheinlich. Wir wissen, daß Helene ihrem Gatten — besonders in der letzten Zeit seines
Lebens — nicht selten als Modell gedient hat. Wir denken hier nicht daran, daß dem großen
Künstler bei den meisten Frauengestalten der Schöpfungen seiner letzten Jahre der Körper seiner
schönen jungen Frau, vielleicht unbewußt, vorgeschwebt hat, sondern an ihre wirkliche Benützung
Gustav Glück.
hier schon ganz frauenhaft, das Fleisch ist an einigen Stellen, besonders an solchen, die durch
Mieder und Strumpfbänder häufig beengt werden, ein wenig schlaff geworden und auch die
Brüste werden von dem rechten Arm emporgehalten. Im ganzen erscheint hier Helene schlanker
als in den Bildnissen, die bald nach der Hochzeit entstanden sind; sie hat durch ihre Ge-
burten etwas von ihrer jugendlichen Fülle eingebüßt.
Fig. 28. Rubens, Die drei Grazien.
Madrid, Prado.
Wie ist aber Rubens dazu gekommen, seine junge Frau so darzustellen? Auf dem Wege
zum oder vom Bade, wie dies manchmal angenommen wird, ist sie sicherlich nicht. Pflegt man
sich dazu in einen Pelzmantel zu hüllen? Das Zufällige der Haltung macht eine andere Erklärung
wahrscheinlich. Wir wissen, daß Helene ihrem Gatten — besonders in der letzten Zeit seines
Lebens — nicht selten als Modell gedient hat. Wir denken hier nicht daran, daß dem großen
Künstler bei den meisten Frauengestalten der Schöpfungen seiner letzten Jahre der Körper seiner
schönen jungen Frau, vielleicht unbewußt, vorgeschwebt hat, sondern an ihre wirkliche Benützung