Rubens' Liebesgarten.
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dieser idealen Vereinigung der Familie das wichtigste Ehepaar, Rubens selbst und seine Gattin
Helene, fehlen? Rooses glaubte Helene in der Gestalt der hockenden Frau, die ihren Ellbogen auf
das Knie ihres Kavaliers stützt, erkennen zu sollen, — sicherlich mit Unrecht; denn Rubens hätte
seine eigene Frau nicht einem andern Manne zur Geliebten gegeben, als welche sie nach ihrer
Haltung deutlich erscheint. Wir glauben aber das Rubenssche Ehepaar mit Sicherheit in zwei
anderen Gestalten des Bildes ent-
decken zu können. Ebenso wie
das Paar auf dem Gemälde des
«Schloßparks» der Wiener Ga-
lerie dem bunten Treiben ein
wenig abgesondert zusieht, so steht
hier das erste Paar links (Fig. 3g)
etwas abseits und ist mehr mit
sich selbst beschäftigt als mit
den Anderen. Die junge liebliche
blonde Frau ist ohne Zweifel
Helene und der ältere Mann, der
sie mit zarten Händen umfaßt,
mit seiner stumpfen Nase, dem
kleinen braunen Vollbart und dem
schwarzen Schlapphut kann nie-
mand anderer sein als Rubens
selbst, der sich nur eine größere
Fülle von Locken gegeben hat,
als sie ihm in dieser Zeit mehr
zu eigen war. Der kleine Amor
schiebt die schöne junge Frau
dem alternden Meister mit seinem
Händchen zu. Diese Gruppe fehlt
als die wichtigste auf keiner der
Wiederholungen und in der Vor-
zeichnung für den oberen Teil
des Paares im Fodor-Museum zu
Amsterdam sind noch die Köpfe
andere, was sich leicht dadurch
erklärt, daß der Künstler zunächst
andere Modelle zu dieser Gruppe
benützen mußte, vielleicht seinen
Sohn Albert, mit dessen Zügen
der unbärtige Kopf der Studie
eine gewisse Ähnlichkeit aufweist,
und eine junge Verwandte des
Hauses. Erst in der Studie für
die ganze Figur der Frau im Städelschen Institut vermögen wir Helenens Gesicht und Haltung
wiederzuerkennen. Daß dieser Gruppe eine besondere Bedeutung, und zwar wahrscheinlich die
von uns angedeutete zukommt, geht auch daraus hervor, daß gerade sie noch im XVII. Jahr-
dert, also nicht lange nach Rubens' Tode, gesondert kopiert worden ist. Eine solche auf Holz ge-
malte Kopie (Fig. 40), die sicher noch aus dem XVII. Jahrhundert herrührt, kam vor kurzem im
Wiener Kunsthandel vor und hier schwebt über der Landschaft des Hintergrundes ein geflügelter
xxxv. i3
Fig. 40. Kopie aus Rubens' «Liebesgarten»
Wien, Kunsthandel.
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dieser idealen Vereinigung der Familie das wichtigste Ehepaar, Rubens selbst und seine Gattin
Helene, fehlen? Rooses glaubte Helene in der Gestalt der hockenden Frau, die ihren Ellbogen auf
das Knie ihres Kavaliers stützt, erkennen zu sollen, — sicherlich mit Unrecht; denn Rubens hätte
seine eigene Frau nicht einem andern Manne zur Geliebten gegeben, als welche sie nach ihrer
Haltung deutlich erscheint. Wir glauben aber das Rubenssche Ehepaar mit Sicherheit in zwei
anderen Gestalten des Bildes ent-
decken zu können. Ebenso wie
das Paar auf dem Gemälde des
«Schloßparks» der Wiener Ga-
lerie dem bunten Treiben ein
wenig abgesondert zusieht, so steht
hier das erste Paar links (Fig. 3g)
etwas abseits und ist mehr mit
sich selbst beschäftigt als mit
den Anderen. Die junge liebliche
blonde Frau ist ohne Zweifel
Helene und der ältere Mann, der
sie mit zarten Händen umfaßt,
mit seiner stumpfen Nase, dem
kleinen braunen Vollbart und dem
schwarzen Schlapphut kann nie-
mand anderer sein als Rubens
selbst, der sich nur eine größere
Fülle von Locken gegeben hat,
als sie ihm in dieser Zeit mehr
zu eigen war. Der kleine Amor
schiebt die schöne junge Frau
dem alternden Meister mit seinem
Händchen zu. Diese Gruppe fehlt
als die wichtigste auf keiner der
Wiederholungen und in der Vor-
zeichnung für den oberen Teil
des Paares im Fodor-Museum zu
Amsterdam sind noch die Köpfe
andere, was sich leicht dadurch
erklärt, daß der Künstler zunächst
andere Modelle zu dieser Gruppe
benützen mußte, vielleicht seinen
Sohn Albert, mit dessen Zügen
der unbärtige Kopf der Studie
eine gewisse Ähnlichkeit aufweist,
und eine junge Verwandte des
Hauses. Erst in der Studie für
die ganze Figur der Frau im Städelschen Institut vermögen wir Helenens Gesicht und Haltung
wiederzuerkennen. Daß dieser Gruppe eine besondere Bedeutung, und zwar wahrscheinlich die
von uns angedeutete zukommt, geht auch daraus hervor, daß gerade sie noch im XVII. Jahr-
dert, also nicht lange nach Rubens' Tode, gesondert kopiert worden ist. Eine solche auf Holz ge-
malte Kopie (Fig. 40), die sicher noch aus dem XVII. Jahrhundert herrührt, kam vor kurzem im
Wiener Kunsthandel vor und hier schwebt über der Landschaft des Hintergrundes ein geflügelter
xxxv. i3
Fig. 40. Kopie aus Rubens' «Liebesgarten»
Wien, Kunsthandel.