E. Tietze-Conrat.
In Frankreich arbeitet eine ganze Generation von Bildhauern, von ausgezeichneten Künstlern,
nach den Entwürfen des allmächtigen Malers Lebrun, der mit seinen Erfindungen den köstlichen
Schmuck der Gärten regiert, die Grabskulptur in durchaus malerische Bahnen drängt.
Hier galt es große monumentale Werke, denen die Maler die Erfindung liehen. Bei den
Arbeiten der Kleinkunst bestätigen die zahlreichen literarisch überlieferten Beispiele die gleiche
Gepflogenheit. Ja, der Kontakt zwischen dem erfindenden Maler und dem ausübenden Künstler
muß in diesem Kunstzweig, der häufig in einen Betrieb, ins Handwerk ausläuft, ein dauernderer
und engerer gewesen sein. So schildert Baldinucci (IX, 56) die verzweigte Arbeitsteilung bei der
Fig. 4. J. A. Thelot, Silbcrrelief.
Wien, Kunsthistorisches Museum.
Herstellung der Pietre dure in der Werkstätte des mediceischen Hofes, für die erst Cigoli, sodann
sein Schüler Bilivert die Vorlagen liefert. Für das Zusammenarbeiten von Malern und Gold-
schmieden findet sich eine Nachricht in den für das praktische Leben der Künstler und ihrer Auf-
traggeber zu Beginn des XVII. Jahrhunderts so aufschlußreichen Briefen des Philipp Hainhofer; 1
sie bezieht sich auf den durch die Eichstädter Monstranz berühmten Goldschmied H. J. Bayr: «es
ist schad, das er dem trunkh so ergeben, und mit dem Rottenhamer, der ihme die fisierungen
stellet, manches glaß wein außtrinkht.» Auch für Christoph Lencker, einen andern Augsburger
Goldschmied, hat Rottenhammer nach derselben Quelle die Vorzeichnung für ein durchbrochenes
1 Des Augsburger Patriziers Phil. Hainhofer Beziehungen zum Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin (edid. Dr. Oskar
Doering, Wien 1894); Quellenschriften, S. 48.
In Frankreich arbeitet eine ganze Generation von Bildhauern, von ausgezeichneten Künstlern,
nach den Entwürfen des allmächtigen Malers Lebrun, der mit seinen Erfindungen den köstlichen
Schmuck der Gärten regiert, die Grabskulptur in durchaus malerische Bahnen drängt.
Hier galt es große monumentale Werke, denen die Maler die Erfindung liehen. Bei den
Arbeiten der Kleinkunst bestätigen die zahlreichen literarisch überlieferten Beispiele die gleiche
Gepflogenheit. Ja, der Kontakt zwischen dem erfindenden Maler und dem ausübenden Künstler
muß in diesem Kunstzweig, der häufig in einen Betrieb, ins Handwerk ausläuft, ein dauernderer
und engerer gewesen sein. So schildert Baldinucci (IX, 56) die verzweigte Arbeitsteilung bei der
Fig. 4. J. A. Thelot, Silbcrrelief.
Wien, Kunsthistorisches Museum.
Herstellung der Pietre dure in der Werkstätte des mediceischen Hofes, für die erst Cigoli, sodann
sein Schüler Bilivert die Vorlagen liefert. Für das Zusammenarbeiten von Malern und Gold-
schmieden findet sich eine Nachricht in den für das praktische Leben der Künstler und ihrer Auf-
traggeber zu Beginn des XVII. Jahrhunderts so aufschlußreichen Briefen des Philipp Hainhofer; 1
sie bezieht sich auf den durch die Eichstädter Monstranz berühmten Goldschmied H. J. Bayr: «es
ist schad, das er dem trunkh so ergeben, und mit dem Rottenhamer, der ihme die fisierungen
stellet, manches glaß wein außtrinkht.» Auch für Christoph Lencker, einen andern Augsburger
Goldschmied, hat Rottenhammer nach derselben Quelle die Vorzeichnung für ein durchbrochenes
1 Des Augsburger Patriziers Phil. Hainhofer Beziehungen zum Herzog Philipp II. von Pommern-Stettin (edid. Dr. Oskar
Doering, Wien 1894); Quellenschriften, S. 48.