Die Erfindung im Relief, ein Beitrag zur Geschichte der Kleinkunst. 105
Kreuz gearbeitet, das der Goldschmied für das Sakramentshäuschen in der hl. Kreuzkirche in Augs-
burg ausführte. Ein schönes Beispiel sind Dürers Vorzeichnungen der Herkulestaten,1 die ein
vielbeschäftigter Goldschmied2 für den schönen Kelch in Raudnitz benützte.
Die Kristall- und Gemmenschneider haben vielfach nach zeichnerischen Vorlagen gearbeitet:
Valerio Belli 3 schreibt es z. B. (1521) in einem Brief an Michelangelo, daß er meist nach Zeich-
nungen anderer Renaissancekünstler oder nach antiken Gemmen und Münzen schnitt; von Giovanni
Bernardi da Castel Bolognese ist es bekannt, daß Pierino del Vaga ihm die Vorlagen beistellte;
die seltenen Ausnahmen, daß ein Kristallschneider selbständig arbeitete, daß er in der Erfindung
und Zeichnung tüchtig war, werden in der Literatur eigens hervorgehoben.
"E»""—W"- mrm-jivmi ri-yfc^-^tnw. V'** frBf>'"*«g^ mwn,r ^ „ ü^,. ctanim tmnrum Iiiulf rrutTnttr 13 O .
Fig. 5. Cortonas Triumph des Bacchus, gestochen von Aquila.
Das bevorzugte Material des XVII. Jahrhunderts, das Elfenbein, bekommt für seine köstlichsten
Stücke die Vorzeichnung von Malern; Rubens hat dem befreundeten Elfenbeinschneider Lucas
Faid'herbe für seine trefflichsten Arbeiten besondere Entwürfe gewidmet. In dem Puttenrelief4 im
Prado benützt Faid'herbe die große Bildkomposition des Meisters «Das Fest der Venus» im Wiener
Hofmuseum, indem er den Kinderreigen allein herausgreift; doch das herrliche Salzfaß in Kopen-
1 M. J. Friedlaender, Ein Pokal in Raudnitz mit Reliefs nach Dürers Vorzeichnungen, im Jahrbuch des kunsthistorischen
Institutes der k. k. Zentral-Kommission VII (Wien io,i3), S. 170 ff.
5 E. Braun, Eine Nürnberger Goldschmiedewerkstätte aus dem Dürerkreise, in Mitteilungen der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst, 1915.
3 Thieme-Beckers Künstlerlexikon.
4 Christian Scherer, Elfenbeinplastik seit der Renaissance, in Monographien des Kunstgewerbes VIII, S. 40 und Fig. 02.
Kreuz gearbeitet, das der Goldschmied für das Sakramentshäuschen in der hl. Kreuzkirche in Augs-
burg ausführte. Ein schönes Beispiel sind Dürers Vorzeichnungen der Herkulestaten,1 die ein
vielbeschäftigter Goldschmied2 für den schönen Kelch in Raudnitz benützte.
Die Kristall- und Gemmenschneider haben vielfach nach zeichnerischen Vorlagen gearbeitet:
Valerio Belli 3 schreibt es z. B. (1521) in einem Brief an Michelangelo, daß er meist nach Zeich-
nungen anderer Renaissancekünstler oder nach antiken Gemmen und Münzen schnitt; von Giovanni
Bernardi da Castel Bolognese ist es bekannt, daß Pierino del Vaga ihm die Vorlagen beistellte;
die seltenen Ausnahmen, daß ein Kristallschneider selbständig arbeitete, daß er in der Erfindung
und Zeichnung tüchtig war, werden in der Literatur eigens hervorgehoben.
"E»""—W"- mrm-jivmi ri-yfc^-^tnw. V'** frBf>'"*«g^ mwn,r ^ „ ü^,. ctanim tmnrum Iiiulf rrutTnttr 13 O .
Fig. 5. Cortonas Triumph des Bacchus, gestochen von Aquila.
Das bevorzugte Material des XVII. Jahrhunderts, das Elfenbein, bekommt für seine köstlichsten
Stücke die Vorzeichnung von Malern; Rubens hat dem befreundeten Elfenbeinschneider Lucas
Faid'herbe für seine trefflichsten Arbeiten besondere Entwürfe gewidmet. In dem Puttenrelief4 im
Prado benützt Faid'herbe die große Bildkomposition des Meisters «Das Fest der Venus» im Wiener
Hofmuseum, indem er den Kinderreigen allein herausgreift; doch das herrliche Salzfaß in Kopen-
1 M. J. Friedlaender, Ein Pokal in Raudnitz mit Reliefs nach Dürers Vorzeichnungen, im Jahrbuch des kunsthistorischen
Institutes der k. k. Zentral-Kommission VII (Wien io,i3), S. 170 ff.
5 E. Braun, Eine Nürnberger Goldschmiedewerkstätte aus dem Dürerkreise, in Mitteilungen der Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst, 1915.
3 Thieme-Beckers Künstlerlexikon.
4 Christian Scherer, Elfenbeinplastik seit der Renaissance, in Monographien des Kunstgewerbes VIII, S. 40 und Fig. 02.