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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Tietze-Conrat, Erika: Die Erfindung im Relief, ein Beitrag zur Geschichte der Kleinkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0135
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Die Erfindung im Relief, ein Beitrag zur Geschichte der Kleinkunst.

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scheinung tritt, die für den Bildhauer ad personam geschaffen wurde; doch kann auch die gra-
phische Vorlage nicht zu lange ihren Dienst erfüllen: sie ist ad hoc entstanden, durch ihre Aktualität
trägt sie ihre Begrenzung in sich. Sie gibt sich hin, Ausdruck und Erscheinung; sie befruchtet
nicht nur im Geiste, drum wird sie auch völlig verbraucht. Auf ihre Ausbeuter nahm sie Rück-
sicht, ihnen bot sie sich dar; die Phantasielosigkeit ihrer Benützer hat sie selbst kurzlebig gemacht.
Zwischen dem speziellen Bildhauermuster und der Ausführung liegt selten ein zeitlicher Abstand;

Fig. 20. Satyrszene, Radierung von Stefano della Bella.

wenn's dennoch der Fall ist, wie wirkt das Werk zurückgeblieben! Denn über dem schnellen
Ablauf dieser Schöpfungen wacht die Mode.

Neben diesen eigens für die Umsetzung ins Dreidimensionale ersonnenen Blättern werden Er nimmt eine
schon in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts von Bildhauern andere benützt, die nicht im
Hinblick auf diesen Zweck entstanden waren. Es sind Zyklen und Einzelblätter, die sich alle
Herzen erobert hatten, seltene ikonographische Themen, deren eindrucksvolle Fassung sich zum
Paradigma durchgesetzt hatte. Vor allem gilt dies für die Kupferstiche und Holzschnitte Albrecht
Dürers; sein Gnadenstuhl ist in dem Fluß der Entwicklung ein Merkstein, als anerkannten Typus
greift der Bildhauer ihn auf, als stehendes Schema legen ihn die späteren Stecher ihren Aufgüssen
und Modernisierungen zugrunde.

Komposition

Dürers
oder anderer
als Vorlage.
 
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