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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Tietze-Conrat, Erika: Die Erfindung im Relief, ein Beitrag zur Geschichte der Kleinkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0180
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E. Tietze-Conrat.

hunderts angehören. Die Komposition ist mit geringen Änderungen dem ca. fünfzig Jahre älteren
Stich von Merian1 (Fig. g3) entnommen; doch war sie auch von diesem nicht erfunden, Merian
kopierte sie nach einem Stich des Battista Fontana1 (Fig. 94), der wieder ein halbes Jahrhundert
(1573) weiter zurückliegt. Die schlanken Gestalten des Urbildes werden im Nachstich runder,
flauer, leerer, bis sie Elhafen in seinem starken persönlichen Anschlag wieder herausbringt; aber
die friesartige isokephale Komposition, der gefüllte Streifen an der Rampe des antikisierenden
Meisters war geblieben.

So müssen wir erst lernen, die mit der Formensprache zur Einheit gebundenen Erfindungen
aus dem Gesamteindruck herauszuheben und den freigewordenen Rest, das Temperament der
Umsetzung ins Dreidimensionale, die Oberflächenbehandlung, die Einzelheiten der Typengebung
— soweit sie nicht auch noch von der Vorlage abhängig sind — mit einer Art erweiterten
Morellischen Methode unseren stilistischen Zuschreibungen zugrunde zu legen. Es ist ein Weg,
der sich mit dem der Archäologie berührt: diese sucht hinter den Repliquen das Urbild, das sie
nach Abstraktion der neuen Erscheinungsform erschließen möchte; wir finden das Urbild, wir
halten und besitzen es, wir schieben es beiseite, um so dem späteren Werk, das unser Thema
ist, nahezukommen.

1 Übersicht, Nr. 12.

Fig. 94. B. Fontana, Beilegung des Streites zwischen Römern
und Sabinern. Stich.
 
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