Die alten Kirchen Innsbrucks.
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Kapelle (1578 und 1587), der acht Kapellen auf dem Saggen und der Kapuzinerkirche, die
Ferdinand auf die Bitte seiner zweiten Gemahlin Anna Katharina von Gonzaga 1583 und 1593
aufführen ließ. Nach dem Tode Ferdinands (1595) setzte Anna Katharina diese kirchliche Bau-
tätigkeit selbständig fort, und zwar galt ihr Interesse nun vor allem dem Servitenorden, in den
sie schließlich selber eintrat. Sie gründete in Innsbruck eine Niederlassung für den männlichen
und ein Doppelkloster für den weiblichen Zweig des Ordens und erbaute für beide Gründungen
je eine Kirche, die 1612 und 1616 geweiht wurden. Von diesen Bauwerken wurden die Saggen-
kapellen 1677 abgetragen und durch eine neue zusammenhängende, seit 1793 aber als Magazin
dienende Kirche ersetzt. Die Kirche der Servitinnen (Fig. 5) wurde samt den beiden Kloster-
gebäuden 1783 ebenfalls entweiht
und 1844 — beim Bau der
heutigen Klosterkaserne — abge-
brochen. Die Servitenkirche
(Fig. 6) brannte schon 1620, also
vier Jahre nach der ersten Weihe,
nieder, wurde aber von Anna
Katharina rasch wieder hergestellt
und 1626 neu geweiht. Auch die
alte Jesuitenkapelle ist nicht mehr
erhalten.
Es scheint nun, daß bei
all diesen Kirchen italienische
Bauleute tätig waren. Bei der Er-
weiterung der Jesuitenkirche fin-
den wir die drei Luchese,1 die
Ferdinands besonderes Vertrauen
besaßen. Der Entwurf des alten
Teiles der silbernen Kapelle
stammt von Giulio Fontana und
der jüngere Teil, dessen Schöpfer
nicht bekannt ist, zeigt noch viel
ausgesprochener italienischen Ein-
fluß. Die Kapuzinerkirche, der Or-
densregel entsprechend ein nüch-
terner Nutzbau, ist überhaupt ita-
lienischen Vorbildern derselben
Art nachgebildet und Anna Katha-
rina, als Ordensschwester Anna
Juliana genannt, bediente sich bei ihren Bauten ihrer Hofmaler Collet und Sperandio als Archi-
tekten.2
Es ist also selbstverständlich, daß der Einfluß der Renaissance bei diesen Kirchen immer
deutlicher zutage treten mußte. Aber einerseits handelte es sich nur um bescheidene Bauten, die
zur Entfaltung eines größeren Formenreichtums keine Gelegenheit boten, anderseits war die
Herübernahme des neuen Stils trotz der italienischen Künstler merkwürdigerweise immer noch
keine ganz konsequente. Reine Renaissancebauten mit gerade abschließendem, leicht eingezogenem
Chore und mit Tonnengewölben sind eigentlich nur die Kapuziner- und die ihr ungefähr nach-
Fig. 10. Hall, Damenstiftskirche.
Innsbruck, Statthaltereiarchiv.
1 Schönherr, Regest io368 und io38i.
2 Ebenda, Regest 14777, 14785, 15124, und Hirn, S. 3o5, 307, 369.
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Kapelle (1578 und 1587), der acht Kapellen auf dem Saggen und der Kapuzinerkirche, die
Ferdinand auf die Bitte seiner zweiten Gemahlin Anna Katharina von Gonzaga 1583 und 1593
aufführen ließ. Nach dem Tode Ferdinands (1595) setzte Anna Katharina diese kirchliche Bau-
tätigkeit selbständig fort, und zwar galt ihr Interesse nun vor allem dem Servitenorden, in den
sie schließlich selber eintrat. Sie gründete in Innsbruck eine Niederlassung für den männlichen
und ein Doppelkloster für den weiblichen Zweig des Ordens und erbaute für beide Gründungen
je eine Kirche, die 1612 und 1616 geweiht wurden. Von diesen Bauwerken wurden die Saggen-
kapellen 1677 abgetragen und durch eine neue zusammenhängende, seit 1793 aber als Magazin
dienende Kirche ersetzt. Die Kirche der Servitinnen (Fig. 5) wurde samt den beiden Kloster-
gebäuden 1783 ebenfalls entweiht
und 1844 — beim Bau der
heutigen Klosterkaserne — abge-
brochen. Die Servitenkirche
(Fig. 6) brannte schon 1620, also
vier Jahre nach der ersten Weihe,
nieder, wurde aber von Anna
Katharina rasch wieder hergestellt
und 1626 neu geweiht. Auch die
alte Jesuitenkapelle ist nicht mehr
erhalten.
Es scheint nun, daß bei
all diesen Kirchen italienische
Bauleute tätig waren. Bei der Er-
weiterung der Jesuitenkirche fin-
den wir die drei Luchese,1 die
Ferdinands besonderes Vertrauen
besaßen. Der Entwurf des alten
Teiles der silbernen Kapelle
stammt von Giulio Fontana und
der jüngere Teil, dessen Schöpfer
nicht bekannt ist, zeigt noch viel
ausgesprochener italienischen Ein-
fluß. Die Kapuzinerkirche, der Or-
densregel entsprechend ein nüch-
terner Nutzbau, ist überhaupt ita-
lienischen Vorbildern derselben
Art nachgebildet und Anna Katha-
rina, als Ordensschwester Anna
Juliana genannt, bediente sich bei ihren Bauten ihrer Hofmaler Collet und Sperandio als Archi-
tekten.2
Es ist also selbstverständlich, daß der Einfluß der Renaissance bei diesen Kirchen immer
deutlicher zutage treten mußte. Aber einerseits handelte es sich nur um bescheidene Bauten, die
zur Entfaltung eines größeren Formenreichtums keine Gelegenheit boten, anderseits war die
Herübernahme des neuen Stils trotz der italienischen Künstler merkwürdigerweise immer noch
keine ganz konsequente. Reine Renaissancebauten mit gerade abschließendem, leicht eingezogenem
Chore und mit Tonnengewölben sind eigentlich nur die Kapuziner- und die ihr ungefähr nach-
Fig. 10. Hall, Damenstiftskirche.
Innsbruck, Statthaltereiarchiv.
1 Schönherr, Regest io368 und io38i.
2 Ebenda, Regest 14777, 14785, 15124, und Hirn, S. 3o5, 307, 369.