Die alten Kirchen Innsbrucks.
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Stil, der dreiseitige Chorabschluß aber und die hohen und schmalen Fenster, von denen das im
Chor außen noch den ursprünglichen Spitzbogenabschluß besitzt, und der Turm sind gotische
Reminiszenzen. Es ist sogar möglich, daß ursprünglich auch das Tonnengewölbe durch gotisierendes
Gratornament gegliedert war (Fig. 9).
So sehen wir denn noch am Ende des XVI. und am Beginn des XVII. Jahrhunderts, daß in
Innsbruck zwar die italienischen Baumeister vorherrschen und daß die Formen des neuen Stils
immer allgemeiner angewendet werden, daß aber die Nachwirkung der Gotik noch immer nicht
ganz aufgehört hat. Es stimmt das vollständig mit dem überein, was wir sonst über den deutsch-
tirolischen Kirchenbau dieser Zeit wissen.
Die 1570 geweihte Kirche des Haller Damenstiftes z. B., die Erzherzog Ferdinand für seine
Schwestern baute, bildete ein ähnliches Gemisch zwischen Gotik und Renaissance wie die Inns-
brucker Hofkirche, nur daß, der späteren Entstehungszeit entsprechend, die neuen Stilformen in
Hall schon weiter fortgebildet sind.
Die Innendekoration, die Fassade
und der Turm verdanken ihre
heutige Gestalt erst dem XVII. Jahr-
hundert, die ursprüngliche Form
der Kirche zeigen aber einige um
1607 angefertigte Zeichnungen, die
im Innsbrucker Statthaltereiarchiv
aufbewahrt werden. Von gotischen
Stilelementen haben sich die Strebe-
pfeiler und der polygonale Chor-
abschluß auch heute noch erhalten.
Ursprünglich kam aber auch noch
ein einfacher Dreieckgiebel mit je
einem Rundfenster unter und über
dem Gesims und das Maßwerk in
den hohen, schmalen Chorfenstern
dazu (Fig. 10). Von den ursprüng-
lichen Renaissanceformen sind un-
verändert auf uns gekommen das
strenge Portal mit Halbsäulen und
Dreieckgiebel, die Pilastergliederung der Innenwände und die zweigeschossige Empore. Barock um-
gebaut wurde der ehemals durch vertiefte Felder, Doppelfenster und Ochsenaugen gegliederte und
mit einer niedrigen, viereckigen Pyramide bedeckte Turm.
Mehr als dreißig Jahre später sollte in Hall auch für die Jesuiten, die die Seelsorge im
Damenstifte übernommen hatten und auch sonst eine reiche Tätigkeit entfalteten, eine eigene Kirche
erbaut werden. Das Statthaltereiarchiv besitzt zwei um 1607 entstandene aber nicht zur Ausführung
gelangte Pläne. Der erste wurde von einem Haller Baumeister entworfen, der zweite dürfte ebenfalls
aus Hall oder Innsbruck stammen (Fig. 11 und 12). Beide Entwürfe zeigen nun gotisierende Quader-
sockel und einfache Spitzgiebel mit Rundfenstern. Die Fenster des einen Planes schließen sogar
mit einem Eselsrücken ab; die des zweiten sind zwar rundbogig, aber beide haben noch, allerdings
ziemlich frei gezeichnete Maßwerkfüllungen. Nicht mehr recht gotisch sind die Türme und ausge-
sprochenen Renaissancecharakter tragen die Portale. Vom Inneren sind keine Zeichnungen erhalten.1
Einzelne Elemente der Gotik, z. B. der dreiseitige Chorabschluß und das Gratnetz an
Tonnengewölben, haben sich an tirolischen Kirchenbauten noch das ganze XVII. Jahrhundert
mm.
Fig. 12. Hall, Jesuitenkirche, nicht ausgeführter Entwurf.
Innsbruck, Statthaltereiarchiv.
1 Vgl. auch Braun, a. a. O., S. 117 f.
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Stil, der dreiseitige Chorabschluß aber und die hohen und schmalen Fenster, von denen das im
Chor außen noch den ursprünglichen Spitzbogenabschluß besitzt, und der Turm sind gotische
Reminiszenzen. Es ist sogar möglich, daß ursprünglich auch das Tonnengewölbe durch gotisierendes
Gratornament gegliedert war (Fig. 9).
So sehen wir denn noch am Ende des XVI. und am Beginn des XVII. Jahrhunderts, daß in
Innsbruck zwar die italienischen Baumeister vorherrschen und daß die Formen des neuen Stils
immer allgemeiner angewendet werden, daß aber die Nachwirkung der Gotik noch immer nicht
ganz aufgehört hat. Es stimmt das vollständig mit dem überein, was wir sonst über den deutsch-
tirolischen Kirchenbau dieser Zeit wissen.
Die 1570 geweihte Kirche des Haller Damenstiftes z. B., die Erzherzog Ferdinand für seine
Schwestern baute, bildete ein ähnliches Gemisch zwischen Gotik und Renaissance wie die Inns-
brucker Hofkirche, nur daß, der späteren Entstehungszeit entsprechend, die neuen Stilformen in
Hall schon weiter fortgebildet sind.
Die Innendekoration, die Fassade
und der Turm verdanken ihre
heutige Gestalt erst dem XVII. Jahr-
hundert, die ursprüngliche Form
der Kirche zeigen aber einige um
1607 angefertigte Zeichnungen, die
im Innsbrucker Statthaltereiarchiv
aufbewahrt werden. Von gotischen
Stilelementen haben sich die Strebe-
pfeiler und der polygonale Chor-
abschluß auch heute noch erhalten.
Ursprünglich kam aber auch noch
ein einfacher Dreieckgiebel mit je
einem Rundfenster unter und über
dem Gesims und das Maßwerk in
den hohen, schmalen Chorfenstern
dazu (Fig. 10). Von den ursprüng-
lichen Renaissanceformen sind un-
verändert auf uns gekommen das
strenge Portal mit Halbsäulen und
Dreieckgiebel, die Pilastergliederung der Innenwände und die zweigeschossige Empore. Barock um-
gebaut wurde der ehemals durch vertiefte Felder, Doppelfenster und Ochsenaugen gegliederte und
mit einer niedrigen, viereckigen Pyramide bedeckte Turm.
Mehr als dreißig Jahre später sollte in Hall auch für die Jesuiten, die die Seelsorge im
Damenstifte übernommen hatten und auch sonst eine reiche Tätigkeit entfalteten, eine eigene Kirche
erbaut werden. Das Statthaltereiarchiv besitzt zwei um 1607 entstandene aber nicht zur Ausführung
gelangte Pläne. Der erste wurde von einem Haller Baumeister entworfen, der zweite dürfte ebenfalls
aus Hall oder Innsbruck stammen (Fig. 11 und 12). Beide Entwürfe zeigen nun gotisierende Quader-
sockel und einfache Spitzgiebel mit Rundfenstern. Die Fenster des einen Planes schließen sogar
mit einem Eselsrücken ab; die des zweiten sind zwar rundbogig, aber beide haben noch, allerdings
ziemlich frei gezeichnete Maßwerkfüllungen. Nicht mehr recht gotisch sind die Türme und ausge-
sprochenen Renaissancecharakter tragen die Portale. Vom Inneren sind keine Zeichnungen erhalten.1
Einzelne Elemente der Gotik, z. B. der dreiseitige Chorabschluß und das Gratnetz an
Tonnengewölben, haben sich an tirolischen Kirchenbauten noch das ganze XVII. Jahrhundert
mm.
Fig. 12. Hall, Jesuitenkirche, nicht ausgeführter Entwurf.
Innsbruck, Statthaltereiarchiv.
1 Vgl. auch Braun, a. a. O., S. 117 f.