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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Weingartner, Josef: Die alten Kirchen Innsbrucks
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0223
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Die alten Kirchen Innsbrucks.

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Die genaue Bauzeit des Turmes vermochte ich nicht festzustellen.1 Das doppelfenstrige
Glockenhaus, die gesprengten Giebelstücke, das mäßig verjüngte Achteck mit der reichgegliederten
Kuppelhaube geben ihm die charakteristische Form und bilden eines der frühesten und zugleich
schönsten Beispiele dieser mit geringen Änderungen auch noch die ganze erste Hälfte des
XVIII. Jahrhunderts beherrschenden deutschtirolischen Turmform. Die heutige Fassade ist in einem
anderen Zusammenhange zu er-
wähnen.

Hier mag auch die 1677 an
der Stelle der von Ferdinand
errichteten acht Kapellen neuer-
baute hl. Grabkirche am Saggen
erwähnt werden. Da sie seit 1793
geschlossen ist und als Magazin
verwendet wird, hatte sie unter
starker Verwahrlosung und selbst
Zerstörung zu leiden. Die abge-
stufte Pilastergliederung der Fas-
sade, die ehemals mit einem attika-
artigen Giebel abschloß, reiht die
Kirche der mit den zuletzt be-
sprochenen Bauten erreichten SriI-
stufe ein.

Zwischen die Vollendung der
Jesuiten- und den Baubeginn der
Wiltener Stiftskirche fällt die Er-
richtung der Kirche in Mariahilt,
die 1647, zur Zeit der höchsten
Kriegsgefahr, von den tirolischen
Ständen verlobt und sofort nach
dem Ende des Krieges zum Danke
für den Friedensschluß ausgeführt
wurde. Die Bauleitung führte der
Hofbaumeister Christoph Gump,
als ausführende Kräfte werden ge-
nannt der Steinmetz Gall Mair
und die Zimmerleute Jakob Feß-
ler und Simon Lener. Der Roh-
bau wurde 1648 und 1649 fertig-
gestellt, 1650 lieferte der Hot-
maler Hans Schor die Entwürfe
für die Stukkaturen, die Weihe
erfolgte erst 1660.

Die Mariahilfkirche (Fig. 16) ist ein kuppelgewölbter Rundbau mit quadratischer Vorhalle,
diagonal gestellten, halbrunden und nach außen vortretenden Altarnischen und einer fünften Nische
für den Hochaltar, die aber etwas breiter und tiefer ist als die übrigen. In jeder Altarkapelle
befinden sich zwei Rundbogenfenster, die Kuppellaterne ist ganz in Fenster aufgelöst.

Fig. 19. Innsbruck, Ursulinenkirche.

1 Das Fresko mit der Ansicht Wiltens in der ersten Seitenkapelle links, das zwischen 1704 und 1707 gemalt wurde,
zeigt neben der alten Fassade schon den neuen Turm.

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