Die alten Kirchen Innsbrucks.
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Im Inneren (Fig. 18) gliedern die Wände zwischen den sechs Bögen der Vorhalle und der Altar-
kapellen je zwei Pilaster mit umlaufendem Kranzgesims, während Architrav und Fries durch die Bogen-
scheitel unterbrochen werden. Den Pilastern entsprechen Kuppellisenen, die, nach oben sich verjüngend,
je ein größeres und ein kleineres ovales und stuckgerahmtes Gemäldefeld einschließen. Die acht Fenster
der Laterne trennen schmale Pilaster, die freien Mauerflächen sind allenthalben mit Stuck verziert.
Auf den ersten Blick scheint die Mariahilfkirche mit den gleichzeitigen Gotteshäusern Inns-
brucks wenig Berührungspunkte zu haben. In Wirklichkeit kehrt aber hier nur im kleinen ein
Verhältnis wieder, das sich auch
in der allgemeinen Kirchenarchi-
tektur jener Zeit widerspiegelt,
das Nebeneinander des Zentral-
und des Langhausbaues. Obwohl
in den führenden Kunstgebieten
der ideale Traum des XVI. Jahr-
hunderts, die Zentralkirche, aus
praktischen Gründen hinter dem
Longitudinalbau immer wieder zu-
rückstehen mußte, so wurde doch
die zentrale Anordnung als voll-
kommenste Verkörperung allseiti-
ger Raumharmonie stets von neuem
aufgegriffen. Zumal kleinere Bau-
ten boten dazu häufiger Gelegen-
heit. Und so eroberte der neue
Kirchenstil allerdings auch Tirol
hauptsächlich in der Form des
Langhausbaues; aber gleichzeitig
treten uns doch auch im ganzen
Lande bald hier, bald dort Zen-
tralbauten mit kreisrundem oder
achteckigem Grundriß entgegen,
die freilich meist nur geringe Di-
mensionen aufweisen, ja vielfach
gar nur Kapellen sind.
Das erste bedeutende Bei-
spiel dieser Gattung auf welsch-
tirolischem Boden ist die präch-
tige, um 1600 erbaute Kirche der
Inviolata in Riva. In Nordtirol begann der aus Mailand eingewanderte Haller Stiftsarzt Hippo-
lytus Quarinoni 1620 einen runden Zentralbau, die Kirche an der Voderer Brücke, die ähnlich wie
die Mariahilf kirche eine viereckige Vorhalle und drei halbrunde, hier aber in der Hauptachse an-
geordnete Altarkapellen besitzt. Von diesem Bau beeinflußt sind die kleinen Kirchlein zum hl.
Cosmas und Damian im Vodererbad und zur hl. Anna bei Baumkirchen, geweiht 1660 und 1658.
Erzherzog Leopold V., der 1620 zum Bau Quarinonis den Grundstein gelegt hatte und ihn auch
finanziell bedeutend unterstützte, errichtete 1628 selber einen kleinen Zentralbau, das achteckige See-
kirchlein bei Seefeld. Auch die halbrunde Apsis des Fürstenchors an der Innsbrucker Hofkirche,
die ebenfalls unter Leopold erbaut und ausgeschmückt wurde (1627), mag hier erwähnt werden.
Eine Rotunde mit halbkreisförmigen Altarnischen bildet auch das 1640 erbaute und später erwei-
terte Mariahilfkirchlein in Birchenberg bei Telfs.
Fig. 21. Innsbruck, Spitalkirche, Portal.
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Im Inneren (Fig. 18) gliedern die Wände zwischen den sechs Bögen der Vorhalle und der Altar-
kapellen je zwei Pilaster mit umlaufendem Kranzgesims, während Architrav und Fries durch die Bogen-
scheitel unterbrochen werden. Den Pilastern entsprechen Kuppellisenen, die, nach oben sich verjüngend,
je ein größeres und ein kleineres ovales und stuckgerahmtes Gemäldefeld einschließen. Die acht Fenster
der Laterne trennen schmale Pilaster, die freien Mauerflächen sind allenthalben mit Stuck verziert.
Auf den ersten Blick scheint die Mariahilfkirche mit den gleichzeitigen Gotteshäusern Inns-
brucks wenig Berührungspunkte zu haben. In Wirklichkeit kehrt aber hier nur im kleinen ein
Verhältnis wieder, das sich auch
in der allgemeinen Kirchenarchi-
tektur jener Zeit widerspiegelt,
das Nebeneinander des Zentral-
und des Langhausbaues. Obwohl
in den führenden Kunstgebieten
der ideale Traum des XVI. Jahr-
hunderts, die Zentralkirche, aus
praktischen Gründen hinter dem
Longitudinalbau immer wieder zu-
rückstehen mußte, so wurde doch
die zentrale Anordnung als voll-
kommenste Verkörperung allseiti-
ger Raumharmonie stets von neuem
aufgegriffen. Zumal kleinere Bau-
ten boten dazu häufiger Gelegen-
heit. Und so eroberte der neue
Kirchenstil allerdings auch Tirol
hauptsächlich in der Form des
Langhausbaues; aber gleichzeitig
treten uns doch auch im ganzen
Lande bald hier, bald dort Zen-
tralbauten mit kreisrundem oder
achteckigem Grundriß entgegen,
die freilich meist nur geringe Di-
mensionen aufweisen, ja vielfach
gar nur Kapellen sind.
Das erste bedeutende Bei-
spiel dieser Gattung auf welsch-
tirolischem Boden ist die präch-
tige, um 1600 erbaute Kirche der
Inviolata in Riva. In Nordtirol begann der aus Mailand eingewanderte Haller Stiftsarzt Hippo-
lytus Quarinoni 1620 einen runden Zentralbau, die Kirche an der Voderer Brücke, die ähnlich wie
die Mariahilf kirche eine viereckige Vorhalle und drei halbrunde, hier aber in der Hauptachse an-
geordnete Altarkapellen besitzt. Von diesem Bau beeinflußt sind die kleinen Kirchlein zum hl.
Cosmas und Damian im Vodererbad und zur hl. Anna bei Baumkirchen, geweiht 1660 und 1658.
Erzherzog Leopold V., der 1620 zum Bau Quarinonis den Grundstein gelegt hatte und ihn auch
finanziell bedeutend unterstützte, errichtete 1628 selber einen kleinen Zentralbau, das achteckige See-
kirchlein bei Seefeld. Auch die halbrunde Apsis des Fürstenchors an der Innsbrucker Hofkirche,
die ebenfalls unter Leopold erbaut und ausgeschmückt wurde (1627), mag hier erwähnt werden.
Eine Rotunde mit halbkreisförmigen Altarnischen bildet auch das 1640 erbaute und später erwei-
terte Mariahilfkirchlein in Birchenberg bei Telfs.
Fig. 21. Innsbruck, Spitalkirche, Portal.