Die alten Kirchen Innsbrucks.
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Die Langseiten, die zwischen sich und den benachbarten Häusern nur schmale Gassen übrig-
lassen, sind ganz einfach behandelt. In der Mitte des Schiffes ist je ein Strebepfeiler mit Pilaster-
vorlagen und Vasenbekrönung angebracht. Sonst sind die glatten Mauerflächen außer durch die
Fenster nur durch flache Pilaster mit merkwürdig isolierten Gebälkstücken und durchlaufenden
Friesbändern etwas gegliedert. Das Ganze macht einen wenig organischen und stark willkür-
lichen Eindruck.
Im Inneren (Fig. 3o und Taf. XVII) tragen schwere Wandpfeiler, auf allen drei Seiten mit
dicken und nach unten ausladenden Marmorpilastern belegt, ein mächtiges Gebälk, das sich über
ihnen stark verkröpft und da-
zwischen rund aufbiegt. Die Fen-
ster des Langhauses und des
Chores sind zu rhythmischen
Gruppen verbunden. Je einem
großen, aufrechten Oval- ent-
spricht über dem aufgebogenen
Gebälk ein dreigeteiltes Halb-
kreisfenster. Im Chor sind den
Ovalfenstern verglaste Logen vor-
gebaut, während die Teilungs-
pfosten der Oberfenster durch
vorgesetzte Säulen verstärkt sind
(Fig. 3i). Die Querarme haben
einfache Rundbogenfenster.
Das Langhaus und die Vie-
rung überdecken runde Flach-
kuppeln zwischen kräftigen Quer-
und Längsgurten, von denen diese
auffallenderweise nicht ganz an
die Seitenmauern herangerückt
sind, was den Eindruck des freien
Schwebens wesentlich verstärkt.
Die Querarme tragen runde Ab-
schlußgewölbe; die hohe Haupt-
kuppel aber erhebt sich, von
mächtigen Gurten getragen, statt
über der Vierung, über dem Chore.
Die durch Pilaster getrennten
acht Fenster des Tambours lassen
reiches Licht niederströmen, die
ganze Wölbung ist wie in den Flachkuppeln durch ein einziges Riesenfresko ausgefüllt.
Die Stadtpfarrkirche ist das erste große Gotteshaus auf deutschtirolischem Boden, das den
hochbarocken Stilcharakter voll ausgeprägt zeigt. Auffallend ist zunächst noch die lastende Schwere
mancher Teile, z. B. schon der Fassade, aber auch hier sind die doppeltürmige Anlage und der
konkav geschwungene Mittelteil deutliche Zeichen der Zeit. Der Drang nach starker Bewegung
und Spannung, der sich in der Fassadenkurve ankündet, äußert sich dann noch energischer im
Inneren, in der Steigerung aller Formen, in den mächtigen Wandpfeilern mit den anschwellenden
Pilastern, in den weit vorragenden, aufgebäumten Gebälken, in der häufigeren Anwendung des
Ovals und des gedrückten, gleichsam elastischen Bogens. Dabei ist aber doch nicht ein wirres
und buntes Durcheinander beabsichtigt sondern die gesteigerte Kraft und Bewegung der Einzel-
Fig. 3o. Innsbruck, Stadtpfarrkirche, Inneres.
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Die Langseiten, die zwischen sich und den benachbarten Häusern nur schmale Gassen übrig-
lassen, sind ganz einfach behandelt. In der Mitte des Schiffes ist je ein Strebepfeiler mit Pilaster-
vorlagen und Vasenbekrönung angebracht. Sonst sind die glatten Mauerflächen außer durch die
Fenster nur durch flache Pilaster mit merkwürdig isolierten Gebälkstücken und durchlaufenden
Friesbändern etwas gegliedert. Das Ganze macht einen wenig organischen und stark willkür-
lichen Eindruck.
Im Inneren (Fig. 3o und Taf. XVII) tragen schwere Wandpfeiler, auf allen drei Seiten mit
dicken und nach unten ausladenden Marmorpilastern belegt, ein mächtiges Gebälk, das sich über
ihnen stark verkröpft und da-
zwischen rund aufbiegt. Die Fen-
ster des Langhauses und des
Chores sind zu rhythmischen
Gruppen verbunden. Je einem
großen, aufrechten Oval- ent-
spricht über dem aufgebogenen
Gebälk ein dreigeteiltes Halb-
kreisfenster. Im Chor sind den
Ovalfenstern verglaste Logen vor-
gebaut, während die Teilungs-
pfosten der Oberfenster durch
vorgesetzte Säulen verstärkt sind
(Fig. 3i). Die Querarme haben
einfache Rundbogenfenster.
Das Langhaus und die Vie-
rung überdecken runde Flach-
kuppeln zwischen kräftigen Quer-
und Längsgurten, von denen diese
auffallenderweise nicht ganz an
die Seitenmauern herangerückt
sind, was den Eindruck des freien
Schwebens wesentlich verstärkt.
Die Querarme tragen runde Ab-
schlußgewölbe; die hohe Haupt-
kuppel aber erhebt sich, von
mächtigen Gurten getragen, statt
über der Vierung, über dem Chore.
Die durch Pilaster getrennten
acht Fenster des Tambours lassen
reiches Licht niederströmen, die
ganze Wölbung ist wie in den Flachkuppeln durch ein einziges Riesenfresko ausgefüllt.
Die Stadtpfarrkirche ist das erste große Gotteshaus auf deutschtirolischem Boden, das den
hochbarocken Stilcharakter voll ausgeprägt zeigt. Auffallend ist zunächst noch die lastende Schwere
mancher Teile, z. B. schon der Fassade, aber auch hier sind die doppeltürmige Anlage und der
konkav geschwungene Mittelteil deutliche Zeichen der Zeit. Der Drang nach starker Bewegung
und Spannung, der sich in der Fassadenkurve ankündet, äußert sich dann noch energischer im
Inneren, in der Steigerung aller Formen, in den mächtigen Wandpfeilern mit den anschwellenden
Pilastern, in den weit vorragenden, aufgebäumten Gebälken, in der häufigeren Anwendung des
Ovals und des gedrückten, gleichsam elastischen Bogens. Dabei ist aber doch nicht ein wirres
und buntes Durcheinander beabsichtigt sondern die gesteigerte Kraft und Bewegung der Einzel-
Fig. 3o. Innsbruck, Stadtpfarrkirche, Inneres.