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Josef Weingartner.
Wucht der um mehr als ein Jahrzehnt später begonnenen Innsbrucker Kirche weit entfernt. Ilg
hat auf Alessandro Galli-Bibbiena hingewiesen,1 aber auch dieser Hinweis ist wenig überzeugend.
Zumal mit der von Ilg angezogenen Jesuitenkirche in Mannheim hat unser Gotteshaus, von der
Kuppel abgesehen, im Grund- und Aufriß und in der Außengestaltung nichts gemein.
Schenacher scheint in einem unbeholfenen und daher etwas dunklen Gedichte auf die
Einweihung der neuen Kirche diese als die Nachahmung eines italienischen Baues hinzustellen.2
Doch ist das wohl nicht gerade wörtlich zu nehmen, da die Innengestaltung, zumal die. Form der
Flachkuppeln und die Wand-
gliederung, ganz sicher mehr süd-
deutsch als italienisch ist. An-
dererseits würde aber der Hin-
weis auf Italien nicht übel auf
Georg Anton Gump passen, der,
wie wir sahen, für seinen Pfarr-
kirchenentwurf tatsächlich italie-
nische Vorbilder benützt hat.
Halten wir die wenig wienerische
Art des Gesamtbaues und die
kräftige, ja vielfach derbe For-
mensprache, die auch die späte-
ren Bauten Gumps charakterisiert,
damit zusammen, so erscheint es
nicht ganz ausgeschlossen, daß in
der heutigen Pfarrkirche doch
noch mehr vom Gumpschen Ent-
wurf steckt, als man gewöhnlich
annimmt. Vielleicht wurde in
Wien wohl die überreiche und
etwas zerfahrene Fassade verein-
facht, im übrigen aber der Inns-
brucker Entwurf doch irgend-
wie zur Grundlage genommen
Ja sogar noch bei der Fassade
könnte darauf hingewiesen wer-
den, daß zwei wesentliche Ele-
mente, die Zweitürmlgkeit und
der strenge Zusammenschluß der unteren Turmgeschosse mit dem Mittelteil, Gumps Entwürfe und
dem ausgeführten Baue gemeinsam sind.
1 Die Fischer von Erlach, Wien 1895, S. 28, 717 f. Vgl. auch Dipauli, Denkwürdigkeiten, S. 116.
2 Glorwürdiger Geburtstag usw., Innsbruck 1724. Die Strophe lautet:
«Italien, die du bist Meisterinn im Bauen,
Du magst es rühmen an, die du oft zu beschauen
Auf Ynsprugg bist gereisst; sag, ist's nicht ein Copey.'
So dein Original gantz ähnlich haltet bey.
Du hast (diß Ohr ist Zeug) die Vidimus abgeben,
Daß du der Regel-Maß, der Baukunst gleich und eben
Die Kirch erfunden hast, wohl hast's collationiert,
Daß, wie die Mutter, sey die Tochter auch formiert.»
Wohl mit Recht schließt Ilg, S. 721, aus diesen Versen, daß ein auswärtiger, italienischer Baumeister mit der Oberaufsicht
betraut war und zu diesem Zwecke öfter nach Innsbruck kam. Auch das dürfte in der Strophe enthalten sein, daß man in
der Pfarrkirche eine gelungene Nachahmung der italienischen Bauweise sah. Daß sie aber die Kopie eines bestimmten
Bauwerkes sei, wollte Schenacher wohl nicht sagen und jedenfalls enthält die Stelle keine klare Angabe über den Urheber
des Entwurfes.
Josef Weingartner.
Wucht der um mehr als ein Jahrzehnt später begonnenen Innsbrucker Kirche weit entfernt. Ilg
hat auf Alessandro Galli-Bibbiena hingewiesen,1 aber auch dieser Hinweis ist wenig überzeugend.
Zumal mit der von Ilg angezogenen Jesuitenkirche in Mannheim hat unser Gotteshaus, von der
Kuppel abgesehen, im Grund- und Aufriß und in der Außengestaltung nichts gemein.
Schenacher scheint in einem unbeholfenen und daher etwas dunklen Gedichte auf die
Einweihung der neuen Kirche diese als die Nachahmung eines italienischen Baues hinzustellen.2
Doch ist das wohl nicht gerade wörtlich zu nehmen, da die Innengestaltung, zumal die. Form der
Flachkuppeln und die Wand-
gliederung, ganz sicher mehr süd-
deutsch als italienisch ist. An-
dererseits würde aber der Hin-
weis auf Italien nicht übel auf
Georg Anton Gump passen, der,
wie wir sahen, für seinen Pfarr-
kirchenentwurf tatsächlich italie-
nische Vorbilder benützt hat.
Halten wir die wenig wienerische
Art des Gesamtbaues und die
kräftige, ja vielfach derbe For-
mensprache, die auch die späte-
ren Bauten Gumps charakterisiert,
damit zusammen, so erscheint es
nicht ganz ausgeschlossen, daß in
der heutigen Pfarrkirche doch
noch mehr vom Gumpschen Ent-
wurf steckt, als man gewöhnlich
annimmt. Vielleicht wurde in
Wien wohl die überreiche und
etwas zerfahrene Fassade verein-
facht, im übrigen aber der Inns-
brucker Entwurf doch irgend-
wie zur Grundlage genommen
Ja sogar noch bei der Fassade
könnte darauf hingewiesen wer-
den, daß zwei wesentliche Ele-
mente, die Zweitürmlgkeit und
der strenge Zusammenschluß der unteren Turmgeschosse mit dem Mittelteil, Gumps Entwürfe und
dem ausgeführten Baue gemeinsam sind.
1 Die Fischer von Erlach, Wien 1895, S. 28, 717 f. Vgl. auch Dipauli, Denkwürdigkeiten, S. 116.
2 Glorwürdiger Geburtstag usw., Innsbruck 1724. Die Strophe lautet:
«Italien, die du bist Meisterinn im Bauen,
Du magst es rühmen an, die du oft zu beschauen
Auf Ynsprugg bist gereisst; sag, ist's nicht ein Copey.'
So dein Original gantz ähnlich haltet bey.
Du hast (diß Ohr ist Zeug) die Vidimus abgeben,
Daß du der Regel-Maß, der Baukunst gleich und eben
Die Kirch erfunden hast, wohl hast's collationiert,
Daß, wie die Mutter, sey die Tochter auch formiert.»
Wohl mit Recht schließt Ilg, S. 721, aus diesen Versen, daß ein auswärtiger, italienischer Baumeister mit der Oberaufsicht
betraut war und zu diesem Zwecke öfter nach Innsbruck kam. Auch das dürfte in der Strophe enthalten sein, daß man in
der Pfarrkirche eine gelungene Nachahmung der italienischen Bauweise sah. Daß sie aber die Kopie eines bestimmten
Bauwerkes sei, wollte Schenacher wohl nicht sagen und jedenfalls enthält die Stelle keine klare Angabe über den Urheber
des Entwurfes.