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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 35.1920-1921

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Weingartner, Josef: Die alten Kirchen Innsbrucks
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https://doi.org/10.11588/diglit.6170#0247
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Die alten Kirchen Innsbrucks.

vollendete und die in diesen Zusammenhang gehört, wurde leider nach einem Brande im Jahre
i83g stark verändert. Dagegen trägt die von Tangl allein gebaute und 1767 geweihte Seminar-
kirche in Brixen die eben angedeuteten Eigenschaften voll ausgeprägt an sich und seitdem blieb
die hier gefundene Form sozusagen für alle Kirchen, die in den nächsten Jahrzehnten im Gebiete
der Diözese Brixen, besonders im Wipptal, Pusterta. und Oberinntal, gebaut wurden, typisch.
Selbst noch in manchen Landkirchen aus dem ersten Drittel des XIX. Jahrhunderts schimmert
sie, freilich ernüchtert und vertrocknet, noch deutlich durch und erst um die Mitte des XIX. Jahr-
hunderts scheidet der Typ infolge der Wiederaufnahme mittelalterlicher Stilformen aus dem tiro-
lischen Kirchenbau endgültig aus.

Fig. 41. Wüten, ehemalige Pfarrkirche. Entwurf für die Stuccodekoration, um 1730.

Die Wiltener Stiftskitche bildet demnach, von kleinen späteren Veränderungen abgesehen, im
gewissen Sinne den Abschluß einer langen Entwicklung und es verlohnt sich, von hier aus noch ein-
mal auf den zurückgelegten Weg zu blicken.

IV.

In der inneren Raumgestaltung steht die Hof kirche noch im engsten Zusammenhang mit der
vorausgehenden Gotik. Drei Schiffe und ein ausgedehntes Presbyterium zerlegen die Kirche in
ebensoviele selbständige Teilräume und die vordere Empore tut noch ein übriges, einen geschlossenen
Raumeindruck unmöglich zu machen. Nur die große Breite des Mittelschiffes deutet auf die
kommende Zeit. Die Jesuitenkirche dagegen zeigt bereits ein wesentlich anderes Prinzip, ein ein-
ziges Langschiff mit Seitenkapellen, durch die zentrale Kuppel mit Querarmen und Chor eng
zusammengeschlossen. Die Stadtpfarrkirche führt die Vereinheitlichung noch weiter, strebt aber
zugleich nach größerer Freiheit und leichterem Schwung. Die Wiltener Pfarrkirche endlich geht
auf dem damit vorgezeichneten Wege vorwärts und erreicht, gerade was Schwung und Leichtig-
keit der Raumkomposition angeht, die höchste Stufe.

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