Die alten Kirchen Innsbrucks.
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feldern treten nun auch schon von einem Italiener gemalte Deckenbilder auf, aber noch ohne
organische Verbindung mit dem rahmenden Stuckornament.
Die Kapuzinerkirche, ein unverzierter, nüchterner Nutzbau, kommt hier nicht in Betracht,
und wie die Serviten- und die Dreiheiligenkirche ursprünglich ausgeschmückt waren, läßt sich
heute nicht mehr feststellen. Von großer Bedeutung aber ist für uns die Apsisdekoration im
1627 vollendeten Fürstenchor; denn
hier finden wir zum erstenmal den
in der Silbernen Kapelle noch ver-
mißten lückenlosen und organischen
Zusammenschluß zwischen Stukka-
tur und Bild. Die Wand ist durch
Pilaster, die Halbkuppel durch ent-
sprechende Bänder gegliedert, die
so entstehenden Felder werden durch
stuckgerahmte Gemälde ausgefüllt,
die Theophilus Pollak, ein im Sü-
den ausgebildeter zugereister Maler,
verfertigte. Diese einheitliche An-
ordnung, die zugleich die architek-
tonische Struktur der Wand und
Wölbung respektiert und betont,
geht auf die italienische Seiten-
kapellendekoration des XVI. Jahr-
hunderts zurück. Selbst der Altar
war ursprünglich dem dekorativen
Gesamtsystem eingegliedert, wie man
das ebenfalls in italienischen, zumal
römischen Seitenkapellen des XVI.
Jahrhunderts häufig sehen kann.
Eine ähnliche Einheitlichkeit
war — dem großen Räume ent-
sprechend freilich nicht in gleich
lückenloser Geschlossenheit — ur-
sprünglich wohl auch in der Je-
suitenkirche geplant. Aber die Geld-
not der letzten Baujahre veranlaßte
die Jesuiten, sehr gegen den Wunsch
der Erzherzogin Claudia, die Ein-
richtung und Ausstattung so ein-
fach als nur möglich zu machen.
Die stuckgerahmten Bildfelder der
Gewölbe blieben unbemalt, nur die
Kuppellaterne trägt ein heute fast ganz zerstörtes Bild, das nach den Baurechnungen Theophilus
Pollak malte, und in den Querarmen und Seitenkapellen erinnern die nach einem einheitlichen
System angebrachten größeren und kleineren Tafelbilder von ferne an das italienische Dekorations-
prinzip. Beachtung verdient auch der Umstand, daß die Stukkaturen 1634 —1637 deutsche Arbei-
ter aus Weilheim und Wessobrunn ausführten, und zwar teilweise nach Zeichnungen des Jesuiten-
bruders Oswald Kaiser. Konsequenter ist dann das neue Prinzip in Mariahilf durchgeführt. Auch
hier ordnen sich die Stukkaturen streng dem struktiven Aufbau unter und sind mit verschieden
Fig- 45' Wüten, Pfarrkirche, ursprünglicher Fassadenentwurf.
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feldern treten nun auch schon von einem Italiener gemalte Deckenbilder auf, aber noch ohne
organische Verbindung mit dem rahmenden Stuckornament.
Die Kapuzinerkirche, ein unverzierter, nüchterner Nutzbau, kommt hier nicht in Betracht,
und wie die Serviten- und die Dreiheiligenkirche ursprünglich ausgeschmückt waren, läßt sich
heute nicht mehr feststellen. Von großer Bedeutung aber ist für uns die Apsisdekoration im
1627 vollendeten Fürstenchor; denn
hier finden wir zum erstenmal den
in der Silbernen Kapelle noch ver-
mißten lückenlosen und organischen
Zusammenschluß zwischen Stukka-
tur und Bild. Die Wand ist durch
Pilaster, die Halbkuppel durch ent-
sprechende Bänder gegliedert, die
so entstehenden Felder werden durch
stuckgerahmte Gemälde ausgefüllt,
die Theophilus Pollak, ein im Sü-
den ausgebildeter zugereister Maler,
verfertigte. Diese einheitliche An-
ordnung, die zugleich die architek-
tonische Struktur der Wand und
Wölbung respektiert und betont,
geht auf die italienische Seiten-
kapellendekoration des XVI. Jahr-
hunderts zurück. Selbst der Altar
war ursprünglich dem dekorativen
Gesamtsystem eingegliedert, wie man
das ebenfalls in italienischen, zumal
römischen Seitenkapellen des XVI.
Jahrhunderts häufig sehen kann.
Eine ähnliche Einheitlichkeit
war — dem großen Räume ent-
sprechend freilich nicht in gleich
lückenloser Geschlossenheit — ur-
sprünglich wohl auch in der Je-
suitenkirche geplant. Aber die Geld-
not der letzten Baujahre veranlaßte
die Jesuiten, sehr gegen den Wunsch
der Erzherzogin Claudia, die Ein-
richtung und Ausstattung so ein-
fach als nur möglich zu machen.
Die stuckgerahmten Bildfelder der
Gewölbe blieben unbemalt, nur die
Kuppellaterne trägt ein heute fast ganz zerstörtes Bild, das nach den Baurechnungen Theophilus
Pollak malte, und in den Querarmen und Seitenkapellen erinnern die nach einem einheitlichen
System angebrachten größeren und kleineren Tafelbilder von ferne an das italienische Dekorations-
prinzip. Beachtung verdient auch der Umstand, daß die Stukkaturen 1634 —1637 deutsche Arbei-
ter aus Weilheim und Wessobrunn ausführten, und zwar teilweise nach Zeichnungen des Jesuiten-
bruders Oswald Kaiser. Konsequenter ist dann das neue Prinzip in Mariahilf durchgeführt. Auch
hier ordnen sich die Stukkaturen streng dem struktiven Aufbau unter und sind mit verschieden
Fig- 45' Wüten, Pfarrkirche, ursprünglicher Fassadenentwurf.