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Fritz Eichler.
hat eigentlich nur die äußerste feine Haut des Marmors angegriffen; kaum daß herabrinnendes
Regenwasser durch schwache Versinterung einige durch leichte Erhebung und dunklere Tönung
von dem übrigen sich abhebende Streifen hinterlassen hat. Die für den Marmor der Parthenon-
skulpturen so charakteristischen Lochreihen an Reliefkonturen und Faltenrillen finden sich nur an
wenigen Stellen, so zwischen dem Arm von 3i und dem Gewand von 32 und an der Oberseite
des Kopfes von 32.1 Eine zarte goldgelbe Patina überzieht die Oberfläche; sie entbehrt freilich,
wie an allen Gebäudeteilen der Nordseite,2 jener satten Wärme, die namentllich an der Westseite des
im Material bekanntlich durchaus einheitlichen Baues dem Marmor eine so wunderbare Leuchtkraft zu
Fig. 2. Nordfries des Parthenon, Mich. IX.
Zeichnung ans dem Jahre 1674.
verleihen vermag, wie sie jedem Akropolispilger von strahlenden Spätnachmittagen in unvergeß-
licher Erinnerung steht.
Da die eingangs behauptete Zugehörigkeit des Stückes zum Parthenonfriese manchem, der
für den stilistischen Vergleich die allein hinreichend intakten bärtigen Köpfe des Ost- und West-
frieses heranzieht, zweifelhaft erscheinen könnte, ist sie eingehender zu begründen. Sie läßt sich
so lückenlos beweisen, daß vorläufig, d. h. solange kein im Bruch unmittelbar anschließendes
Stück aus der Verborgenheit auftaucht, die seit dem Erscheinen der großen Publikation des Briti-
schen Museums (ig 10) schon mehrere willkommene Ergänzungen der Parthenonskulpturen geboten
hat,3 nichts übrig bleibt als eben der unmittelbare Anschluß.
1 Vgl. Nordfries XXXVII zwischen Rücken des Reiters 115 und Hals des folgenden Pferdes (Smith, The Sculptures of
the Parthenon, pl. 57), um nur ein Beispiel zu nennen.
3 Vgl. Durm, Die Baukunst der Griechen S. 396.
3 Metopenköpfe : Schräder, Österr. Jahreshefte 1911, S. 23 f.; Praschniker, ebendort, S. 160 ff.; Friesfragmente : Nord IX :
Studniczka, Neue Jahrbücher für das klassische Altertum XXIX (1912), S. 244; Kopf des Festordners Ostfries 52, jetzt im
Fritz Eichler.
hat eigentlich nur die äußerste feine Haut des Marmors angegriffen; kaum daß herabrinnendes
Regenwasser durch schwache Versinterung einige durch leichte Erhebung und dunklere Tönung
von dem übrigen sich abhebende Streifen hinterlassen hat. Die für den Marmor der Parthenon-
skulpturen so charakteristischen Lochreihen an Reliefkonturen und Faltenrillen finden sich nur an
wenigen Stellen, so zwischen dem Arm von 3i und dem Gewand von 32 und an der Oberseite
des Kopfes von 32.1 Eine zarte goldgelbe Patina überzieht die Oberfläche; sie entbehrt freilich,
wie an allen Gebäudeteilen der Nordseite,2 jener satten Wärme, die namentllich an der Westseite des
im Material bekanntlich durchaus einheitlichen Baues dem Marmor eine so wunderbare Leuchtkraft zu
Fig. 2. Nordfries des Parthenon, Mich. IX.
Zeichnung ans dem Jahre 1674.
verleihen vermag, wie sie jedem Akropolispilger von strahlenden Spätnachmittagen in unvergeß-
licher Erinnerung steht.
Da die eingangs behauptete Zugehörigkeit des Stückes zum Parthenonfriese manchem, der
für den stilistischen Vergleich die allein hinreichend intakten bärtigen Köpfe des Ost- und West-
frieses heranzieht, zweifelhaft erscheinen könnte, ist sie eingehender zu begründen. Sie läßt sich
so lückenlos beweisen, daß vorläufig, d. h. solange kein im Bruch unmittelbar anschließendes
Stück aus der Verborgenheit auftaucht, die seit dem Erscheinen der großen Publikation des Briti-
schen Museums (ig 10) schon mehrere willkommene Ergänzungen der Parthenonskulpturen geboten
hat,3 nichts übrig bleibt als eben der unmittelbare Anschluß.
1 Vgl. Nordfries XXXVII zwischen Rücken des Reiters 115 und Hals des folgenden Pferdes (Smith, The Sculptures of
the Parthenon, pl. 57), um nur ein Beispiel zu nennen.
3 Vgl. Durm, Die Baukunst der Griechen S. 396.
3 Metopenköpfe : Schräder, Österr. Jahreshefte 1911, S. 23 f.; Praschniker, ebendort, S. 160 ff.; Friesfragmente : Nord IX :
Studniczka, Neue Jahrbücher für das klassische Altertum XXIX (1912), S. 244; Kopf des Festordners Ostfries 52, jetzt im