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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 3.1889

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Stürenburg, C.: Ein neues Buchdruckverfahren (für Illustrationen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44067#0179
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Ein neues Buchdruckverfahren (für Illustrationen).

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diese Manipulation wird die Druckbarkeit solcher Bilder
überhaupt ermöglicht.
So vollkommen in ihrer Art diese Erzeugnisse auch sein
mögen, so besitzen sie doch einen grossen Uebelstand, welcher
den Kunstwerth derselben sehr in Frage stellt: das Vorhanden-
sein des Netzes, welches, als nicht zum Bilde gehörig, störend
wirken muss. Sodann aber gehen grosse Feinheiten, kleine
Details und die Schärfe der Contouren verloren, sodass man
auf diese Weise im Vergleich mit dem Original immer nur
ein mehr oder weniger unvollkommenes Resultat erhält.
Ich habe mir nun die Aufgabe gestellt, durch eine längere
Reihe von Versuchen ein Verfahren zu finden, welches diese
Uebelstände nicht besitzt, sondern, soweit überhaupt ein der-
artiges Reproductionsverfahren das Original zu ersetzen im
Stande ist, dasselbe möglichst getreu in allen seinen Theilen
wiedergibt. Es ist mir das, wie vorliegende kleine Probe
zeigt, nach mehrjähriger Aibeit auch gelungen, sodass jetzt
ein Verfahren existirt, welches, von dem Gebrauche des Netzes
befreit, Platten zu liefern im Stande ist, welche an Feinheit
fast dem Lichtdruck gleichkommt, dabei aber dem Druck auf
der Buchdruckpresse keine grösseren Schwierigkeiten bietet,
wie dies bei der Autotypie der Fall ist.
In kurzen Zügen ist das Verfahren folgendes: Nach einer
photographischen Aufnahme wird zunächst ein Gelatinerelief
hergestellt, dieses dann für den galvanischen Strom leitend
gemacht, in feuchtem Zustande sodann in ein Kupferbad ein-
gehängt, und die so erhaltene Kupferplatte wie jedes andere
Cliche mit Blei hintergossen. Die Platte ist dann zum Druck
fertig. Man kann aber, wenn man das Hintergiessen umgehen
will, den durch den galvanischen Strom erhaltenen Kupfer-
niederschlag auch auf eine Holzplatte von erforderlicher Höhe
aufleimen lassen. Wenn das Aufleimen in der richtigen
Weise geschieht, so lassen sich von solchen Platten, wie ich
erfahrungsgemäss bestätigen kann, eine sehr grosse Anzahl
von Abdrücken herstellen, ohne dass das Cliche im geringsten
Schaden leidet.
Der Halbton und der üebergang vom Schatten zum Licht
wird bei diesem Verfahren durch eine, dem Charakter des
Gegenstandes gemäss zu modificirende feinere oder kräftigere
Körnung, welche sich den Schattirungen des Ori-
ginals absolut genau anschliesst, wiedergegeben; die
ausserordentliche Schärfe des Kornes aber ermöglicht, ohne
dass die Druckfähigkeit der Platten dadurch Schaden leidet,
eine so grosse Feinheit desselben, dass dieselbe für das blosse
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