Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

DOI Artikel:
Angerer, Alexander C.: Über die Feinheit der Netze für Autotypien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0016
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

Ueber die Feinheit der Netze für Autotypien.

so ungeheuer dichten und zarten Netz auch reicher an Details
und weicheren Abstufungen sein müsse, zutrifft oder nicht.
Wie es sich in der Praxis berausstellt, ist zwar der Unter-
schied ztfischen Aufnahmen mit gröberen und mittleren Netzen
ein ganz gewaltiger, hingegen zwischen diesen und den mit
dem feinsten Lineament gemachten kaum mehr von Vortheil
für letztere.
Erklärlich ist dies nur aus folgendem Grunde:
Bei einem richtig ausgeführten autotypischen Gliche —
sei es nun in Kupfer oder in Zink geätzt — sollen die lichten
Töne, insbesondere die Hochlichter, durch möglichst kleine
schwarze Punkte gebildet werden.
Speciell bei diesen feinen Punkten ist es nun ganz gleich-
giltig, welcher Raster gewählt wurde. — Der Photograph so-
wohl als der Aetzer werden immer trachten, diese Punkte so
zart als es nur angeht zuzuspitzen, um den Effect des Bildes
zu heben.
Es kann deshalb nur die Folge sein, dass bei jedem Gliche, ob
es nun mit gröberem oder feinerem Netz hergestellt ist, die
erwähnten Punkte im Licht so ziemlich gleich gross sein werden.
Da aber bei einem feinen Lineament auf der gleich
grossen Fläche bedeutend mehr solcher Punkte ausgebreitet
erscheinen, so führt dies zu einer Verdunkelung der lichten
Flächen, die dann leicht einen dunstigen Charakter bekommen.
Bei Stimmungsbildern kann zwar mitunter dieser Um-
stand wesentlich zum Gelingen einer getreuen Wiedergabe des
Originals beitragen, jedoch wo es sich um effectvolle Tusch-
zeichnungen oder sonnige Naturaufnahmen handelt, wirkt ein
solches allzufeines Lineament gerade zu störend.
In der Beilage1) erscheint das soeben Gesagte bestätigt.
Nr. 1 ist mit einem groben Raster von 120 Linien auf-
genommen und sticht deshalb gegen Nr. 2 mit 150 Linien
unvortheilhaft ab.
Hingegen weist Nr. 4 mit 175 Linien gegen Nr. 2 keinen
besonderen Vorzug auf. Um zu zeigen, dass auch der feinste
Raster sich bei einer uncorrecten Aufnahme derart grob vor-
drängen kann, dass das ganze Bild wie hinter einem Gitter
steckt und jeder Schärfe beraubt wird, ist noch Nr. 3 mit
ebenfalls 175 Linien beigefügt.
Grosse langjährige Uebung, gewissenhaftes Arbeiten und
die besten Einrichtungen sind deshalb die unerlässlichen Be-
dingungen, welche gleichmässig gute Resultate verbürgen.

1) S. Illustrationstafeln am Schluss des Werkes.
 
Annotationen