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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 23.1909

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Friedlaender, Paul: Zur Kenntnis des Farbstoffes des antiken Purpurs aus Murex brandaris
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https://doi.org/10.11588/diglit.44941#0152
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Zur Kenntnis des Farbstoffes des antiken Purpurs usw.

159

mit Warben, mehrere italienische Chemiker nahmen sogleich
eine Untersuchung dieser Substanz, welche dabei gänzlich auf-
gebraucht wurde, uor, und fanden darin angeblich Indigo und
öummilack.
Als der Vortragende uor nicht ganz drei Jahren das Thio-
indigorot darstellte, oermutete er, daf] der Purpurfarbstoff etwas
Sehnliches sein könnte, wie dieser rote Jndigo. Durch das Cnt-
gegenkommen der kaiserl. königl. Zoologischen Station in Triest,
cn welche sich ^riedlaender in Wien wendete, gelang es ihm,
etwa 11000 Schnecken (ITlurex brandaris) zu erhalten, aus welchen
er in der Weise den Purpurfarbstoff isolierte, daf] er die heraus-
präparierten Drüsen auf 5iltrierpapier strich und den Farbstoff
durch kurzes Belichten in der Sonne entwickelte. Sriedlaender
fand, dafj der Purpur frei uon Schwefel, Chlor und Jod, aber
stickstoffhaltig und, was besonders überraschend war, stark
bromhaltig sei.
Die Analyse ergab, dqfj der Purpurfarbstoff als ein Dibrom-
deriuat des Indigotins oder des isomeren Jndirubins aufzufassen
sei. llun sind nicht weniger als 50 isomere Dibromindigotine
und Dibromindirubine theoretisch möglich. flach Sriedlaender
ist der Purpur der Alten identisch mit dem künstlich dargestellten
6-6-Dibromindigo, der unter sämtlichen bisher untersuchten
Isomeren die weitaus röteste fluance besitzt.
Jn spektroskopischer Hinsicht weisen gleichstarke Lösungen
der beiden 5arbstoffe nach J. 1TI. Cder keinen Unterschied auf.
Weitere Untersuchungen beabsichtigt der Vortragende in
der Richtung zu machen, fesfzustellen, ob andere im Altertum
zum färben benutzte ITlurex- und Purpuraarten den gleichen
Farbstoff liefern, wie ITlurex brandaris. Bisher konnte ?ried-
laender nur konstatieren, dal] bei der Belichtung der Drüsen
oon JTlurex trunculus neben einem rotoioletten gleichzeitig ein
blauer Farbstoff entsteht, der mit Indigoblau nicht identisch ist.
Auch behält sich der Vortragende uor, die flatur der in der
frischen Drüse enthaltenen Verbindung aufzuklären; letztere hat
■anscheinend mit keiner der bis je^t bekannten Jndigo liefernden
Substanzen Aehnlichkeit.
Zum Schluß warf ?r i edl a en der die ?rage auf, ob Aussicht
vorhanden sei, den Purpur in Zukunft wieder zu oerwenden,
da er jet^t auf bedeutend billigerem Wege hergestellt werden
kann. Diese ?rage wurde uon ihm uerneint, da den Purpur-
färbungen jene Lebhaftigkeit fehlt, durch welche sich heute so
oiele echte Teerfarbstoffe auszeichnen.
 
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