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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 23.1908

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Jolles, André: Die ägyptisch-mykenischen Prunkgefässe
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https://doi.org/10.11588/diglit.44283#0233
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A. Jolles, Die ägyptisch-mykenischen Prunkgefäße.

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Rande vorhanden. Auch diese werden wohl auf dünnen Holzscheiben aufgeklebt
gewesen sein, da sich auf der Rückseite Reste von Klebstoff finden. Hier haben
wir also anthemiomorphe Gegenstände, die nicht zu den Sarkophagen, sondern
aller Wahrscheinlichkeit nach zu wirklichen Goldsträußen gehörten.
Es fragt sich nun, wie die Stengel dieser Bouquets beschaffen waren. Schäfer sagt
(S. 12) von den in Ägypten dargestellten Blumen der Prunkgefäße: »Vor allem aber
bestehen bei ihnen die Stengel sehr oft aus gelben und blauen Ringen, oder sie sind
durch einfache Linien ohne andere Farben in Ringe geteilt, oder aber sie zeigen ellip-
tische blaue oder rote Flecken auf gelbem Grunde.« Von derartigen farbigen
Stengeln — sie bestanden wahrscheinlich aus auf Stäbchen gereihten Glasperlen —

wurden in den mykenischen
Schachtgräbern nur wenig Spuren
gefunden. Das einzige, was uns
daran erinnern könnte, ist ein
Fund aus dem ersten Grabe.
»Hier wurden . . . dünne Stücke
Gold und vier große Scheiben
von dünnem Goldblech, auch
zwei kleine, röhrenförmige Ge-
genstände, die aus einer Glas-
masse bestehen und im Innern
ein kleines Röhrchen von wirk-
lichem blauem Glas enthalten .. .
gefunden « (Schliemann, Mykene
179). Was wir bei den oben er-
wähnten Blättern an Stengel-
resten finden, war aus Edel-
metall und wurde wahrschein-
lich durch Holzstäbchen gestützt.
Im dritten Grabe fand Schlie-


Abb. 14. Mykenisches Goldblatt aus dem III. Grabe.

mann »zwölf Röhren von Goldblech, welche augenscheinlich einst mit Holz gefüllt
waren, um ihnen Festigkeit zu geben; in einigen der Röhren sind noch Reste von ver-
kohltemHolz« (MykeneS. 235). Gleichfalls im dritten Grabe wurde »einegoldeneBlume
an silbernem Stengel« gefunden (Schliemann, Mykene S. 236). Auch unter der »großen
Masse kleiner Stücke von sehr dünn geschlagenem Goldblech, womit das ganze
Grab unter und über den Leichnamen bestreut war« (Schliemann, Mykene S. 237),
befinden sich bei zahlreichen Fragmenten von Blumen- und Spiralplättchen auch
viele längliche Streifen, die als Stengel gedient haben können. Röhren für die
dickeren Äste, Streifen von Goldblech für die dünneren Stengel enthalten alle
späteren Goldkränze — es ist also nicht unwahrscheinlich, daß schon in myke-
nischer Zeit in derselben Weise gearbeitet wurde.
Daß die Rosetten nirgends den Ansatz zu einem Stengel zeigen, wie es die
stilisierten Blätter tun, beweist keineswegs, daß sie nicht in dieser Weise verwendet
 
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