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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 26.1911

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Petersen, Eugen: Meniskos
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https://doi.org/10.11588/diglit.44286#0059
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E. Petersen, Meniskos.

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Vergußloch maß danach 2 cm im Quadrat, die Sichel mißt von Spitze zu Spitze
28 cm, so daß die Statue mindestens Lebensgröße gehabt haben dürfte. Mr. Wace
dachte bei dem Fundstück an einen weathercock, und das hat seine Be-
rechtigung. Denn die Sichel war offenbar drehbar. Nicht etwa deshalb, weil der
Spieß zwischen Ausbiegungen des Sichelblechs einer- und eines aufgenieteten Stückes
andrerseits durchgeht; denn sowohl an sich als durch Lötung konnten Blech und
Spieß fest verbunden sein. Aber die Verdickung des Spießes unter der Sichel hat
praktischen Zweck doch nur, wenn sie das Abrutschen der Sichel verhindern sollte.
Diese war also einst lose, beweglich. Die Windrichtung konnte sie allerdings, da
beide Hälften gleich sind, nicht anzeigen; aber ihre Bewegungen, mit oder ohne
Geräusch, machten sie zur Vogelabwehr nur um so geeigneter. Das Haupthindernis
war jedoch die Schärfe des Sichelblechs. Der oßskfcxo? ist am oberen Ende beschädigt,
das eine plötzliche Verdünnung zeigt, wie es auch bei den Frauenbildern der Akropolis
vorkommt, offenbar bestimmt, eine Krönung aufzunehmen, von der an dem spar-
tanischen Stück noch etwas haften blieb, leider formlos. Dem Zweck des Ganzen
gemäß kann der Aufsatz auch nur spitzig gewesen sein. Eine besonders zugefügte
Spitze ist nur verständlich, wenn sie durch Verdickung an ihrem Fuß der Abnahme
der Sichel vorbeugte.
Diese Schutzvorrichtung hat offenbar ^altmodischen Charakter. Wie das Antefix
von Cerveteri zeigt, war man jedoch frühzeitig bedacht, ihre Augenfälligkeit auf das
geringste Maß zu beschränken. Dabei konnte der alte Name bleiben, so daß Aristo-
phanes Vög. 1114 vielleicht schon die jüngere Form im Auge gehabt hat. Jedenfalls
scheint die Konstruktion des spartanischen Meniskos, der nach der Fundschicht
dem VI. Jahrhundert angehören kann, zu beweisen, daß der einfache Spieß als
»Vogelabwehr« älter war als der mit Meniskos versehene. In der anderen Aristo-
phanesstelle, Vög. 359, könnte nur jener ohne diesen verstanden werden. Aber so
zutreffend Trendelenburgs Bemerkungen zu der Stelle im übrigen sind: es ist un-
möglich, in dem aus dem Scholion des Venetus erschlossenen xaToutTjsov itpö? awvqv
das letzte Wort auf /urpa V. 358 zu beziehen, gar den Spieß »in den niederen Haar-
wulst über der Stirn«, Hausers »gesteckt« zu denken. Die einfachen Spieße
wurden ja, wie Olympia und Lokri zeigten, nicht allein auf den Kopf, der hier an
der yu-upa schon seinen Schutz hat, sondern überallhin gesteckt. Warum also nicht,
da doch von dem Überlieferten Tvpös aexov auszugehen ist, -npo sauTou, oder irpo? aimby?
Berlin. E. Petersen.

Jahrbuch des archäologischen Instituts XXVI.

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