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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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II.-IV Heft
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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer der Römischen Maler Deutscher Nation
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0125

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VON W. BODE.

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von Elsheimers Bildniss, der 1649 in der Sammlung der Künstlerbildnisse von Jan
Meyssens erschien. Es heisst hier von Elsheimer: faisoit son aprentisage a Venise
chez Johan Rotterhamer gran dessignateur etc. Ich finde diese Stelle in keiner der
zahlreichen Biographieen Elsheimer's benutzt; vielleicht absichtlich nicht, denn in den
späteren Abdrücken der Platte, welche als Beilagen zu C. de Bie's „Gulden Kabinet"
1662 erschienen, ist dieser Passus durch die Worte: faisoit son aprentisage a Francfort
chez Philipp Oudenbach (sic) ersetzt. Trotzdem scheint es mir nicht gerechtfertigt,
jene Angabe des Meyssens, welcher fast gleichzeitig mit Baglione und nächst ihm
nach Elsheimer's Tode zuerst über diesen berichtete, vollständig mit Stillschweigen zu
übergehen. Die Gemälde Elsheimer's haben im Allgemeinen, einzelne derselben sogar
recht auffällig, eine gewisse Verwandtschaft mit den auch im Format vielfach gleich-
artigen Bildchen Rottenhammer's, sodass ein vorübergehender Einfluss desselben auf
Elsheimer und ein kurzer Aufenthalt des Letzteren in Rottenhammer's Atelier zu
Venedig*) keineswegs unwahrscheinlich ist.
Aus der Zeit von Elsheimer's Aufenthalt in Rom fehlt uns leider jede urkund-
liche Nachricht. Daher sind Sandrart's Mittheilungen über diese Periode als angeblich
einzige zuverlässige Quelle unbeanstandet aufgenommen worden. Hier tritt nun
Baglione's „Vita di Adomo Tedesco", die merkwürdiger Weise bisher von allen
Biographen Elsheimer's unbenutzt gelassen wurde,**) ergänzend und, wie ich glaube,
berichtigend ein. Sie enthält nicht nur mehrere interessante Angaben zur Vervoll-
ständigung von Sandrart's Bericht, sondern weicht in mehreren Punkten von demselben
ab und widerspricht ihm sogar aufs entschiedenste. Baglione's Buch***) wurde um
1642 verfasst, während Sandrart die biographischen Notizen für seine 1675 erschienene
„Teutsche Akademie" erst bei Abfassung des Buches sammelte, nachdem er schon
Jahrzehnte lang aus jeder lebendigen Verbindung mit den Künstlern Italien's und der
Niederlande ausgeschieden war und daher, wie wir ihm jetzt an der Hand zahlreicher
urkundlicher Nachrichten über Künstler nachweisen können, selbst über ihm bekannte
Zeitgenossen häufig aus dunkler Erinnerung oberflächlich und falsch berichtete. So
können denn auch seine Angaben über Elsheimer, deren Irrthümlichkeit in Bezug auf
seine Geburtszeit wir schon nachgewiesen haben, nicht als unumstösslich gelten, ob-
gleich er angiebt, dass er im J. 1682 in Rom die Wittwe und die Söhne Elsheimer's
kennen gelernt und obgleich er 1625 in Utrecht mit Elsheimer's Schüler Goudt, der
damals aber schon irrsinnig war, verkehrte. Wo die Aussagen beider Gewährsmänner
collidieren, spricht für Baglione's Angaben — abgesehen von ihrer wesentlich früheren
Aufzeichnung — der Umstand, dass der Verfasser Altersgenosse Elsheimer's war, dass
er ferner als geborener Römer in Rom lebte und als Künstler in (höchst unverdienter)
Achtung stand und namentlich von den Päpsten bei zahlreichen Aufträgen verwendet
wurde, endlich dass er in der Römischen Malergilde mehrfach als Vorstand fungierte,
u. a. schon im Jahre 1618, als Elsheimer noch Mitglied der Gilde war. Er ist sicherlich
mit Elsheimer nahe bekannt gewesen, wie auch aus dem Wortlaut seiner Vita hervor-

*) Dass Rottenhammer im J. ι6ο5 noch in Venedig lebte, beweist die Inschrift auf
einem Gemälde der Münchener Pinakothek: H. ROTTENHAMMER F. IN VENETIA i6o5.

**) In der Biographie Elsheimer's, welche Paul Mantz in der Histoire des peintres von
Charles Blanc geliefert hat, ist Baglione's Bericht zwar benutzt, aber nur theilweise und ohne
Kritik neben widersprechenden Angaben Sandrart's und seiner Biographen.

***) Vite de' Pittore, Scultori, Architetti ed Intagliatori, dal Pontificato di Gregorio XIII.
del 1572 fino a' tempi di Papa Urbano VIII del 1642.
 
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