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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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II.-IV Heft
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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer der Römischen Maler Deutscher Nation
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0141

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VON W. BODE.

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Es gelten zunächst mehrere Künstler als eigentliche Schüler Elsheimer's. Zu-
vörderst zwei Deutsche. Jacob Ernst Thoman von Hagelstein, kam nach
Sandrart's Angabe i6o5 nach Italien, wo er bis zum Tode Elsheimer's in Rom seinen
Aufenthalt nahm. Er soll dessen Manier in seinen kleinen Landschaften so treu nach-
geahmt haben, dass „seine ruhmwürdige Hand oftermalen für des berühmten Elz-
heimers seine geachtet worden." Bilder von ihm kommen meines Wissens wenigstens
unter seinem Namen in keiner Sammlung vor. Vielleicht geht eine kleine nette Fluss-
landschaft im Amalienstift zu Dessau auf ihn zurück, deren Bezeichnung ich I. H. las;
sie trägt den Charakter eines sehr sauberen Nachahmers von Elsheimer.
Von Johannes König aus Nürnberg wissen wir gerade umgekehrt weit mehr
aus seinen erhaltenen Gemälden wie aus überlieferten Nachrichten. Durch die Be-
zeichnung auf einem Miniaturgemälde im Handzeichnungs-Kabinet zu München:
Johann König Fecit in Roma i6i3, erfahren wir, dass er damals in Rom sich aufhielt
und muthmaasslich Elsheimer's Unterricht genossen hat. Daten auf anderen Gemälden
beweisen, dass er noch nach dem Jahre i65o thätig war. Seine Landschaften, von
denen hier eine Folge von vier Bildern in der Akademie zu Siena genannt sei,
schliessen sich an Elsheimer's frühere römische Manier, auch in dem verhältnissmässig
grösseren Umfange an, allein neben den Bildern seines Meisters nehmen sie sich
recht nüchtern aus. König bringt es nicht über die Nachahmung hinaus, die Farbe
seiner Bilder ist tief, aber eintönig, die Composition ohne Originalität.
Als Schüler Elsheimer's nennen bereits Sandrart und de Bie auch den alten
David Teniers. Nach dem Zeugniss des letzteren Autors, welcher allerdings dem
jüngeren Teniers persönlich nahe stand, soll er sogar zehn Jahre bei Elsheimer „gewohnt"
haben. So lange kann derselbe jedoch überhaupt nicht in Rom gewesen sein. Denn
da Rubens als sein erster Lehrer angegeben wird und dies nur zwischem den Jahren
1598 bis 1600 (den Jahren der Aufnahme des Rubens in die Gilde und seiner Abreise
nach Italien) der Fall gewesen sein kann, konnte er frühestens um 1600 nach Rom
gehen, welches er 1606 bereits wieder verlassen hatte; denn in dieses Jahr fällt schon
seine Aufnahme in die Gilde zu Antwerpen, wo er seitdem verblieb. Uebrigens ist
der Einfluss, den Elsheimer auf den älteren David Teniers ausgeübt hat, keineswegs be-
sonders stark; wir würden sogar ohne jenes Zeugniss aus seinen Bildern einen so nahen
Zusammenhang schwerlich erkennen. Zwar behandelt er äusser seinen Bauernstücken,
in denen er am originellsten und tüchtigsten erscheint, ähnliche Gegenstände und auch
in ähnlichem Format wie Elsheimer, aber seine Figuren sind gedrungen und derb,
mehr dem van Balen verwandt, seine Färbung heller und greller, in der Art seiner
vlämischen Zeitgenossen.
Mit weit mehr Verständniss ging ein anderer vlämischer Maler, der grosse
Altmeister der vlämischen Kunst, Peter Paul Rubens, auf Elsheimer's Kunst-
weise ein. Freilich können wir dieses gewaltige Genie, dem es gegeben war, von
jedem grossen Künstler, den er studierte, einen Theil in sich aufzunehmen und in
eigenartigster Weise für seine Kunstsprache zu verwerthen, keineswegs einen Schüler
oder auch nur einen Nachfolger Elsheimer's nennen; aber als er mit ihm in Rom
bekannt wurde — wir haben dafür jetzt ein eigenhändiges Zeugniss von Rubens in
dem mehrfach angeführten Briefe an Pieter van Veen — suchte er sich ihm zu nähern,
erwarb eine Anzahl seiner Gemälde (in seinem Nachlasse waren vier Bilder Elsheimer's)
und verschmähte es nicht, sogar nach dessen Bildern und Zeichnungen zu copieren,
worüber uns gleichfalls der Katalog seines Nachlasses und ein Stich Soutman's be-
 
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