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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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II.-IV Heft
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Bode, Wilhelm von: Adam Elsheimer der Römischen Maler Deutscher Nation
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0128

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ADAM ELSHEIMER.

durch Vergleichung des Stilcharakters weitere chronologische Schlüsse gestatten,
wie sie sonst oft sehr misslich sind. Zwei Bilder müssen nämlich noch in die
Zeit seines Aufenthaltes in der Vaterstadt, also in die früheste Jugend fallen: eine
kleine Ansicht Frankfurt's von Sachsenhausen aus (jetzt im Städtischen Archiv zu
Frankfurt) und die sechs in Einem Rahmen vereinigten kleinen Darstellungen aus
dem Leben der Maria in der Berliner Galerie (No. 664), von denen oben schon die
Rede war. Das erstgenannte Bild ist als kleine Vedute kaum von Belang; von um
so grösserem Interesse ist das letztere, welches aus dem Königl. Schlosse stammt.
In den Typen, in der Zeichnung und Färbung, in den landschaftlichen Gründen, in
der ganzen Erfindung sind die kleinen Bildchen, aus welchen das Altarwerk zusammen-
gesetzt ist, so charakteristisch für Adam Elsheimer, dass sie trotz der schlechten Er-
haltung, trotz mancher Schwächen und Abweichungen nur dem Meister selbst zuzu-
schreiben und nicht bloss, wie der neue Berliner Katalog vorsichtiger Weise noch
thut, als „in der Art des Α. Elsheimer" zu bezeichnen sein dürften. Weisen die
Schwächen — mangelhafte Körperkenntniss, unruhige Composition, Mangel an Harmonie
der Färbung, an Charakter im Ausdruck und an Freiheit und Feinheit in der Be-
handlung — auf die Jugendzeit des Künstlers, in welcher er nach Mander's strengem
Urtheil „noch redelijk slecht was", so wird die Annahme ihrer Entstehung in Frankfurt
durch die schon eingangs berührten äusserlichen Merkmale unterstützt: die Wiedergabe
des Bockenheimer Thores auf dem Bildchen der „Begegnung" und die Darstellungs-
weise des Hauptbildes (Krönung Maria's), welche eine freie Benutzung von Dürer's
berühmtem Heller'schen Altar ist, der bis i6i5 in der Dominikanerkirche zu Frankfurt
gestanden hat. Ueberdies sind in dem landschaftlichen Hintergründe noch keinerlei
italienische Motive zu entdecken, wie sie fast alle anderen Gemälde des Meisters auf-
weisen. Auch auf die Aehnlichkeit der auf dem Todtenbette ausgestreckten Marien-
gestalt mit der Figur auf einem Stiche von Elsheimer's Lehrer Uffenbach, welcher
den Landgraf von Hessen auf dem Paradebett zeigt, möchte ich hier wenigstens hin-
weisen.
Wenn Elsheimer wirklich, wie die erste Unterschrift unter Hollar's Stich nach
des Meisters Bildniss besagt, auf seiner Reise nach Rom eine Zeit lang Rottenhammer's
Atelier in Venedig besuchte, so haben wir wohl auf den Einfluss dieses Künstlers,
der eine dem Elsheimer verwandte miniaturartige Ausführung im kleinsten Raume
zeigt, die etwas trockene und ängstliche Behandlungsweise und den kühlen Ton
der harten Färbung in mehreren Gemälden Elsheimer's zurückzuführen, welche ich
der ersten Zeit seines Aufenthalts in Italien zuzuschreiben geneigt bin, wie u. a. eine
kleine bergige Landschaft im Besitze des Η. Milani in Frankfurt und die einzelnen
Heiligen-Figuren auf landschaftlichem Grunde in Petworth. In Italien, namentlich in
Rom wirkten die Denkmäler der alten Kunst wie der Natur des Landes mächtig auf
den jungen Künstler ein. Zunächst zwar in überwältigender Weise, indem er fremden
Vorbildern zuliebe einen Theil seiner Eigenthümlichkeit aufopferte; so in einer Anzahl
von landschaftlichen Darstellungen einsamer italienischer Berggegenden von unge-
wöhnlich grossem Umfange, welche daher dem Künstler abgesprochen oder über-
haupt gar nicht zugeschrieben zu werden pflegen. Hierher gehört eine Landschaft
in der Galerie zu Braunschweig von mehr als 0,80 m in der Breite, weiterhin eine
Folge von sechs gleichfalls ungewöhnlich grossen Landschaften mit kleiner Staffage
aus der Geschichte des Ikaros, welche sich unter der Bezeichnung „Scuola Fiaminga"
in der Galerie zu Neapel befinden. Die Formen sind, namentlich in diesen letzt-
 
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