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Preußische Kunstsammlungen [Contr.]
Jahrbuch der Königlich-Preuszischen Kunstsammlungen — 1.1880

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II.-IV Heft
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Conze, Alexander; Humann, Carl; Bohn, Richard; Stiller, Hermann; Lolling, G.; Raschdorff, Otto: Die Ausgrabungen zu Pergamon und ihre Ergebnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.75035#0204

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184 DIE AUSGRABUNGEN ZU PERGAMON: GESCHICHTE DER UNTERNEHMUNG.

Tumulus der Auge hatte ich bei dieser Gelegenheit wieder öffnen lassen. Der Besuch
regte mich überhaupt lebhaft an. Das ideale Streben, das unter dem Drucke der
Tagesarbeit, weit ab von jedem geistigen Austausch so leicht in den Hintergrund tritt,
brach wieder frisch auf, ich konnte meine Entdeckungen und Bestrebungen Männern
mittheilen, die ihnen warme Theilnahme schenkten, und hoffte, was meiner Natur am
meisten zusagte, einen Weg gefunden zu haben, meine Kenntniss der Ruinenstätten
praktisch zu verwerthen. Ich ging gern auf den Wunsch des Herrn Curtius ein, den
Plan von Pergamon zu machen, der dann in den Beiträgen zur Topographie Klein-
asiens*) erschienen ist, und wurde mehr noch als bisher ein eifriger Sammler von
allen in Pergamon das Licht erblickenden Antiken.
Bei der Aufnahme des Planes hatte ich noch das Glück, eine halbe Stunde
westlich von der Stadt den Aesculap-Tempel zu entdecken, förmlich hingeleitet zu seiner
Stelle von einem alten durch das westliche Theater-Thor führenden zerfallenen
Säulengang.
Ich zeigte den Herren auch in der schon genannten byzantinischen Mauer
auf der Burg eingemauertes Bildwerk, dem Anscheine nach Hochreliefs und erbot
mich, dieselben heraus zu nehmen und nach Berlin zu senden. In der That wurden
Arbeiter angestellt und die Ecke der felsenfesten byzantinischen Mauer, in der die
Sculpturen sichtbar waren, abgebrochen. Es ergab sich die Reliefdarstellung eines
sterbend hinsinkenden Jünglings und eine zweite Platte, auf der ein alter Gigant
sich, wie mir schien, mit dem Schilde gegen die Keulenschläge des Herakles
schützt. Diese beiden Reliefstücke, sowie was ich sonst in Bergama zusammen-
brachte, einen prachtvollen Greifenfries, einige Inschriftplatten, Gemmen etc. sandte
ich dann an unsern Consul Dr. Joh. Lührsen in Smyrna, in dessen gastlichem
Hause auch unsere Antiken Aufnahme fanden. Alle Deutschen, die in jenen Jahren
Smyrna besuchten, haben Herrn Dr. Lührsen und seiner Gattin ein dankbares An-
denken bewahrt und gern gedenke ich der frohen geselligen Stunden, in denen der
müde Wanderer dort sich erquickte. Vom Consulat wurden die Marmore dann nach
Berlin gesandt. Hiermit war der Keim gelegt und die Curtius'sche Expedition hatte
ihn legen helfen, wenn er auch spät aufgegangen ist.
Da ich befürchten musste, als Privatmann so ohne Weiteres nichts Grösseres
bewerkstelligen zu können, drang ich schon damals darauf, dass sich das Königliche
Museum einen Firman für Ausgrabungen in Pergamon geben lasse. Die gefundenen
Stücke waren ja offenbar Theile eines sehr grossen Kampfbildes, in denen wilde
Thiere, Pferde und Männer erschienen, und von denen die mächtige Mauer sicher
mehr enthalten musste als die paar aus der einen Ecke herausgebrochenen Stücke.
Damals kam aber die grosse Unternehmung der Aufdeckung der Altis von Olympia
in Gang und Herr Curtius, den ich im Herbst i8y3 in Wiesbaden aufsuchte, musste
bedauern durch diese gewaltige Aufgabe zu sehr in Anspruch genommen zu sein, um
gleichzeitig auch in Pergamon festen Fuss zu fassen.
Im Frühjahr 1878 hatten inzwischen meine Leute in Pergamon auf der Burg
nach einem Platzregen an jener byzantinischen Mauer wieder einen grossen Marmor
erscheinen sehen, ihn ausgegraben und in meinem Hause geborgen. Es war eine Relief-
platte mit Darstellung eines Seepferdes. Unter diesem war noch ein anderer Marmor
sichtbar geworden, der jedoch vorläufig ungehoben bleiben musste. Erst als im

*) Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 187% Taf. III.
 
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