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Grundriss der Indo-Arischen Philologie und Altertumskunde
(ENCYCLOPEDIA OF INDO-ARYAN RESEARCH)
BEGRÜNDET VON G. BÜHLER, FORTGESETZT VON F. KIELHORN.
III. BAND, 10. HEFT.

MEDICIN
VON
J. JOLLY.

I. ZUR QUELLENKUNDE.
§ i. Mo derne Werke. —• Obwohl die Medicin jetzt dank den central-
asiatischen Handschriftenfunden und Hoernles ausgezeichneten Arbeiten über
dieselben (§ 13) unbedenklich zu den ältesten, am frühesten sicher bezeugten
Fachwissenschaften der Inder gezählt werden darf, so wird es doch im Hin-
blick auf ihr Fortleben in der Gegenwart und ihre continuirliche Entwickelung-
methodisch zweckmässig sein, einen Überblick über die medicinische Sanskrit-
litteratur mit einem kurzen Hinweis auf die modernen Werke zu beginnen
und von da aus successive auf die älteren und ältesten Denkmäler zurück-
zugehen.
Wie die modernen Kavirajs, die, trotz des durch die englischen Colleges
und Spitäler geförderten Vordringens der europäischen Medicin, von ihren
Landsleuten noch immer gerne consultirt werden — wenn auch über die Höhe
ihrer Honorarforderungen und die Teuerkeit ihrer Arzneien geklagt wird —
die altherkömmlichen Recepte wie Cyavanapräsa (§ 61), rotes Sandelpulver
u. dgl. zu verordnen fortfahrenx, so bewegt sich auch ihre emsige schrift-
stellerische Production ganz in den alten Bahnen. Lehrbücher wie Binod Lal
Sens zweibändiges Äyurvedavijnäna2 könnten im Wesentlichen schon vor 1000
Jahren ebenso abgefasst sein. Das auch für Sanskritisten wertvolle medici-
nische Sanskritwörterbuch Vaidyakasabdasindhu von UmesÄchandra Gupta
enthält eine Zusammenstellung der medicinischen Kunstausdrücke mit Erklä-
rungen und zahlreichen Citaten aus den medicinischen Classikernk Speciellere
Zusammenstellungen für Materia medica sind in grosser Anzahl vorhanden,
ich nenne z. B. von in Calcutta gedruckten K. B. Lal Sen Guptas Äyurvedlya-
dravyäbhidhäna4 und die in Hoernles Bowerhs. benutzten Werke von K. K.
PrasannaVitasarkar und Bholanatha Sarma, von in Bombay gedruckten den
Nighanturatnäkara von GodboleS und den Brhannighanturatnäkara von Datta-
RAMA Chaube6, in welch beiden Werken aber auch anannäsa »Ananas«,
tamakhu »Tabak«, daktarimatännsäramütrapariksä »die Untersuchung des
Urins nach den Lehren der englischen Ärzte« und andere moderne Elemente
Eingang gefunden haben. Von monographischen Arbeiten erwähne ich den
unter der Ägide des berühmten Ranjit Singh (Ranajltasimha) abgefassten
Cobacimprakäsa7 über cobacim (Sarsaparille) als Mittel gegen Syphilis und
andere Leiden. Den meisten dieser Publicationen sind Bengali-, Hindi-, Gu-
jerati-, Marathi-, singhalesische und andere Übersetzungen in neuindische Spra-
chen beigefügt, andere nur in neuindischen Sprachen abgefasst. Auch die
alten Sanskrittexte wie C. Su. A. M. S. und andere werden immer wieder ab-
gedruckt, mit oder ohne die alten Commentare und mit oder ohne neuindische
Indo-arische Philologie III. 10.
 
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