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Jolly, Julius
Medicin — Grundriss der Indo-arischen Philologie und Altertumskunde, 3,10: Strassburg: Trübner, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.53075#0055
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IV. Entwickelungslehre und Gynäkologie.

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Hämorrhoiden, Geschwülste u. dgl., Krankheiten der inneren Organe wie
Erbrechen, Durchfall, Husten, Fieber u. dgl. und mittlere wie Schwindsucht,
Hemiplegie, Kopf leiden u. dgl. unterschieden (C. i, 11, 27 f.; A. 1, 12, 44 ff.).
So bezieht sich auch von den achtTeilen der Medicin (Su. 1,1) der zweite auf
Erkrankungen der Ohren, Augen u. a. Körperteile oberhalb des Schlüsselbeins,
der dritte auf Krankheiten des ganzen Körpers wie Fieber, Durchfall, Toll-
heit u. dgl.; sonst treten in dieser Einteilung besonders die Besessenheit, die
Kinderkrankheiten und die Vergiftungen hervor.
IV. ENTWICKELUNGSLEHRE UND GYNÄKOLOGIE.
§ 39. Menstruation und Fortpflanzung1. — Die Menstruation be-
ginnt im Alter von 12, die Menopause tritt im Alter von 50 Jahren ein
(Su. 3, 3, 8; S. 2, 1, 196; A. 2, 1, 7; Bh. 1, 1, 16). Beim männlichen Ge-
schlecht bildet das Alter von 16 Jahren die früheste Grenze für den Eintritt
der Pubertät, die sich spätestens bis zum 70. Lebensjahr erstreckt (S.). Doch
wird den jungen Männern empfohlen, im Alter von 21 Jahren ein zwölf-
jähriges Mädchen zu heiraten2 und im Alter von 25 Jahren (volle 20 Jahre, A.)
mit einer sechzehnjährigen Frau einen Sohn zu erzeugen, weil sie dann im
kräftigsten Alter stehen und kräftige Nachkommenschaft erzeugen. War bei
der Zeugung der Vater weniger als 25, die Mutter weniger als 16 Jahre alt,
so stirbt der Fötus im Mutterleib, oder wenn er geboren wird, lebt er nicht
lange oder bleibt verkrüppelt, schwächlich oder kränklich (S. 2, 1, 195;
A. 2, 1, 8; Su. 3, 10, 47 f.). Bei der Wahl einer Gattin ist auch darauf zu
sehen, dass in ihrer Familie keine ansteckenden oder erblichen Krankheiten
vorkommen Rasante ärirogakula S.). Manu 3, 7 nennt speziell Familien, in
denen Hämorrhoiden, Schwindsucht, schlechte Verdauung, Epilepsie, weisser
und schwarzer Aussatz herrschen.
Die Fortpflanzung beruht auf dem Zusammentreffen von Samen und
Menstrualblut. Es ist zwar auch von dem Samen der Frauen die Rede, doch
wird ausdrücklich hervorgehoben, dass derselbe auf die Bildung des Fötus
keinen Einfluss hat (S. 2, 1). Samen ist der Saft (Chylus, rasa), der aus
richtig verdauter und in das Mark gelangter Speise entsteht. Wie in der
Milch die Butter oder in dem Saft des Zuckerrohrs der Zucker enthalten ist,
so der Same in dem samenhaltigen Substrat (kala), das den ganzen Körper
durchdringt und besonders in dem Mark, den Hoden und den Brustwarzen
seinen Sitz hat. Auch das Menstrualblut entsteht Monat für Monat aus dem
Chylus, der Wind treibt das während des Monats angesammelte Blut aus den
beiden Gefässen des Mutterleibs schwärzlich und geruchlos aus dem Scheiden-
eingang hinaus (Su. 1, 14, iff.; 3, 4, 17ff; 3, 2, 7; S. 2, 1, 195, 198; A. 2, 1, 7).
Um einen normalen Fötus hervorzubringen, müssen der Samen und das
Menstrualblut rein, d. h. von normaler Beschaffenheit sein. Nicht zeugungs-
kräftig ist der Samen, wenn er durch die dosa oder Blut gestört ist, wodurch
er dünn, schaumig, braun, spärlich, schmerzend, langsam ausfliessend, gelb,
allzu reichlich wird, im Wasser nicht untersinkt u. s. w. Auch auf den Ge-
ruch kommt es an, so ist unheilbare Impotenz zu diagnosticiren, wenn der
Samen nach Harn oder Kot riecht. Auch die Rechtsbücher schreiben vor
der Hochzeit eine Prüfung der Potenz vor, bei der es u. a. darauf ankommt,
dass der Samen im Wasser untersinkt (När. 12, 10). Das Menstrualblut kann
die gleichen Fehler wie der männliche Samen haben. Als Kur werden be-
sonders Fett- und Schwitzmittel, eine bestimmte Diät und Einspritzungen
empfohlen, bei Frauen auch Pasten und Tücher oder Baumwolle {picu), die
in die Scheide eingeführt werden, und Ausspülungen mit Wasser. Zeugungs-
Indo-arischa Philologie III. 10. 4
 
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