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Journal für Fabrik, Manufaktur, Handlung, Kunst und Mode — 11.1796

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October
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https://doi.org/10.11588/diglit.44785#0278
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242 l. Ueber die Moral für Kaufleute.
solcher Kraft ein, daß ihnen alle andere Rücksichten weichen
müssen? Diese Bestimmungen sind schwer und werden da-
her oft verfehlt. Zwar sind auch im Handel die entgegengesezten
Zustände sehr einleuchtend und deutlich; strenge Gerechtigkeit
und offenbares Unrecht, anerkannte Redlichkeit und grober
Betrug, sind Extreme, die sich so darstellen wie sie sind, und
die niemand leicht verkennen wird. Aber die Grenzen zu be-
stimmen, wo sich diese durch beynahe unmerkliche Abstufungen
voneinander scheiden, den Täuschungen zu entgehen, wodurch
Vorurtheil, Eigennuz und irriger Wahn oft die Wahrheit zu
umgeben weiß, dies erfordert die feinsten Begriffe von Recht
und Unrecht, die angestrengteste, unbefangenste Aufmerksam-
keit, die gröste Herrschaft über sich selbst, um hier nur den
Forderungen der Pflicht, nicht aber jenen des Eigennuzzes
Gehör zu geben. Und demungeachtet können solche Vorschrif-
ten nie ganz befriedigend ausfallen, denn es ist unmöglich,
daß sie sich über alle einzelne Fälle erstrekken sollten, und jeder
derselben ist mit Umständen verknüpft, die ihn dem andern
ungleich machen, und die den Gesichtspunkt der Sache ver-
ändern. Es bleibt daher nichts übrig, als die gewöhnlichsten
VerfahrungSarten beim Handel zu untersuchen, und dabei
einige Regeln festzusezzen, die dann auf die andern Fälle mehr
oder minder anwendbar sind. Zn einzelnen besondern Fäl-
len muß dann jeder seiner eignen Ueberzeugung folgen, die
ihn selten irre führen wird, wenn er sich allgemeine Grund«
säzze festgesezt hat, natürliches Gefühl für Recht und Unrecht
und genug Herrschaft über sich selbst besitzt, um sich nicht durch
Gewinnsucht und Eigennuz zur Verlegung seiner Grundsäzze
und zu falschen Schlüssen verleiten zu lassen. Ich werde nun
einige Säzze aufstellen, die wenigstens allgemeine Anleitung
geben und in vielen Fällen zum Maasstaab angenommen
werden können. Der Deutlichkeit wegen ist es rathsam, die
verschiedenartigen Verhältnisse, in den der Kaufmann gegen
andere steht, einzeln zu betrachten, um sie um so weniger
unter
 
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