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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 28.1907

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Nr. 49
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Joseph, Friedrich: Die Technik des Kunst-Emails: I. Wann emaillieren wir und wie emaillieren wir?
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https://doi.org/10.11588/diglit.55853#0404
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|[Ö)| =|| | JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST. ||—... |(q]

Die Technik des Kunst-Emails.
I. Wann emaillieren wir und wie emaillieren wir?
Von Friedrich Joseph.

In der praktischen Ausübung seines Gewerbes lernt
der Goldschmied eine ganze Anzahl von Arbeitsverrich-
tungen kennen, die eigentlich nicht gerade in sein Metier
einschlagen, bei deren richtigen Anwendung jedoch immer
die Voraussetzung bleibt, dass er von diesen Nebentech-
niken mindestens ausreichende Kenntnisse besitzt, um sich
von deren Wirkung im Voraus klar zu sein. In ihrer
grossen Masse gehören derartige Arbeitsprozesse unter die
Rubrik „Zur Verschönerung des Metallschmuckes“; neben
dieser Eigenschaft dienen aber fast alle noch weiteren
praktischen Zwecken.
Eine solche Spezialarbeit ist auch das Emaillieren, ein
Spezialberuf, der sich in letzter Zeit ganz von der eigent-
lichen Goldschmiederei abgetrennt hat und in dem auch
direkt künstlerische Arbeiten in den Handel kommen,
und auch hier von dem Geschick Zeugnis ablegen, welches
in dieser Branche erforderlich ist.
Das Emaillieren ist eine uralte Kunst, und wir wollen
nicht die Geschichte nachblättern, wo ihr Ursprung zu
suchen ist, sondern wir wollen uns mit dem Faktum be-
gnügen, dass sie zu allen Zeiten ausgeübt und je nach
Sitte und Mode verschiedenen Variationen unterworfen
wurde.
Anfänglich wurde das Email ausschliesslich zur Ver-
schönerung der Metallschmuckstücke angewendet und es
scheint heute noch auf den ersten Blick hin diesen Zweck
zu erfüllen. Wir dürfen hier jedoch auch nicht verkennen,
dass ein zweiter Zweck hinzugetreten ist und der besteht
darin, dass gewisse Metalle neben dem Schönheitseffekt
durch das Überziehen mit Email auch gegen äussere Ein-
flüsse unschädlich gemacht wird und hier hat es wohl
sogar in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen,
und zwar hauptsächlich bei der Fabrikation unechter Bi-
jouterien.
Das Email ist bekanntlich ein sogenannter Glasschmelz,
der bei geringerer Hitze als das gewöhnliche Glas in
Schmelzfluss kommt und somit eine Ausfüllmasse bildet,
die in einer entsprechenden Vertiefung sich in dem be-
arbeiteten Metall festsetzt. Zur Verschönerung des Effektes
trägt alsdann die Zusammenstellung der Email/aröen bei,
die jeweils von dem Talent des betreffenden Emailleurs
abhängt und kommen wir auch später noch auf diese
Arbeit zurück.
Zunächst wollen wir den Emaillieröfen unsere Auf-
merksamkeit schenken, da es wesentlich von diesen
abhängt, dass eine gute Arbeit zu stände kommt.
Wenn auch früher noch mancher Goldschmied in Er-
mangelung eines solchen Passierofens, wie man den Ofen
des Emailleurs nennt, geringe Sachen auf oder zwischen
Lötkohlen zum Schmelzfluss brachte, so war dies Verfahren
jedoch sehr als Notbehelf zu betrachten und wegen der
Russabsonderung seitens der Lötflamme sehr wenig erfolg-

versprechend. Die Passieröfen werden durch allerlei An-
feuerungsmethoden zu dem Hitzegrad gebracht, der zum
Fluss des Emails notwendig ist und der nach neueren
Messungen zwischen 700 und 820° Celsius liegt, so dass
z. B. ein Passierofen, welcher bis zu 900° Celsius erhitzt
werden kann, vollständig den Anforderungen eines Email-
leurs entspricht. Am meisten hat sich die Anfeuerung
durch Koaks erhalten, bis diese wieder in letzter Zeit
durch das bequemere und reinlichere Gas ersetzt wurde;
in Amerika verwendet man sogar das sogenannte Gasolin
oder auch Azetylengas.
Die erste Bauart von Emaillieröfen neigte der in Fig. 1
von uns veranschaulichten Art zu und bestand der ganze


Aufbau zumeist aus feuerfestem Ton, aber auch die Cha-
mottefabriken lieferten schon die einzelnen Baustücke des
Ofens fix und fertig, dass man sie gerade aufeinander
setzen und die Fugen dicht verschmieren konnte. Jede
Einsatzöffnung wurde durch einen genau passenden Klappen-
deckel (la) verschlossen, den man bequem an einem hierzu
angebrachten Dorn mit der Feuerzange gut dirigieren
konnte. Vor den einzelnen Einsatzöffnungen befand sich
ein genügend grosser Absatz, auf dem man die zu email-
lierenden Waren auf einem hierzu passenden Rost erst
aufstellen und bei der Kontrolle sowie beim Herausnehmen
aus dem Ofen erst abstellen konnte, um so damit besser
zu hantieren. Die sogenannte Emailliermuffel (der innere
Hohlraum, in den die Sachen eingestellt wurden) war
ein Bestandteil des Ofens an sich und
bildete sich von selbst durch das Auf-
einanderstellen der einzelnen Ofenteile.
Die Neuzeit baut nun diese Öfen
der Billigkeit wegen aus Eisenblech in
deren äusserem Umfang und setzt nur
eine aus feuerfester Erde bestehende
Fig. 2b und 2c. Emailliermuffel (2b und 2c) ein und



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