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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 11
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Offener Sprechsaal
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0108
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86 --— JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■ —m ii


OFFENER SPRECHSAAL.



In dieser Rubrik räumen wir unseren geschätzten Abonnenten das Recht einer freien Meinungsäusserung ein, das wir so lange nicht einzuschränken
beabsichtigen, als die Auslassungen nicht gegen das Gesetz und die gute Sitte verstossen. Auf der andern Seite lehnen wir aber auch ein für allemal
jede Verantworung für den Inhaber der Einsendung ab. Die Redaktion.

Besteckkonvention.

Mit besonderem Interesse habe ich das Eingesandt im Sprech-
saal Nr. 9 verfolgt und sind wohl alle mit demselben darin einig,
dass Verdienst für die Folge grösser geschrieben werden muss.
Wir hoffen auch, dass im Laufe dieses Jahres die Konvention
voll und ganz zu stände kommt und, was die Hauptsache ist,
auch gehalten wird. Speziell letzteres soll der Zweck meines
Schreibens sein.
Wohl der grösste Teil der Kollegen auf kleinen Plätzen wird
mit dem Schreiber dieses sich eins wissen, dass das Los der-
selben durchaus kein beneidenswertes ist; besonders wenn die-
selben sich in der Nähe einer grösseren Stadt eine Existenz
gegründet haben. Auf den meisten derartigen Plätzen bilden die
besser gestellten Bürger und Beamten gewissermassen eine
Familie, welche wohl kleine Aufträge und speziell die Reparaturen
dem am Platze ansässigen Goldschmiede überweisen. Wird
jedoch ein grösseres Stück gebraucht, so muss dies von ausser-
halb, wenn möglich direkt von der Fabrik sein. Trotz wieder-
holtem Rügen seitens der Fachpresse und in den Versammlungen
des Verbandes gibt es leider immer noch Fabriken, welche
grössere Aufträge direkt für Private übernehmen. So hat z. B.
noch vor einigen Jahren eine Fabrik eine grössere Silberbesteck-
lieferung an einen Privatmann hier übernommen. Auch nehme
ich an, dass die betreffende Firma wohl ständig derartige Auf-
träge übernimmt, denn erstens ist dieselbe der Besteckkonven-
tion bis heute noch nicht beigetreten, und zweitens wurde der
betreffende Abnehmer von dritter Seite auf die Firma auf-
merksam gemacht. Sollte doch deshalb jeder Kollege nur Be-
stecke von solchen Firmen beziehen, welche der Konvention
beigetreten sind.
Noch bedauerlicher ist es jedoch, dass es noch hochangesehene
Detailfirmen gibt, welche, trotzdem sie Mitglied der Konvention
sind, unter dem vereinbarten Konventionspreise verkaufen. So

wurde ich z. B. im vorigen Jahre um Aufgabe meiner Offerte für
silberne Bestecke gebeten, welche ich auch genau im Rahmen
der Konvention aufgab. Ein Auftrag unterblieb; im Gegenteil
musste ich jetzt erfahren, dass der Betreffende die Bestecke von
einer grösseren auswärtigen Firma, und zwar mit 10% Rabatt
auf Konventionspreis, bezogen hat; ausserdem auch noch einen
Kunden, welcher mir einen kleinen Auftrag Bestecke überwiesen,
veranlasste, die Preise gegenseitig zu vergleichen. Unter solchen
Umständen ist es natürlich den Kollegen am kleinen Platze mit
der Zeit ganz unmöglich, überhaupt silberne Bestecke liefern zu
können, denn, gibt man Offerten nach Konventionspreis ab, so
lässt sich der betreffende Kunde von auswärts Offerten kommen
und diese werden unter Konventionspreis berechnet, da geht nicht
nur der Auftrag verloren, sondern man kommt auch in Verruf, mit
sämtlichen anderen Sachen auch entsprechend teurer zu sein als
die Firmen, und man kommt schliesslich nur noch als Flickschuster
für Reparaturen in Betracht.
Dagegen steht man in den meisten Fällen machtlos da.
Während der Kollege am kleinen Platze es wohl kaum wagen
wird, unter Konventionspreis anzubieten, da er schon bei erster
Lieferung Gefahr läuft, zur Anzeige gebracht zu werden, sind
andere Kollegen dieser Gefahr seltener ausgesetzt, denn man
wird in den seltensten Fällen erfahren, in welcher Stadt, ge-
schweige von welcher Firma zu billigerem Preise geliefert wurde,
besonders wenn dem Kunden beteuert wird, dass man sich gegen
Zahlung einer hohen Konventionalstrafe verpflichtet hat, nicht
unter diesem Preise zu liefern. So lange als es die Herren
Kollegen nicht als Ehrensache betrachten und prinzipiell nicht
unter Konventionspreis liefern, bringt die Konvention den Gold-
schmieden an kleinem Platze eher eine Verschlimmerung als
Besserung der Lage!
Einer, der es mit der Konvention gewissenhaft nimmt.

Entwürfe von Robert Neubert
Der bekannte Graveur und Zeichner Robert Neubert in Dresden
hat uns für diese Nummer ein Empiremonogramm in der An-
wendung auf einem Cigarettenetuis und einige Besteckmuster zur
Verfügung gestellt, die das Können dieses trefflichen Meisters
charakterisieren. Im Entwurf und in der Gravur von Monogrammen
dürfte Neubert wohl kaum übertroffen werden. Seinen Zeich-
nungen ist eine ansprechende Grazie und seinen Monogramm-
Kompositionen eine vollendete Harmonie eigen, die ganz besonders
zur Ausführung in Metall verwendbar ist.
Bei dieser Gelegenheit möchten wir nicht unterlassen, darauf
hinzuweisen, dass Robert Neubert nebenher ein bekannter Lehrer
der Gravierkunst ist, dem schon mancher Goldschmied und
Juwelier die Fertigkeit im Gravieren und dadurch die Möglichkeit
verdankt, die Hilfe eines nicht immer bequem zu erreichenden
Graveurs entraten zu können. Endlich ist Neubert auch der Autor
des „Neuen Monogramm-Albums“x) und Verfasser eines Leit-
fadens2), der in Wort und Bild alle Techniken des Gravierens
behandelt und der dem schon ein wenig Vorbereiteten eine
grössere Ausbildung ermöglicht.
Verlag von Herrn. Schlag Nacht., Leipzig. Preis 45 Mk.
Praktische Graveur“ von Robert Neubert. Verlag von Herrn. Schlag
Nacht, in Leipzig. Preis 3 Mk.

Neue Diamantminen.
Unter Leitung der Herren R. Webber, R. Goldmann, W. Bleloch
und W. Ross hat sich mit einem Grundkapital von 40000 Mark
eine neue Minengesellschaft (bis jetzt ohne Namen) gebildet, die
sich das Schürfungsrecht an der Farm Rhenosterfontain südlich
von der Kaalfontain in Pretoria erworben hat. —
Auch im Zentrum von Texas (Amerika) in der Nähe von Long
Mountain will man ein neues Diamantfeld entdeckt haben, dessen
Boden demjenigen der südafrikanischen Minen vollständig gleich-
sehen soll. Näheres über diese Entdeckung bleibt jedoch abzu-
warten. t

Preismedaillenwettbewerb.
* Auf Grund des vom Ministerium für Kultus und Unterricht
im Herbste des Vorjahres ausgeschriebenen Wettbewerbes für
„eine Preismedaille für verdienstvolle Leistungen auf dem Gebiete
des Schul- und Unterrichtswesens gelegentlich von Ausstellungen“
sind innerhalb des Konkurrenztermins . 57 Entwürfe eingelangt.
Die als Preisgericht fungierende ständige Kunstkommission des
Ministeriums für Kultus und Unterricht hat ihre Beratungen auf-
genommen, nach deren Beendigung die öffentliche Ausstellung
der Entwürfe im Oesterreichischen Museum für Kunst und In-
dustrie in Aussicht genommen ist.
 
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