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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 2.1897, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 9 (Fasching)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3279#0135

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1897

JUGEND

Nr. 9

Wir bcftcumcu dir schtvungvolle und doch so freie Behandlung der
Sprache (den genialen Plural „Zone") und die gewaltigen Gedanken.
Alles übermenschlich, Alles überlebensgroß! Nie das ängstliche Be-
scheiden des Halbtalentes! Verse, wie:

Die Erde schweige, keine Welle rausche
Mehr laut dahin!

Todtstill sei Alles! Wisset denn, ICH lausche
Gcrad' der Sphären Harmonie'»!

Von heißen Wahnsinns Wirbelsturm durch-
drungen

Hallt ihr Getön

Fast wie ein Lied, das ICH, ICH selbst gesungen,

So überirdisch wunderschön.

Ihr hör't sie nicht, des Alltags flache Thoren,

In Roth und Graus —

ICH höre sie -- cs reichen meine Ohren
Weit über Menschliches hinaus!

solcheBerse schreibt nur ein gottbegnadeter Dichter.

Wir wissen nicht, tvas wir von dem Inhalt der
870 Gedichte dieses Bandes zunächst nufzählen
solle». Meier ist ein solches Riesengenie, das; wohl
nur Einer fähig ist, ihn in seiner ganzen Größe
zu crsassen — er selbst. Wenn er singt:

Manchmal tvill mich's so riesengroß gcmnthcn,

Als sei mein Haupt der hohle Erdenball
Und mein Gehirn der weiche, heiße Schtvall.

Der ihn erfüllt mit rvthen Feucrglnthcn —

so können wir ihm das angesichts seiner lyrischen Leistungen wohl
uachfühlen. — Erwähnt sei noch, daß diese Gedichtsammlung diel-w.
ist, welche der erst 21jährige Poet herausgibt.

Redoutenweisheit

Besser kein Hemd als keinen Cylinder!

Gelegenheit macht Liebe.

Nichts thut weher als verschwendete
Höflichkeit. __

Der Walzer ist die schönste Frauen-
bewegung. _

Wenn Dir ein Hartschier oder ein Fuss-
artillerist aus Versehen auf die Lackstiefel
tritt, thust Du gut, bloss innerlich die
Achsel zu zucken.

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Index
Julius Diez: Feinschmecker
[nicht signierter Beitrag]: Redoutenweisheit
Bernhard Pankok: Kleine Zeichnung
 
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