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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 2.1897, Band 1 (Nr. 1-26)

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Nr. 24 (12. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3279#0390

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Nr. 24

JUGEND

ö

189-

Hahn in Ruh“

Neues von Serenissimus

Adjutant (flüsternd): „Darf ich nun Durch-
laucht bitten, den Professor von Helmholtz
anzusprechen? Es ist der starke, untersetzte
Herr mit der hohen Stirn, der neben dem
Staatsminister stellt.“

Serenissimus: „Aeh, hm, Professor von
Helmholtz sagen Sie? Wodurch hat sich der
Mann, äh, ausgezeichnet?“

Adjutant (flüsternd): „Er ist, wie ich glaube,
berühmt durch den Augenspiegel, sonst
weiss ich nichts von ihm.“

Serenissimus (den Gefeierten ansprechend):
„Aeh, Sie sind also der berühmte Professor
von Helmholtz ? Hm, freut mich sehr, Ihre Be-
kanntschaft zu machen I Habe schon sehr viel
Vergnügen an Ihrem Eulenspiegel gehabt!“

Silililprücht

Die jjttrnfdjrn link fn klein als fir ju Irin

vermögen,

Wir Köm' es anders wohl, dal; lir lich fo

drlügen.

Wir denn? Ich lüge nicht. Du lirhlt ja,
dah ich schweige. —

La Kilt Du kleiner nach, a Mensch — fa

bist Du feige.
<30

Mensch, fa Du werden willst, was Du zu

fein gedenkst,

Wär's wähl das Allererst', dafz Du zur

Leite lenkst,

Dal; Dir nicht allzukeft die alten Wege gelten,
Dir Malle kühlst Du oft — die Freunde
kühlst Du selten.

Mtto Erich Hartleben.

&

Liebe (Einfalt!

Rind (aus einem Buche lesend): „Da
schenkte der König dem Pagen zum Dank
eine werthvolle Uhr.“

Mutter: „wovon war denn wohl die
Uhr?"

Kind: „Von Lhokoladel"

Aus dem Gedankenschatze

des

Ausstellungs-Saal-Dieners Nepomuk
Arautstäudl in München

wenn Einer vor jedem guten Bild
„pfui Deibel!" ruft und vor jedem schlech-
ten: „Ach Gott, wie reizend!" — dann
ist er aus Berlin; wenn Einer gleich
beim Eintritte sich beim Billeteur nach
der Nestaurarion erkundigt, dann ist er
ein Münchener; wenn einer keinen Ra-
talog kauft und dafür die Saaldiener nach
den Bildertiteln fragt, dann ist er höchst
wahrscheinlich ein Sachse.

* * *

Selbst im Ehrensaal habe ich im
Lauf der Jahre schon gute Bilder hängen

Am Stühl-vollsten ist halt immer
der L e n b a ch sa a l.

* * =h

Malt einer de» Himmel grau und das
Gras braun, dann ist er von der guten
alten Schule; inalt erden Himmel blau
und das Grasgrün, dann ist er ein Realist;
malt er den Himmel grün und das Gras
blau, dann ist er ein Impressionist;
inalt er den Himmel gelb und das Gras
violett, dann ist er ein Lolorist; malt
er aber den Himmel schwarz und das Gras
rorh, dann ist er ein dekoratives Talent.

* * *

liebet* die Anfänger urtheilen die Auf-
hörer am Schärfsten.

* * *

Seit so viel auf dem Veloziped gefahren
wird, stellen weniger Damen aus.

* s *

Die Jury bestimmen sie jetzt durch's
Loos, warum vertheile» sie denn die
Medaillen nicht nach dem gleichen Süstem?

* * •»

Einmal bringt Jeder eine gute Arbeit
fertig und wenn er später bis zum Hof-
maler herunterkommeii sollte.

* * *

Durch Medaillen und Staatsankäufe
sind schon mehr junge Talente vernichtet
worden, als durch Noth und Zurücksetzung.

Ä

Lange Haare und Sammtjoppe allein
thun's nicht — Lplinder und Pomade auch
nicht, wer's wirklich zu etwas bringeii
will in der Runst, muß auch das Maul
auf dem rechten Fleck haben.

Ä: :k

Ich möchte wissen, warum sich die
Liebespaare so gerne in den Räumen
für Architektur aufhalten?

* V: -4:

Ob der selige Tizian wohl auch ein
Eptracabinett bekomme» würde, wenn er
noch lebte? Verlangen würde er's jeden-
falls nicht.

* •* *

„wer schimpft, der kauft" — von den
Ausstellungsbesuchern gilt das nicht.

Dick.

Ungerecht

A. : „Der Examinator für Lhemie hat mich
sehr ungerecht behandelt 1 Von drei Fragen
Hab' ich zwei beantwortet, und doch hat er
mich durchfallcn lassen."

B. t „wie ist es möglich 1 was hat er denn
gefragt?"

A.\ „Also erst fragt er, ob ich das Blei
kenne. Ja, sag' ich. Dann fragt er, ob ich
das Lisen kenne. Ja, sag' ich. Und schließlich
fragt er, welcher Unterschied ist zwischen Blei
und Lisen — na, das Hab ich freilich nicht
gewußt." _

Verwandtschaft

Spaziergänger: „NurMnth, Freund-
chen, wenn's auch einmal trübe ist — die
Sonne dringt doch immer wieder durch."

2. Spaziergänger (Lyriker): „Ja, auch
sie ist ein Genie!"

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[nicht signierter Beitrag]: Verwandtschaft
[nicht signierter Beitrag]: Ungerecht
Otto Erich Hartleben: Sinnsprüche
[nicht signierter Beitrag]: Neues von Serenissimus
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Einfalt!
Dick: Aus dem Gedankenschatze des Ausstellungs-Dieners Nepomuk Krautstäudl in München
Julius Diez: Hahn in Ruh!
 
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