1897
JUGEND
Nr. 49
Darauf ciitgctjiietc ihm feilte Frau ge-
reizt: „Bevor du nicht selbst dem willen
Gottes gemäß lebst, darfst du auch das
Leben Anderer nicht Umstürzen; Du hast in
Deiner Jugend das Leben genossen, weshalb
willst Du nun Deine Familie, Deine Rinder,
schinden und plagen? Laß sie doch ruhig
heranwachsen, dann können sie selbst, ohne
Deinen Zwang, thun was sie wollen."
Der Ehemann schwieg, aber ein schon
bejahrter Mann nahm sich seiner an.
„Ich gebe zu," sagte er, „daß ein Ehe-
mann, der seine Familie an einen gewissen
Romfort gewöhnt hat, ihn ihr nicht plötz-
lich wieder entziehen darf. Hat die Er-
ziehung der Rinder begonnen, so ist es
besser, sie zu beenden, als alles wieder um-
zustürzen, um so mehr, da die erwachsenen
Rinder den ihrer Ansicht nach besten weg
dann selbst wählen können. Damit, daß
es für einen Familienvater schwer und sogar
unmöglich ist, seinem Leben eine andere
Richtung zu geben ohne zu sündigen, bin
ich einverstanden. Mit alten Leuten wie
ich, ist das aber anders, uns befiehlt es
Gott selber. Ich lebe jetzt ohne alle Ver-
pflichtungen, und, wenn ich aufrichtig sein
soll, blos noch für meine leiblichen Bedürf-
nisse, d. h. ich esse, trinke und ruhe; aber
das ist garstig und widert mich an. Für
mich wäre es daher wohl an der Zeit, dieses
Leben aufzugeben, mein Vermögen zu ver-
theilen und die kurze Frist bis zu meinem
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JUGEND
Nr. 49
Darauf ciitgctjiietc ihm feilte Frau ge-
reizt: „Bevor du nicht selbst dem willen
Gottes gemäß lebst, darfst du auch das
Leben Anderer nicht Umstürzen; Du hast in
Deiner Jugend das Leben genossen, weshalb
willst Du nun Deine Familie, Deine Rinder,
schinden und plagen? Laß sie doch ruhig
heranwachsen, dann können sie selbst, ohne
Deinen Zwang, thun was sie wollen."
Der Ehemann schwieg, aber ein schon
bejahrter Mann nahm sich seiner an.
„Ich gebe zu," sagte er, „daß ein Ehe-
mann, der seine Familie an einen gewissen
Romfort gewöhnt hat, ihn ihr nicht plötz-
lich wieder entziehen darf. Hat die Er-
ziehung der Rinder begonnen, so ist es
besser, sie zu beenden, als alles wieder um-
zustürzen, um so mehr, da die erwachsenen
Rinder den ihrer Ansicht nach besten weg
dann selbst wählen können. Damit, daß
es für einen Familienvater schwer und sogar
unmöglich ist, seinem Leben eine andere
Richtung zu geben ohne zu sündigen, bin
ich einverstanden. Mit alten Leuten wie
ich, ist das aber anders, uns befiehlt es
Gott selber. Ich lebe jetzt ohne alle Ver-
pflichtungen, und, wenn ich aufrichtig sein
soll, blos noch für meine leiblichen Bedürf-
nisse, d. h. ich esse, trinke und ruhe; aber
das ist garstig und widert mich an. Für
mich wäre es daher wohl an der Zeit, dieses
Leben aufzugeben, mein Vermögen zu ver-
theilen und die kurze Frist bis zu meinem
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