1897
JUGEND
Nr. 52
Der weiße Rave J7iV< ErUr {Münden).
Nacht auf unserm Flügel spielen? Es kann’s
ja doch kein Mensch im Hause — nicht mal
Mikulski, obschon er Graf ist.“ „Mikulski“
war nämlich unser Kutscher und von Hause
aus wirklich Graf, was aber in der Polackei
nicht viel bedeuten will. Auf Pferde verstand
er sich, alles, was Recht ist, aber für Klavier-
spielen war er nicht engagirt und ich hätte
schwören mögen, dass er davon keinen blassen
Dunst hatte.
„Weisst Du, Gigachen, mein Maus’chen,“
sage ich zu meiner Frau, „Du wirst Dir auch
was Schönes geträumt haben. Wir werden uns
alle beide noch was Schönes träumen, — leg
Dich nur wieder auf’s Ohr und schlafe.“
„Ach Gott, ach Gott, wo kann ich denn 1“
seufzt mein Frauchen. „Ich hab’ ja solche
Angst! Ich hör’ doch bestimmt, dass das mein
Flügel ist, und es spielt einer darauf.“
„I wo,“ sage ich wieder, obwohl ich selber
wahrhaftig auch nicht wusste, wie ich daran
war mit der Geschichte. „Olgachen, mein
Maus’chen, das klingt so schön — das klingt
noch viel schöner, als wenn Du darauf spielst
— es kann nicht Dein Flügel sein; wir werden
Ohrensausen haben alle zwei Beide. Es wird
von dem Punsch kommen.“
„Aber das ist doch das Nocturno von
Chopin und vorhin war’s etwas von Liszt,
ich hab es ganz genau erkannt,“ sagt mein
Frauchen wieder. „Kennst Du denn das Nocturno
von Chopin nicht?“
„Nee,“ sage ich, „Olga, mein Maus’chen,
ich kenne es nicht, aber ich will mal eben
Licht machen und nachsehen.“
Nu wird meine Frau ganz nervös und
zapplig und klammert sich an mich. „Thu’s
nicht, Casimirchen,“ sagt sie ganz heiser und
mit zittriger Stimme, „es hat so was Lieber-
natürliches. Glaubst Du an Geister?“
„Nee,“ sage ich, „aber ich werd’ mal, wie
gesagt, eben nachsehen,“ und dabei fahre ich
ganz resolut mit beiden Füssen zugleich aus
dem Bette und ritsch! mache ich Licht an.
Ich schlüpfe in meinen Schlafrock und nehme
den Revolver zur Hand, der schon auf dem
Nachttischchen parat lag, denn es war neuer-
dings wiederholt in der Umgegend eingebrochen
worden. Aber wie ich nun mit dem Schlaf-
rock und dem Licht und dem Revolver aus
der Stube hinaus will, da quietscht und jammert
mit einmal meine Frau, mein Olgachen, wie
so ’ne ganz kleine Marjell: Ich soll sie nicht
allein lassen, sie müsste sich ja im Finstern
zu Tode grauein. Und dabei war sie auch
schon heraus aus dem Bett und steht in ihrem
langen, weissen Nachthemd vor mir mit ge-
falteten Patschen, ganz jämmerlich.
„Nu,“ sage ich, „denn komm schon mit
und sag’ dem Gespenst guten Abend. Aber
zieh Dir was Warmes dazu an.“ Da kriecht
sie denn auch ganz gehorsam in ihren warmen
wollenen Morgenrock und in die Pantoffeln,
die mit weissem Schwan gefüttert waren, und
kriegte mich an der Kordel von meinem Schlaf-
rock zu packen und so zogen wir denn nu
los. Erst ganz sachtchen die Treppe hinunter,
dass man es ja nicht tapsen hörte, und dann
ganz vorsichtig auf den Zehen durch den langen
Korridor, bis vor die Thüre der „kalten Pracht.“
Ja, ich muss Ihnen sagen: sehr gemüthlich
war mir die Geschichte gerade nicht. Wenn
man sich einen Schlafrock anzieht und mit
Licht und Revolver bewaffnet die Treppe hin-
untersteigt, dann schläft man doch ohne Zweifel
nicht mehr; an Mondsucht habe ich nie ge-
litten und mein Olgachen, mein Maus’chen auch
nicht. Ausserdem schien gar kein Mond. Je
näher wir der kalten Pracht kamen, desto
deutlicher hörten wir das Klavierspiel. Nu,
aber sein bischen Courage hat man doch und
ich gehe also Schritt vor Schritt auf das Ge-
heimniss los, obwohl mein Frauchen zittert wie
ein Espenlaub und sich so fest an der Kordel
meines Schlafrockes hält, dass ich wirklich
Mühe habe, sie von der Stelle zu bringen.
Ich thue, als ob ich, wer weiss, wie vergnügt
wäre und flüstere noch so ganz leise: „Nu,
beruhige Dich doch Olgachen, mein Maus’chen,
lass es man dreist ein Geist sein: böse
Geister haben keine Lieder.“
Und dann mache ich ganz leise die Thür
auf und halte die Hand vor’s Licht und gucke
ganz vorsichtig um die Ecke. Na, ob Sie mir’s
nun glauben oder nicht, ich sage Ihnen, da
sass, wahrhaftigen Gott, vor unserm Blüthner-
flügel ein Mannsbild, ein Kerl, schwarz wie
der Teufel, mit einem struppigen, schwarzen
Bart und langen, schwarzen Künstlerlocken.
Ein Geist war’s jedenfalls nicht und der Graf
Mikulski auch nicht — so viel war mal sicher.
Der Kerl hatte ein Blendlaternchen vor sich
auf dem Flügel stehen und der Schein davon
fiel ihm gerade in’s Gesicht. Von seiner Ge-
stalt konnte ich sonst nichts weiter sehen. Er
beugte sich über die Tasten und spielte immer
weiter. Grossartig, sag’ ich Ihnen! In jedem
Konzert hätte ich gut und gerne drei Mark
dafür gegeben — aber in meinem Salon auf
Gross-Zabrce, des Nachts um halber Zweie
und ohne mir im geringsten vorgestellt zu sein
. . . na, wissen Sie, die Sache fühlte sich doch
ein bischen eklig an! Er merkte ja von gar
nichts, so weg war er in sein eigenes Spiel.
Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung,
welche Art von Benehmigung diesem Herrn
gegenüber angebracht sein mochte, denn wenn
einer so schön Klavier spielt, so pflegt es doch
im Allgemeinen ein Mensch zu sein, zu dem
man mit gutem Gewissen Sie sagen kann.
Mein Maus’chen hatte sich inzwischen neben
mich auf die Schwelle gedrängt und guckte,
weiss wie ein Laken, mit so grossen Augen
um die Ecke und bibberte dabei wie Wein-
gelbe. Und weil wir doch das Kleinchen dem-
nächst erwarteten, so hatte ich Angst, die Auf-
regung könnte ihr schaden und dachte: Du
wirst’s mit einem Witz versuchen. Es dauerte
auch nicht lange, da fiel mir etwas ganz Nettes
ein und ich flüsterte ihr zu: „Du Maus’chen,
es wird Rubinstein auf der Durchreise sein,
der uns die Ehre gibt.“
Da wird sie ganz böse und gibt mir einen
Schubs, dass ich gegen die Thüre stosse —
und die fliegt auf und ich stehe auf einmal
mitten im Zimmer, ich weiss nicht wie, mit
meinem Licht und meinem Schlafrock und
meinem Revolver, und mein Maus’chen hält
mich noch von Weitem an der Kordel fest.
Na, nu merkte der Mensch ja endlich, dass
er nicht mehr allein war und springt auf und
klappt den Deckel seiner Laterne zu. Kein
Wort sagt er und rührt sich nicht von der
Stelle — und wir uns auch nicht. Ich fasse
mich zuerst wieder und sage zu meinem Mäus-
chen: „Du’chen, lass mich los und setz’ Dich
da in die Sofaecke, ich werde mal mit dem
Herrn reden.“
Und wie ich mein Olgachen glücklich in
die Sofaecke gekriegt habe, da gehe ich denn
nu energisch auf meinen Künstler zu. Den
Leuchter hielt ich weit vorgestreckt, so dass
ich ganz gut sehen konnte, was er that. Wie
ich also blos noch ein paar Schritte von ihm
entfernt bin, kriegt er mit einmal den Klavier-
sessel zu packen, hebt ihn hoch und schnauzt
mich an: „Rühren Sie mich nicht an, Herr,
oder-“
Da zeige ich ihm ganz ruhig meinen Re-
volver und sage: „Bitte sehr, ich bin selbst
versehen. Man keine Bange — möchten Sie
nicht so freundlich sein und mir sagen, wie
Sie zu dieser Stunde hier hereinkommen, mein
werther Herr?“
„Serr einfach, durch dem Fenster,“ erwiderte
er mir und zwar in einem unzweifelhaft pol-
nischen Accent. Ich werfe einen raschen Blick
hinter mich nach dem Fenster und sehe, dass
eine Scheibe eingedrückt ist mit Hilfe eines
Pechpflasters. Da hatte er also durchgelangt
und von innen aufgeriegelt.
Na, nu wusste ich ja eigentlich genug; aber
merkwürdig war die Geschichte darum doch.
Ich trete also noch einen Schritt näher und
halte ihm den Revolver nicht gerade in’s Ge-
sicht, aber doch in einer Entfernung, wie sie
mir zu meiner Sicherheit und zur Erzeugung
des nöthigen Respektes seinerseits nothwendig
schien. Meine Courage und meinen Humor
hatte ich ja nun, Gott sei Dank, wieder bei-
sammen. Dann sagte ich: „Sie sind Künstler,
mein Herr, wie ich gehört habe, darf ich um
Ihren Namen bitten?“
Da stellte er den Klaviersessel wieder an
seinen Platz, Hess sich schwer darauf plumpsen
und sagte: „Wie ich heisse, ist einerlei — ich
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Der weiße Rave J7iV< ErUr {Münden).
Nacht auf unserm Flügel spielen? Es kann’s
ja doch kein Mensch im Hause — nicht mal
Mikulski, obschon er Graf ist.“ „Mikulski“
war nämlich unser Kutscher und von Hause
aus wirklich Graf, was aber in der Polackei
nicht viel bedeuten will. Auf Pferde verstand
er sich, alles, was Recht ist, aber für Klavier-
spielen war er nicht engagirt und ich hätte
schwören mögen, dass er davon keinen blassen
Dunst hatte.
„Weisst Du, Gigachen, mein Maus’chen,“
sage ich zu meiner Frau, „Du wirst Dir auch
was Schönes geträumt haben. Wir werden uns
alle beide noch was Schönes träumen, — leg
Dich nur wieder auf’s Ohr und schlafe.“
„Ach Gott, ach Gott, wo kann ich denn 1“
seufzt mein Frauchen. „Ich hab’ ja solche
Angst! Ich hör’ doch bestimmt, dass das mein
Flügel ist, und es spielt einer darauf.“
„I wo,“ sage ich wieder, obwohl ich selber
wahrhaftig auch nicht wusste, wie ich daran
war mit der Geschichte. „Olgachen, mein
Maus’chen, das klingt so schön — das klingt
noch viel schöner, als wenn Du darauf spielst
— es kann nicht Dein Flügel sein; wir werden
Ohrensausen haben alle zwei Beide. Es wird
von dem Punsch kommen.“
„Aber das ist doch das Nocturno von
Chopin und vorhin war’s etwas von Liszt,
ich hab es ganz genau erkannt,“ sagt mein
Frauchen wieder. „Kennst Du denn das Nocturno
von Chopin nicht?“
„Nee,“ sage ich, „Olga, mein Maus’chen,
ich kenne es nicht, aber ich will mal eben
Licht machen und nachsehen.“
Nu wird meine Frau ganz nervös und
zapplig und klammert sich an mich. „Thu’s
nicht, Casimirchen,“ sagt sie ganz heiser und
mit zittriger Stimme, „es hat so was Lieber-
natürliches. Glaubst Du an Geister?“
„Nee,“ sage ich, „aber ich werd’ mal, wie
gesagt, eben nachsehen,“ und dabei fahre ich
ganz resolut mit beiden Füssen zugleich aus
dem Bette und ritsch! mache ich Licht an.
Ich schlüpfe in meinen Schlafrock und nehme
den Revolver zur Hand, der schon auf dem
Nachttischchen parat lag, denn es war neuer-
dings wiederholt in der Umgegend eingebrochen
worden. Aber wie ich nun mit dem Schlaf-
rock und dem Licht und dem Revolver aus
der Stube hinaus will, da quietscht und jammert
mit einmal meine Frau, mein Olgachen, wie
so ’ne ganz kleine Marjell: Ich soll sie nicht
allein lassen, sie müsste sich ja im Finstern
zu Tode grauein. Und dabei war sie auch
schon heraus aus dem Bett und steht in ihrem
langen, weissen Nachthemd vor mir mit ge-
falteten Patschen, ganz jämmerlich.
„Nu,“ sage ich, „denn komm schon mit
und sag’ dem Gespenst guten Abend. Aber
zieh Dir was Warmes dazu an.“ Da kriecht
sie denn auch ganz gehorsam in ihren warmen
wollenen Morgenrock und in die Pantoffeln,
die mit weissem Schwan gefüttert waren, und
kriegte mich an der Kordel von meinem Schlaf-
rock zu packen und so zogen wir denn nu
los. Erst ganz sachtchen die Treppe hinunter,
dass man es ja nicht tapsen hörte, und dann
ganz vorsichtig auf den Zehen durch den langen
Korridor, bis vor die Thüre der „kalten Pracht.“
Ja, ich muss Ihnen sagen: sehr gemüthlich
war mir die Geschichte gerade nicht. Wenn
man sich einen Schlafrock anzieht und mit
Licht und Revolver bewaffnet die Treppe hin-
untersteigt, dann schläft man doch ohne Zweifel
nicht mehr; an Mondsucht habe ich nie ge-
litten und mein Olgachen, mein Maus’chen auch
nicht. Ausserdem schien gar kein Mond. Je
näher wir der kalten Pracht kamen, desto
deutlicher hörten wir das Klavierspiel. Nu,
aber sein bischen Courage hat man doch und
ich gehe also Schritt vor Schritt auf das Ge-
heimniss los, obwohl mein Frauchen zittert wie
ein Espenlaub und sich so fest an der Kordel
meines Schlafrockes hält, dass ich wirklich
Mühe habe, sie von der Stelle zu bringen.
Ich thue, als ob ich, wer weiss, wie vergnügt
wäre und flüstere noch so ganz leise: „Nu,
beruhige Dich doch Olgachen, mein Maus’chen,
lass es man dreist ein Geist sein: böse
Geister haben keine Lieder.“
Und dann mache ich ganz leise die Thür
auf und halte die Hand vor’s Licht und gucke
ganz vorsichtig um die Ecke. Na, ob Sie mir’s
nun glauben oder nicht, ich sage Ihnen, da
sass, wahrhaftigen Gott, vor unserm Blüthner-
flügel ein Mannsbild, ein Kerl, schwarz wie
der Teufel, mit einem struppigen, schwarzen
Bart und langen, schwarzen Künstlerlocken.
Ein Geist war’s jedenfalls nicht und der Graf
Mikulski auch nicht — so viel war mal sicher.
Der Kerl hatte ein Blendlaternchen vor sich
auf dem Flügel stehen und der Schein davon
fiel ihm gerade in’s Gesicht. Von seiner Ge-
stalt konnte ich sonst nichts weiter sehen. Er
beugte sich über die Tasten und spielte immer
weiter. Grossartig, sag’ ich Ihnen! In jedem
Konzert hätte ich gut und gerne drei Mark
dafür gegeben — aber in meinem Salon auf
Gross-Zabrce, des Nachts um halber Zweie
und ohne mir im geringsten vorgestellt zu sein
. . . na, wissen Sie, die Sache fühlte sich doch
ein bischen eklig an! Er merkte ja von gar
nichts, so weg war er in sein eigenes Spiel.
Ich muss gestehen, ich hatte keine Ahnung,
welche Art von Benehmigung diesem Herrn
gegenüber angebracht sein mochte, denn wenn
einer so schön Klavier spielt, so pflegt es doch
im Allgemeinen ein Mensch zu sein, zu dem
man mit gutem Gewissen Sie sagen kann.
Mein Maus’chen hatte sich inzwischen neben
mich auf die Schwelle gedrängt und guckte,
weiss wie ein Laken, mit so grossen Augen
um die Ecke und bibberte dabei wie Wein-
gelbe. Und weil wir doch das Kleinchen dem-
nächst erwarteten, so hatte ich Angst, die Auf-
regung könnte ihr schaden und dachte: Du
wirst’s mit einem Witz versuchen. Es dauerte
auch nicht lange, da fiel mir etwas ganz Nettes
ein und ich flüsterte ihr zu: „Du Maus’chen,
es wird Rubinstein auf der Durchreise sein,
der uns die Ehre gibt.“
Da wird sie ganz böse und gibt mir einen
Schubs, dass ich gegen die Thüre stosse —
und die fliegt auf und ich stehe auf einmal
mitten im Zimmer, ich weiss nicht wie, mit
meinem Licht und meinem Schlafrock und
meinem Revolver, und mein Maus’chen hält
mich noch von Weitem an der Kordel fest.
Na, nu merkte der Mensch ja endlich, dass
er nicht mehr allein war und springt auf und
klappt den Deckel seiner Laterne zu. Kein
Wort sagt er und rührt sich nicht von der
Stelle — und wir uns auch nicht. Ich fasse
mich zuerst wieder und sage zu meinem Mäus-
chen: „Du’chen, lass mich los und setz’ Dich
da in die Sofaecke, ich werde mal mit dem
Herrn reden.“
Und wie ich mein Olgachen glücklich in
die Sofaecke gekriegt habe, da gehe ich denn
nu energisch auf meinen Künstler zu. Den
Leuchter hielt ich weit vorgestreckt, so dass
ich ganz gut sehen konnte, was er that. Wie
ich also blos noch ein paar Schritte von ihm
entfernt bin, kriegt er mit einmal den Klavier-
sessel zu packen, hebt ihn hoch und schnauzt
mich an: „Rühren Sie mich nicht an, Herr,
oder-“
Da zeige ich ihm ganz ruhig meinen Re-
volver und sage: „Bitte sehr, ich bin selbst
versehen. Man keine Bange — möchten Sie
nicht so freundlich sein und mir sagen, wie
Sie zu dieser Stunde hier hereinkommen, mein
werther Herr?“
„Serr einfach, durch dem Fenster,“ erwiderte
er mir und zwar in einem unzweifelhaft pol-
nischen Accent. Ich werfe einen raschen Blick
hinter mich nach dem Fenster und sehe, dass
eine Scheibe eingedrückt ist mit Hilfe eines
Pechpflasters. Da hatte er also durchgelangt
und von innen aufgeriegelt.
Na, nu wusste ich ja eigentlich genug; aber
merkwürdig war die Geschichte darum doch.
Ich trete also noch einen Schritt näher und
halte ihm den Revolver nicht gerade in’s Ge-
sicht, aber doch in einer Entfernung, wie sie
mir zu meiner Sicherheit und zur Erzeugung
des nöthigen Respektes seinerseits nothwendig
schien. Meine Courage und meinen Humor
hatte ich ja nun, Gott sei Dank, wieder bei-
sammen. Dann sagte ich: „Sie sind Künstler,
mein Herr, wie ich gehört habe, darf ich um
Ihren Namen bitten?“
Da stellte er den Klaviersessel wieder an
seinen Platz, Hess sich schwer darauf plumpsen
und sagte: „Wie ich heisse, ist einerlei — ich
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