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1398

. JUGEND

Nr. 1

iest sie noch einmal. Ihre Lippen beben.
iit diesem Brief begann dereinst ihr Leben 1
r trug kein heisses, niedriges Gelüst,
r hat sie mild und zärtlich wachgeküsst.

Ne viele folgten mit der Krone Zier,

«er Namenlose blieb der Liebste ihr!
nr Aug’ wird feucht, jedoch sie zaudert nicht;
ie hält den Liebling lächelnd über’s Licht,
lie Flamme leckt und züngelt sich heran,
ind mit dem einen steckt sie alle an ....

len Strohstuhl rückt sie sich zum Ofen her,

Jnd thränenlos blickt sie in’s Flammenmeer,
n dem das Liebste, das sie hat und kennt,
f or ihren müden Augen still verbrennt....

brauchst, alter Schach’rer, nicht Dich zu bemüh’n;
Vlein ganzer Schatz muss vor mir selbst verglüh’n.
Sag’ deinen Freunden, die dir Auftrag gaben,
v^on diesem närrischen Weib ist nichts zu haben.
Sie hat von ihm, der einst mit vollen Händen
Sein Gut verstreut, nur Eins gelernt: verschwenden!
Der Neugier sag’s, die deinen Kram umlungert.
Und fragt sie dich: Was thut sie? — Sie verhungert!

RUDOLF PRESBER.

ZlIesprach mit dem neuen Mahr

von Pietro Mastri
Was bringst du. Jahr?

— Die alten, ew'gen Ding
Dunkel und Helle, Lieben erst, dann Leide«
Erst lachcud losen Ucbcrmuth, dann Leiden
Erst neue Hoffnung und zuletzt nur Leiden.

Ersteht ein neuer Mensch, muß einer scheiden.
Nach Winterschnee Rosen und Schmetterlinge.

Neujahr, was rärhst du mir?

— Sich dorr den Morgen!
Halt' fern dir Lüg' und Unrecht aller Arten,
Laß deines Bruders Schmerz nicht Freude sein
Für dich, vergiß uin seine deine Pein,

Fege den Schnee hinweg aus deinein Garten
Und laß den Frühling dann für Rosen sorgen!

Paul He^se.

OKri8tian8en

(Paris).

Roinin her, auch Du hast Stimm' und Sitz
Und brennst durch meine Lieder,

Mein wilder Haß, Du rother Blitz,

Fabv nieder I

Fahr nieder und senge mit rothcin Brand
Das schnöde Gelichter,

Und fragt Dich einer: wer hat Dich gesandt?
So sag: ein Dichter! c«rl Busse.

Gesang an\ JVforgeri

per ganze Himmel glüht
3n hellen jVtorgenrosen;
jVlit einem letzten, losen
Craum noch im 6emüth
Crinken meine )\ugen diesen Schein,
Wach und wacher, wie Genesungswein.

Önd nun kommt von jenen posenhügeln
Glanz des Cags und Weh’n von seinen f lügeln
Kommt er selbst. Önd alter Xiebe voll,
pass ich ganz an ihm genesen soll,

Gram der jNacht und was sich sacht verlor,
puft er mich an seine prust empor.

Önd die Wälder und die felder klingen,

Önd die Gärten heben an zu singen,
fern und dumpf rauscht das erwachte jVTeer
Segel sah ich in die Sonnenweiten,

Weisse Segel, frischen Windes, gleiten,

Stille, gold’ne Wolken obenher.

Önd im planen, sind es Wander/lüge?
Schweig’ o Seele! Hast du kein Genüge?
Sieh, ein Königreich hat dir der Cag yerlieh’n
)\uf! Pein Wirken preise ihn!

GUSTAV FALKE.

5
Index
Pietro Mastri: Gespräch mit dem neuen Jahr
Carl Busse: Mein Haß
Hans Christiansen: Zierleiste
Gustav Falke: Gesang am Morgen
 
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