Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 50

J UGEND

1898

Ludwig Raders.

„Wenn morgens mich die Sonne weckt,
Warm, froh schau’ ich umher,

Steht rings ihr Ewiglebenden
Im heil’gen Morgenglanz.

Ich bet’ hinan, und Lobgesang
Ist lauter mein Gebet,

Und freudeklingend Saitenspiel
Begleitet mein Gebet.“ (Goethe.)

des Verbrechens. Nur ein kleines Kreuz ragte
traurig in die Höhe, mit weißen Püffchen an
den Armen und an> Kopfende, und sonderbaren
Schriftzeichen im Kerzen.

Und niemals sah man in der Provinz Geldern
lene drei Unholde wieder, die das ungeberdige
kleine Kind getödtet hatten; aber Aalfischer
lUtib Torfbrenner haben folgende sonderbare
Beobachtung gemacht: wenn Uloß Law, oder
Sam Ruip, die Viehhändler, an dem kleinen
schwarzen Kreuz vorüberkommen, dann be-
schleunigen sie den Schritt, und ihre langen
Nasen furchen sich, wie dann, wenn sie’s auf den
Märkten versuchen, die Leute zu beschummeln.

(Deutsch von Ar. v. Berfhof.)

Q!d c h rt ü L rt

Die Plattheit hat immer Recht: sie mag
fallen wie sie will, da liegt sie und behauptet
ihren Platz. Eine Feinheit aber schwankt
immer und zittert immer, zuletzt vor den
eigenen Einwänden, und ganz zuletzt vor
— Feinheit.

Reim betrogenen Mann richtet sich die
größere Wuth gegen sein Meib; beim betro-
genen Meide gegen die .glücklichere' Neben-
buhlerin. Warum? Der Wann wird vom
Weibe betrogen, das Weib aber — um den
Mann.

Scham —• ist die Röthe einer fernen Reue.
Es gibt aber auch eine selige Scham; nun,
das ist die Röthe einer fernen Seligkeit.

Wir thäten gut daran, auch unfern besten
Dingen ein Tröpfchen Vosheit zuzufetzen, wie
die Biene jeder Honigzelle von ihrer Säure,
in der ja auch ihre Bosheit steckt. Sie werden
dadurch haltbarer.

Wer ein Weib gewinnt, findet auch feine
Köchin; wer aber eine Köchin nimmt, mutz
fein Weib noch suchen.

Einer — reitet; hundert — lassen sich
tragen; taufende — belästigen nur das Rotz.

Nicht feines Glückes ist Jedermann
Schmied — das geht denn doch über feine
Kraft und Kunst — wohl aber seiner
G lücksWürdigkeit. Zeno.

Das Heubündel
(D wnnderbild, in hoher Sonne Glast
Sie sehn, wie sic herab die balde steigt,

Das blonde baupt geneigt

Unter des Grummetbündels bliih’nder Last;

Duftiges beu und Blumen, abgemäht,
wo einsam ans der Alm das büttlcin steht
Und man von ferne hört mit dumpfem Brausen
Den Wildbach niedersausen.

Sie aber schritt, durch's Gras die Sichel

schwingend,

vom leichten wind gestreift,

Mt Heller Stimm' ein stolzes Liedchen singend:
Lern ist mein Schatz, doch mein, wo er auch

schweift!

Das bcrz in mir ist still,
vergessen kann mein Liebster nimmer mehr
Dies blonde Daupt und diesen Busen, dev
Das Mieder sprengen will.

Deutsch von Paul kseyse.

^Cngiolo Orvieto

Die Dilta

3n dir, einsame Villa, kehr' ich heut.

Seit ich dir fern, verging — wie lange Zeit!

Pfingstrosen ihr, im Grün verstreute Flammen,
Ihr Blätter, funkelnd in des Thaus Geschmeide,
Du enger Graswcg zwischen dem Getreide,
Das heute nicht mehr schlägt ob mir zusammen!

Wohl that's an jenem fernen Tage so,
wo ich, von reisen Aehren überhangen,

Aus meiner Lipp' ein Nuß, ihr nachgegangen,
Die zitternd und doch lachen- vor mir slohl

Doch süßer ist's, des Tages zu gedenken,
wo längs des Hellen Bachs hinwandeln-

zwischen

Den wohlbekannten alten Userbüschen,
Darüberhin sich Zitterwciden senken,

Ich etwas Weißes sah, das auf und nieder
Auf einem bute schwankt', ein groß Gefieder,
wie lang der Nuß an meinem Mund schon

blühte!

wir waren einsam, und der Tag verglühte. —
Index
Ludwig Raders: Das Gebet
Angiolo Orvieto: Das Heubündel
Zeno: Gedanken
 
Annotationen