1899
- JUGEND
Nr. 3
\ \
~jT
\
Heilige du.
Der gewidmet mein Herz ist,
Das du regierst,
Das tobende, brausende,
Leicht durch des Rhythmus
Magischen Zügel —
Preis dir, Verkannte,
Meine Heilige du!
Furie schelten sie
Dich, der Gerechtigkeit
Jüngere Schwester,
Deine herbe Hoheit,
O Nemesis!
Wer aber vertraut
Mit den Himmlischen lebt,
Dem erscheinst du
In ungetrübter
Reiner Gestalt:
Wie du wandelst
Dem Glücklichen nach
Auf Blumenwegen
Im Sonnenglanz,
Seine warnende
Göttliche Freundin;
Und klopfst mit dem Finger
Nemesis
Einmal und zweimal
Ihm leis’ auf die Schulter,
Innezuhalten
Im Siegesgang,
Dass er nicht blindlings
Ueberschreite
Das heilige Maass —
Oder du wandelst
In stillen Nächten
Durch Länder und Städte
Und pochst an die Pforten
Stolzer Paläste,
Wo weich gebettet
\ Die Kinder des Glücks
Vom Spielen ausruh’n,
Und schlägst an die Thore
Der Königsburgen,
Wo die Purpurgeborenen
Machtberauschten
Entgegenträumen
Dem Schicksalstag.
Wehe, wenn einer.
Unachtsam,
Nicht merkt, wie Du mahnend
. Ihm Zeichen gibst.
Doch freust du lieber
Des Menschen dich,
Des edeln, der heimlich,
Wie schuldbewusst,
1 Sühnopfer dir bringt
Auf den sonnigen Höh’n.
Und wem Du hold bist,
Der kennt auch die himmlische
Helfende Nemesis,
Die innen ihm ordnet
Das glühende Chaos,
Dass es zur schaffenden
Seele wird.
Preis dir, Verkannte,
Meine Heilige du!
ALBERT MATTHÄI.
Bernhard Pankok (München).
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- JUGEND
Nr. 3
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~jT
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Heilige du.
Der gewidmet mein Herz ist,
Das du regierst,
Das tobende, brausende,
Leicht durch des Rhythmus
Magischen Zügel —
Preis dir, Verkannte,
Meine Heilige du!
Furie schelten sie
Dich, der Gerechtigkeit
Jüngere Schwester,
Deine herbe Hoheit,
O Nemesis!
Wer aber vertraut
Mit den Himmlischen lebt,
Dem erscheinst du
In ungetrübter
Reiner Gestalt:
Wie du wandelst
Dem Glücklichen nach
Auf Blumenwegen
Im Sonnenglanz,
Seine warnende
Göttliche Freundin;
Und klopfst mit dem Finger
Nemesis
Einmal und zweimal
Ihm leis’ auf die Schulter,
Innezuhalten
Im Siegesgang,
Dass er nicht blindlings
Ueberschreite
Das heilige Maass —
Oder du wandelst
In stillen Nächten
Durch Länder und Städte
Und pochst an die Pforten
Stolzer Paläste,
Wo weich gebettet
\ Die Kinder des Glücks
Vom Spielen ausruh’n,
Und schlägst an die Thore
Der Königsburgen,
Wo die Purpurgeborenen
Machtberauschten
Entgegenträumen
Dem Schicksalstag.
Wehe, wenn einer.
Unachtsam,
Nicht merkt, wie Du mahnend
. Ihm Zeichen gibst.
Doch freust du lieber
Des Menschen dich,
Des edeln, der heimlich,
Wie schuldbewusst,
1 Sühnopfer dir bringt
Auf den sonnigen Höh’n.
Und wem Du hold bist,
Der kennt auch die himmlische
Helfende Nemesis,
Die innen ihm ordnet
Das glühende Chaos,
Dass es zur schaffenden
Seele wird.
Preis dir, Verkannte,
Meine Heilige du!
ALBERT MATTHÄI.
Bernhard Pankok (München).
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