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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

DOI Heft:
Nr. 27 (1. Juli 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0020
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1899

Gotthold Ephraim Lessing

Aus den

^Dichter - Biographien für das katholische Volk"

herausgegeben auf Anstisten der

Finsteraarhornschluchter Bischofskonferenz
vom Pfarrer Lüginsland

G. E. Lessing wurde am 30. Februar \ 805
in Barn Helm geboren. Er war, wie sein Vor-
name Ephraim zeigt, ein Jude, wenn auch ein
polnischer (£ e s 31 tt s f y!). Erschwerend fällt da-
bei in's Gewicht, daß fein Vater „protestantischer
Geistlicher" war. Schon auf der schule stand
er mit dem Teufel im Bunde; denn nach dein
Zeugniß seiner eigenen Lehrer wurden ihm die
lecriones, die anderen zu schwer waren, kinder-
leicht. Als Jüngling trieb er die Lasterhaftig-
keit bereits so weit, daß er seiner Schwester
eine handvoll Schnee in den Busen warf, hier-
auf bezog er die Universität Leipzig, wo er ganz
in die Fußtapfen seines sauberen Mitklassikers
Goethe trat, außer Komödien aber auch noch
Schulden machte. Nachdem er verschiedene
elende Stücke nach dem damals herrschenden
französischen Geschmack „geschrieben" hatte,
wie „die Räuber", „Kabale und Liebe",
„der Hofmeister" und „Lumxacivaga-
bundus", stiftete er Unfrieden zwischen einem
sächsischen Edelfräulein und einem preußischen
Major, woraus der siebenjährige Krieg entstand.
Seine sämmtlichen Werke sind gestohlen. „Emi-
lia Galotti" ist einem römischen Klassiker
Namens Virginias „entlehnt"; ein anderes
Stück: „Laokoon oder das Soldatenglück"
gab er ebenfalls für ein eigenes Produkt aus,
während es bereits vor Ehr. existirte und von
einem Katholiken Namens winckelmann her-
rührt. Die Schrift „Anti-Göze" zeigt schon
im Titel seine gottlose Gesinnung; seine Briefe
firtb nur antiquarischen Inhalts. Gegen
die griechische Kirche richtete sich sein Pamphlet
„Pope und Metaphysiker", das er mit
Hilfe seines Mitjuden Mendelssohn (des
berüchtigten Verfassers vom „Sommernachts-
traum") verübte. Maßvolle Gelehrte wie Klotz
und Lange verfolgte er mit seinem Neid. Einem
alten italienischen Grgeldreher Namens Boc-
caccio stahl er einen kostbaren Ring und
schwatzte ihm dafür, indem er eine lange Ge-
schichte erfand, drei falsche Ringe auf. Den
echten Ring verkaufte er an einen alten Juden
mitNamenNathan derweise, der ihm dafür
seine Tochter Eva zur Frau gab. Der Einzige,
der den sauberen Leszinsky richtig einschätzte,
war der Herzog von Braunschweig, indem er
ihm als Bibliothekar in
Wolfenbüttel ein sehr
schlechtes Gehalt zahlte.

Natürlich s ank ^^„Klas-
siker" schließlich so tief, daß
er „Gespräche für Frei-
maurer" schrieb unter dem
Titel: „Ernst und

Falk"*); nachdem er die-
ses im Aufträge Bitrus
verfaßte Schandwerk voll-
endet hatte, erschien Bitru,
zerriß ihn in Stücke (so-
genannte „Wolfenbütt-
ler Fragmente") und
fuhr mit ihm zur Hölle.

Der gläubige Sohn der
allein selig machenden
Kirche aber liest statt
Lessingscher Schriften den
„Pelikan", der das Eine
enthält, was uns Noth
thut und wogegen alle
Lessinge vergebens käm-
pfen. Amen.

JUGEND .


%

Ein empfindlicher Mensch

Naiver Abgeordneter: „Sie haben ja
wieder eine Audienz beim Reichskanzler ge-
habt! Um was handelt sich's denn?"

Dr Lieber (gereizt): „wie haißt „han-
deln"??!"

63611 und Thun

Begeistert grüßt ihn das vereinte
wagyarenvolk, den Herrn von Szell,
Den kühnen Helden, der dem Feinde
Gezogen über's Ghr das Fell.

Erledigt ist die Ausgleichsfrage,

Als Sieger kehrt der Szell zurück,

3m Lljen-Sturm der Zestgelage
preist sein Genie man und sein Glück.

Graf Thun, der sitzt bei seinem lieben
Finanzminister müd und schlaff.

Kein andrer Trost ist ihm geblieben
Als der berühmte Paragraph.

Doch horch: Da tönt von dünnen Stimmen
Lin Singsang an des Grafen Dhr —
Und wie die Klänge zart verschwimmen
Fragt Thun: „Was soll der Knabenchor?"

Draus Kaizl: „Li für uns're Thaten
Bringt uns den Lohn, was jetzt geschieht:
Die offiziösen Preß-Kastraten —

Sie singen uns ein Zubelliedl"

Josefus

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Nr. 27

Die russlsS-VMWen VezieZungen

Was hat nur Rußland gegen Baden?

Ls grenzt doch keineswegs daran,

Und Keines kann dem Andern schaden,
Durchkreuzen Kein's des Andern Bahn.
Chinesische Interessensphären
Hat Rußland zwar, doch Baden nicht —
Und dennoch scheint's, die Beiden wären
Einander immerdar im Licht, —

So las ich in der Zeitung neulich.

Und selbst der „Schwäbische IUerkur"
Läßt merken, daß nicht sehr erfreulich.
Was jüngst erst wieder man erfuhr
Hinsichtlich dieser beiden Staaten.

Was hat nur Rußland gegen Baden?

So geht's im Leben häufig, leider:

Zwei stehn einander gänzlich fern,

Richt kreuzt sich das Zntreffe Beider,
Und doch hat Kein's das Andre gern.
Die Erde hat doch Raum für Alle,
wie Schiller schon sehr richtig sang.

Daß Keiner an den Andern pralle,

Geh Zeder ruhig seinen Gang.

Doch nutzlos ist da alles Reden.

Was hilft's, was man im Haag jetzt thut?
Die Lust, einander zu befehden,

Liegt vielen leider schon im Blut.

Doch gar zu gern würd' ich errathen:
Was hat nur Rußland gegen Baden?

Willo

Kunstnachrichten

Ein edler Dichter, Namens Wilhelm
Walther, hat eine Sammlung „Streitlieder
wider die Moderne" unter dem Titel „Die
modernde Kunst" erscheinen lassen. In
einem dieser Lieder: „Vorwurf an die Dich-
ter", heißt es unter anderem:

„Dünkt euch denn schön, die Unzucht ab-
zubildern,

Die Sitten eurem Volke zu verroh'n?
wär's edler nicht, den Sittengraus zu mildern,
Statt ihn im Volke Heller anzuloh'n?"

Und später ruft dann der
„reine Thor" in edler
Begeisterung:

„ ... seid verworfen in
die tiefsten Tiefen,
Und jeder Deutsche wer-
fe euch mit Koth."
Dies Buch wird in zweiter
Auflage als Prachtwerk
erscheinen, und zwar mit
Illustrationen von An-
t 0 n v. w e r n e r.

G abriele d'Annun-
zio hat sein Stück „Glo-
ria", das an zwei Stellen
durchgefallen war, als
Buch erscheinen lassen und

sBchsm, ln« ihm die Worte vorgesetzt:

^ „Den Hunden, die es

*) Berüchtigter preußischer
Kultusminister.

Nach dem Thun-Raizl'schen Ausgleichs-Sündenfalle
Stimme von Oben: Graf Thun, wo bist Du?

Das Menschen paar Thun-Daizl: Herr, wir schämen uns, denn wir
sind — mit Ungarn ausgeglichen!

ausgepfiffen haben."

Der Zorn ist ein schlech-
ter Schriftsteller. Hunde
können gar nicht pfeifen.

Forgeur

459

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Kunstnachrichten
Monogrammist Frosch: Ein empfindlicher Mensch
Josefus: Szell und Thun
Pfarrer Lueginsland: Gotthold Ephraim Lessing. Aus den Dichter-Biographien für das katholische Volk
Willo: Die russisch-badischen Beziehungen
Monogrammist Frosch: Nach dem Thun-Kaizl'-schen Sündenfalle
 
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