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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 29 (15. Juli 1899)
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1899

JUGEND

Nr. 29

P. Haustein (Mancher.)

Glossen von Zeno

Der Lebendige — so nenne ich den weisen,
ja den Vernünftigen — sucht den willen des
grünenden Lebens zu erkennen und wandelt
nach diesem seine Ansichten und die des Staates,
die man Gesetz nennt; der Todte aber — der
Gelehrte und Pfaffe — schlagt bei jedem fühl-
bar werdenden Bedürfniß die alten Bücher
auf, um zunächst seine Unstatthaftigkcit nach-
zuweisen und dann vielleicht langsam die Er-
laubniß herauszuklauben.

„Einen weg muß man pflanzen!" sagte
mir ein alter Straßcnwart ausdrucksvoll';
„denn ein weg, den man nicht pflanzt, ist bald
keiner mehr, sondern ein Umweg!" Gut.
wie pflanzt man aber einen weg? Durch
Einlegen und Beschottern, und es ist wohl in
der weiten Welt Niemand, der nicht über
frischbeschottertcn weg schimpft oder doch
seufzt, selbst der Straßenwart nicht, wenn
er den sclbstgepflanzten weg nun zu begehen
und zu befahren hat. Einen weg einlegcn,
um ihn als weg zu erhalten, heißt nichts
anderes, als ihn von Zeit zu Zeit auf einige
Zeit zum Umweg machen. Aber indem man
ihn mit Grimm im Herzen, knirschenden Sohlen
und Rädern, stolpernd und holpernd begeht
und befährt, wird er wieder weg, guter
weg, bessrer weg als zuvor. Und man
ist dem Schotter dankbar, der uns eine weile
die Sohle zerrissen, die Räder zerfchunden und
dem Zugvieh die Hufe ruinirt hat.

Rantum quisque idealismi habet, quantum
realitate valet. Zu deutsch: Aller Idealismus,
den Du nicht realisiren kannst, ist eitel Fackc-
lei, und ^jedcr hat nur soviel Religion, als er
durch die That bewährt.

Man muß dem Freunde kein Sumpf sein;
sondern entweder fester Boden, oder gleich ein
See, in dem er schwimmen oder doch reinlich
ersaufen kann.

Ein Volk, wie ein einzelner Mensch, das
seine Seele verloren, wird auch seinen Geist
verlieren. Es wird noch eine Zeit witzeln, und
dann ganz verkommen.

Einladung zun ^agd

von

Gabriele d'Mnnungo, deutsch von Vaul jQcqfa

Aich, ein feiner Ailberstreifen
J^ündek schein den (Ichngen an.
sHunderk. röche Wüchse schweifen
Hrühe durch den Vhgmian.f

X)ie du auf damchnem Wissen
Achlummech, 0352, holde Jrjrau,
fHach den nachi'gen Hegengüffcn
Mürzig damgfb die grüne

Endlich von dem Weichen ^Zcike
Heb' emgor drin goldnrs Haar;
sHruni im Aiall schon um die Meile
Härmk wie ioll der Hunde Achaar.)

Hörst du? lOich zur i^agd zu laden
^önli der Hörner lauker (Zruh;
fHlüchi'ge Agur auf Maldesgfaden
Iläßii des Hirsches rascher Heiß),

0nd im gdännerkleid, dem Knaggen,
Hingezwängi! die sühe JZnust
sHörst im Hof du deinen Haggen
Michern voller Maldeslust?f

Endlich, Holde, sollst du Kommen!
Momm! - Hurrah! Aie hai's gchörS.
Muf den Hügeln rach erglommen
Akehli der ^ag.) — An Hferd!

zu Dferd!
Register
Gabriele D'Annunzio: Einladung zur Jagd
Paul Haustein: Zierleiste
Zeno: Glossen
 
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