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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

DOI issue:
Nr. 30 (22. Juli 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0059
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Nr. 30

JUGEND

«

1899

Bei Bankier Löwy

Walther Caspari (München)

„Merkste, Isolbche, wie mer tmponiren bem Baron mit unsre faine Tafel! Geh, setz D'r an's Klavier un spiel: So läb'n w'r alle Tage...!"

Klassische Zeugnisse

Das Rad in biblischen Zeiten

,,Ein jegliches Rad war anderthalb Ellen
hoch. Und waren Räder wie Wagen-
räder, und ihre Achsen, Naben, Speichen,
Felgen war alles gegossen."

(1 Kön. 7, 32 f.).

Medeas Rinder — radelten schon

ol'ös 7ial6s£ ix xpoxwv 7is7iau|iivoi
qTsixoöoi..

l^Die Rinder da, des Rades müde, geh'n zu

Luripides )Nedea 46.

Hamlet — ein begeisterter Radler

Er schwört bei seinem Rade:

„Der Deine auf ewig, Fräulein, so lange
diese Maschine ihm zugehört."

(Shakespeare „Hamlet" II, 2).

Der erste Radstürzler

„Jener (Adrastos) entsank dem Sitze und
taumelte neben dem Rade
Vorwärts hin in den Staub auf das

Homer Ilias 6, 42.

Jüdische Radfahrlehrer
„Fahrer mir säuberlich mir dem Rnaben
Absalon I" David bei Sam. 2, 18, S.

Gegen das Hochrad
„Fahrer nicht hoch Herl" Lukas 12. 29.

Radler und Fußgänger

„Es wird dem Fußgänger schwindelig, der
einen Mann mit rasselnder Elle da-

her fahren sicht." Goethe. Tgmont II, 2.

Sogar „Rirchenlieder" muntern

zum Radeln auf: ein Lhoral von Gerhardt
beginnt:

„VTurt laßt uns geh'n und treten!"

4t*

Der Anfang

er Anfang, der Anfang: Du großer Gott!
welch' eine Ernte von Schaden und Spott!
Der Anfang, der Anfang: wie ist der schwer!
GH Gott, wenn doch nur der Anfang nicht war',
Darüber sind wir wohl alle einig:

(Den Anfang nämlich vom Radeln mein' ich.)

Die Sache beginnt mit der schrecklichen Angst,
Mit der Du zur ersten Stunde wankst.

Man bindet Dir einen Gurt um den Leib,
Du betest noch rasch (ob Du Mann oder Weib),
Dann gibst Du Dir einen moralischen Stoß,
Und damit geht die Reife los.

ist radfahren eigentlich schapuch L

versunken die Menschen, die Läufer, die Stadt,
Du stehst auf der Welt nur ein einziges Rad.
Und auf diesem Rade da sitzest Du.

Gerechter Limmel, wie kommst Du dazu?
was thuft Du da oben in schwindelnder Löher
wie kommst Du nur runter in Menschennaher

Da horch! eine Stimme im Tonfall, im steten,
Line menschliche Stimme sagt: .treten! treten!'
Mechanisch machen die Lüße den Tritt,

Das Rad geht vorwärts. Du gehst mit,

Line eiserne Laust hält Dich am Gürtel -
Das ist der Stunde erstes viertel.

Das weitre findet sich schon eher,

Du kommst der Sache immer näher,
Besonders merkst Du Lins vor allen:

Der Lehrer läßt Dich ja nicht fallen.

Da kommt ein Pfahl —!— .Links! links

doch!! links!!!'

pardautz! Da liegt Ohr an dem Dings.

Last Du noch Knochen oder keiner
Lier sind die Arme, hier die Beine —

,Nur weiter! nicht den Muth verlieren.

Das wird noch manches Mal passieren!'

Der Kuckuck hole den Propheten!

Und nun geht's weiter: .treten! treten!'

Doch endlich heißt es: .Schluß für heute,'
Und Du darfst wieder unter Leute.

Doch weh! nun kannst Du weder geh'n.

Noch sttzen, liegen oder steh'n.

Das Bein ist wund, die Schulter kracht —
wie wird bo* werden heute Nacht!

KORY TOWSKA

Empfchlcnswerthe

Reklame für MZmaMnensaörikanteii:

„Radle zu Sause!-

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