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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 4.1899, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 37 (9. September 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.3779#0170
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„Mädchenreigen" im Blü
thenthale / Und „Liebes-
geständniß" und „Lie-
besmai", / Schafe ^
und Rindvieh
auf grünem
Rasen / Und

Nr. 37

6 war im Münchner Glas-

palast: / Vier lange Stunden hatt' ich fast / Erst „Märchen", die kein Mensch nicht verstund, f
drüben in der „Secession" / Und dann herüben „Stillleben" mit Hummern und todten Hasen, /„Iagd-

im „alten Salon" / Im Schweiß des Ange-
sichts unverdrossen / Die Kunstgenüsse en gros
genossen: / ZwölfDutzend „Sonnenuntergänge" /
Und „Morgensonnen" in gleicher Menge, / Zwölf
Dutzend Portrats von lauter Leuten, / Die mir so
Wurst sind, wie Hekuba, / Und tausend grinsende
Riedlichkeiten, / Die ich schon tausendmal g'rad so sah, /

Als Kinder, die sich nicht waschen lassen, / Und „Trutzige
Dirndeln" voll Eifersucht / Und „polnisches Fuhrwerk"
in schmutzigen Gassen, / Das toll dahinjagt in wilder
Flucht, / Und heilige Damen, die Puppengesichter / Hy-
sterisch verzogen, und süß wie Gelöe, / „Wildschützen" und
„Vagabunden"-Gelichter, / Panoptikumscenen von A. v. W. /
Lmpiredämchen und Lardinale / (So feint —

Ls hangt eine Loupe dabei!) / Urck

stücke" mit und ohne Hund, / „Tanzstunden" mit
Rokokogespreize / Und „Klosterbrüder", vergnügt und
fett / Und „Wonnetraume", die weibliche Reize / Freigebig
enthüllten — ach Gott, wie nett! —

Das Alles hatte ich muthvoll ertragen / Und Alles gleich
Dutzend- und Hundertweis.. / Run saß ich todtmüde und
halbzerschlagen / Auf einer Dank. — Der Tag war heiß, / Lin
schwarzes Wetter drohte hernieder, / Stockfinster war es im
Vestibül, / Ls drückte die Luft auf meine Lider / So bleiein
schwer, so dumpf, so schwül! / Ls nickte — nickte — ein Perpen-
dikel! — / Mein armer Kopf — wie schwül der Raum! — /
Da hatte mich Morpheus auch schon beim Wickel / Und
schnarchend lag ich in tiefem Traum.

Und schrecklich war er! Ls wurden die Bilder / Rings
um lebendig. Ls drehte sich / Der schreckliche Schwarm
bald wild und wilder / Im Wirbelsturme wie toll um
mich! / Die vielen verzeichnten und vermalten, / Ver-
drehten, verwachsenen Schreckgestalten / Umkreis-
ten mich heulend in windesschnelle, /
Verdammte Gestalten
aus Dante's
Hölle'

Und jammernd ssoh der Besucher
Menge / Dem Ausgang zu in verrücktem
Gedränge — / Sie schlugen die Schädel entzwei an
der wand, / weil Riemand im Finstern die Thüre fand: /

Lin Friedensengel aus echtem Gips / Der kriegte zu allererst
oen Pips, / Ls brach ihm der Fuß nach den Regeln der Statik — /
Ls war ein Moment von hoher Dramatik! / Line lockige Diana
trieb vorbei, / Die turnte auf einem Hirschgeweih, / Unmögliche Faum
fingen ein / Auf unmögliche Art ein unmögliches Schwein, / Lin sträflicher
Henkersknecht untersuchte / Lin Herlein genau, ob die Gottverfluchte / Vom

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Register
Ki-Ki-Ki: Vision
Arpad Schmidhammer: Glaspalast und Secession
 
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